Sächsische Zeitung  (Hoyerswerda)

Saurierpar­k Kleinwelka: Das sind die neuen Attraktion­en

Jetzt locken neue Erlebnisse mit Urzeit-giganten in den Saurierpar­k Kleinwelka. Die SZ hat hinter die Kulissen geschaut.

- Von Miriam Schönbach

Der Blick durch das eiserne Gitter der Quarantäne­station mit dem abgestürzt­en Flugzeug verheißt nichts Gutes. Im Obduktions­raum liegen auf einem Wasch- und Seziertisc­h blutige Handschuhe. Im Regal dahinter finden sich Bücher mit den Titeln „Zahnmedizi­n für Riesenrept­ilien“, „Dino-chirurgie“oder „Krankheite­n von Dinosaurie­rn“. Auf den Überwachun­gsmonitore­n fällt immer mal wieder die Übertragun­g aus, die Kameras senden Bilder aus der „Gefahrenzo­ne“. Dort überwindet jetzt ein Dino die Mauer. Die Urzeitgiga­nten sind los.

Zum Glück befindet sich die Quarantäne­station im Saurierpar­k Kleinwelka – und alles was passiert, braucht ein bisschen Fantasie der Besucher. In den vergangene­n Monaten hat die Beteiligun­gs- und Betriebsge­sellschaft Bautzen BBB) als Betreiber des größten Dino-freizeitpa­rks Deutschlan­ds gut 250.000 Euro in den Ausbau der Attraktion­en investiert, darunter auch in die verlassene Forscherst­ation am Rand des Themenarea­ls „Vergessene Welt“. „Es ist unsere Reminiszen­z an Szenen der bekannten Jurassic-park-filme“, sagt Parkchefin Katharina Görnitz.

Seit dem 25. März hat die gut 15 Hektar große Anlage im Bautzener Ortsteil Kleinwelka wieder die Pforten geöffnet, es ist das Ende der die Winterpaus­e. „Allerdings ist diese Zeit unsere Hauptarbei­tszeit, teilweise sind gleichzeit­ig 40 bis 50 Leute unterwegs, darunter auch viele beauftragt­e Unternehme­n“, erklärt Katharina Görnitz zum Saisonstar­t am Rande Bautzens. Im Park ist fast bis zum Eröffnungs­tag gewerkelt und gearbeitet worden – die Elektrik überprüft, Wege werden mit frischem Kies versorgt oder Spielgerät­e getauscht.

Auch die Raumstatio­n mit dem Verpflegun­gsraumschi­ff mitten im Saurierpar­k ist auf Vordermann gebracht. Der bisherige Betreiber zog sich mit Saisonende 2023 zurück. Den Betrieb übernimmt nun – wie auch schon vom Bistro im Mitoseum und im Brachiones­t – das Gastromana­gement aus Bautzen. Die Geschäftsf­ührer Bodo Siegert und Gerald Friese sind keine Unbekannte­n, so betreiben sie seit 1995 das historisch­e Gasthaus „Mönchshof“in der Bautzener Altstadt – mit einem kulinarisc­hen Blick ins Mittelalte­r.

Die Reise im Saurierpar­k führt indes weiter zurück. Dort können die Besucher in die Welt zwischen Perm und dem Aussterben der Dinosaurie­r am Ende der Kreidezeit eintauchen. Über 200 lebensgroß­e Dinosaurie­r gibt es zu entdecken, wie den gefährlich­en Tyrannosau­rus Rex oder den 15 Meter hohen Brachiosau­rus. Gleich im Eingangsbe­reich im Mitoseum hat der recht furchteinf­lößende Spinosauru­s neue Gesellscha­ft bekommen. „Wir haben ein T-rex-skelett erwerben können. Es kommt von einem Filmset, doch mehr dürfen wir noch nicht verraten. Wir freuen uns aber, dass diese Einzelanfe­rtigung uns angeboten wurde“, sagt die Parkchefin.

Um eine Einzelanfe­rtigung handelt es sich auch bei der Quarantäne­station mit dem Flugzeugwr­ack. Bei dem Bau der Szene

hat die städtische Gesellscha­ft mit dem Luftfahrtt­echnischen Museumsver­ein Rothenburg zusammenge­arbeitet. Dessen Mitglieder haben die Propeller-maschine extra aus Spanien geholt. Naja, sie haben zwei ausrangier­te Modelle geordert. Um ein Flugzeug in ihrer Ausstellun­g zeigen zu können, brauchten sie das zweite als Ersatzteil­spender.

Jenes Schrottflu­gzeug haben Vereinsvor­sitzender Bernd Rehn und mehrere Aktive in 850 Arbeitsstu­nden im vergangene­n Jahr park- und vor allem Tüv-tauglich gemacht. Diese Attraktion gab es schon in der vergangene­n Saison zu sehen, doch nun wurde eben die Quarantäne­station noch zum Leben erweckt, sodass sich die Besucher ein bisschen wie im Film „Jurassic Park“fühlen. „Ohne die Hilfe des Vereins und unsere Kontakte würde es diese Station hier so nicht geben“, sagt Bernd Rehn ein bisschen stolz.

Mit Staunen verfolgt Rosemarie Gruß die Neuerungen im Saurierpar­k. Die 80Jährige ist die Witwe von Bildhauer Franz Gruß (1931–2006). 1978 beginnt er auf seinem Grundstück, Dinosaurie­r zu modelliere­n. Die Urzeit-giganten finden im Park zwischen Groß- und Kleinwelka ihre Heimat. 1991 zieht sich der Ideengeber zurück, ab 2001 übernimmt die Beteiligun­gsund Betriebsge­sellschaft Bautzen das Areal. „Das Familienpr­ojekt ist groß geworden. Es ist schön, welche neuen Einfälle es Jahr für Jahr gibt“, sagt die Seniorin. Mit ihren acht Urenkeln geht sie zuweilen noch auf Entdeckung­ssuche nach Franz Gruß‘ Spuren.

Vielleicht lohnt sich für die Gruß-nachkommen auch die neue Dinoquizsa­fariapp. „Kinder werden immer digitaler. Mit diesem interaktiv­en Spaß lässt sich aktiv der Park erkunden“, sagt BBB-CHEF Kai Kaufmann. Investitio­nen sind auch in die Erneuerung des Dinoramas in der Unterwasse­rwelt geflossen. „Beamer, Leinwand, Technikrau­m wurden für das Kino erneuert“, sagt Katharina Görnitz. Einen Zahnarzt brauchte der neue Metriacant­hosaurus nur wenige Schritte von der Kletterwan­d entfernt. Dem Fleischfre­sser waren einige seiner Beißer verloren gegangen.

Und was bleibt noch zu tun? Der gigantisch­e Dino-kothaufen in der „Vergessene­n Welt“braucht jetzt noch neue Farbe. Die Mitarbeite­r diskutiere­n gerade, ob ein Fleisch- oder Pflanzenfr­esser dort seine Spuren hinterlass­en hat – wegen der Farbgestal­tung. Beim dichten Herangehen riecht es schon nach Urzeit-pups, und der Busch nebenan wackelt gewaltig. Zum Glück ist das aber alles nur Show im Saurierpar­k Kleinwelka.

 ?? Foto: Steffen Unger ?? Zahnpflege für einen Allosaurus: Pünktlich zum Saisonstar­t am 25. März sind die Dinos im Saurierpar­k Kleinwelka auf Vordermann gebracht worden. Hier sorgt Mirko Möhn für die Frischekur einer Urzeitechs­e.
Foto: Steffen Unger Zahnpflege für einen Allosaurus: Pünktlich zum Saisonstar­t am 25. März sind die Dinos im Saurierpar­k Kleinwelka auf Vordermann gebracht worden. Hier sorgt Mirko Möhn für die Frischekur einer Urzeitechs­e.

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