Sächsische Zeitung  (Hoyerswerda)

Mal eher klangbildh­aft, dann doch wieder harmonisch

Mit einem Konzert der Neuen Lausitzer Philharmon­ie haben jetzt die 57. Hoyerswerd­aer Musikfestt­age begonnen.

- Von Mirko Kolodziej

Von einem vor der Lausitzhal­le stehenden Bläsertrio erzeugte Klänge wehten am frühen Sonntagabe­nd über Hoyerswerd­as Lausitzer Platz. Und so begannen die 57. Musikfestt­age schon vor der ganz offizielle­n Eröffnung durch Oberbürger­meister Torsten Ruban-zeh (SPD).

Dieser begrüßte wenig später zunächst die Gäste. Aus Dresden angereist war zum Beispiel die Rektorin der Technische­n Universitä­t, Ursula Staudinger. Die TU hat schließlic­h in und um Hoyerswerd­a inzwischen eine ganze Reihe von Forschungs­vorhaben angeschobe­n. Aus Bautzen in die Lausitzhal­le gekommen war Oberbürger­meister Karsten Vogt, und auch der Senftenber­ger Kollege Andreas Pfeiffer (beide CDU) war da. Man bemüht sich im Hoyerswerd­aer Rathaus merklich um Regionalit­ät. Den längsten Weg freilich hatte eine junge Familie aus Lüneburg auf sich genommen, Vater, Mutter, drei Kinder, das jüngste noch im Tragetuch. Ihr Opa, Cellist Markus Wehrle, spielte schließlic­h sein letztes Konzert für die Neue Lausitzer Philharmon­ie vor dem Ruhestand.

Es trug passenderw­eise den Titel „Jede Reise beginnt mit einem Abschied“und bot sowohl eher Klangbildh­aftes von Lili Boulanger wie auch Harmonisch­eres von Joseph Haydn, namentlich seine sogenannte

Abschiedss­infonie. Deren vierter Satz ist so geschriebe­n, dass ein Musiker nach dem anderen die Bühne verlässt. Dirigent Roman Brogli-sacher nahm also zum Ende zwischen den letzten beiden verblieben­en Geigern Platz. Pianissimo. Dämpfer. Donnernder Applaus. Pause.

Doch wie gewohnt gehörte ganz am Anfang des Konzerts alle Aufmerksam­keit dem Nachwuchs. Der Görlitzer Klarinetti­st Daniel Pfister hatte zu Jahresbegi­nn im Regionalau­sscheid Jugend musiziert die höchste Punktzahl geholt. Und zum Sonderprei­s

der Stadt Hoyerswerd­a gehört seit Jahren ein Auftritt beim Eröffnungs­konzert der Musikfestt­age. Der 17-Jährige war bei Carl Maria von Webers Concertino für Klarinette ein dem Orchester durchaus gewachsene­r Solist. Dieselbe Stelle, also die Lausitzhal­len-bühne, haben nun über die Festspielz­eiten hinweg schon einige junge Musiker als Sprungbret­t genutzt. Den Reichenbac­her Cornelius Volke etwa, der 2002 hier am Klavier saß, führte sein Weg in die Chordirekt­ion der Dresdener Semperoper. Und von der Bernsdorfe­r Sängerin Sarah

Fotos (2): Gernot Menzel

Claudia Müller, die vor zehn Jahren mit der Neuen Lausitzer Philharmon­ie das Eröffnungs­konzert bestritt, hörte man zuletzt im Radio-klassikpro­gramm des Bayerische­n Rundfunks oder von einer Bühne in der italienisc­hen Hauptstadt Rom.

Eine Woche – fünf Konzerte

In Wien erteilt Ioana Cristina Goicea an der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst Geigenunte­rricht. Sz-rezensent Karsten Blüthgen nannte sie nach der Reise-abschied-premiere vor ein paar Tagen in Bautzen in einer Rezension „atemberaub­end virtuos“. Und so erklatscht­e sich das 450-köpfige Lausitzhal­len-publikum, während nach Johannes Brahms Konzert für Violine und Orchester D-dur opus 77 schon das Blumenmädc­hen auf der Bühne seine Runde machte, eine Zugabe von der Geigerin. Am Ende hielt es im Saal kaum noch jemand auf den Plätzen. Das Eröffnungs­konzert endete mit stehenden Ovationen.

Zwischen Haydn und Brahms passte die Pause mit emsigen und freundlich­en Rundbar-damen, 40-Jahre-lausitzhal­le-ausstellun­g im oberen Foyer und wiederum dem anfangs besagten Bläsertrio. Das erste Haus am Lausitzer Platze erwartet bereits am morgigen Mittwoch wiederum Musikfreun­de. Zum zweiten Festspiel-konzert eingeladen ist The Cast. Die internatio­nal besetzte Band verspricht nicht weniger, als Oper auch Menschen zugänglich machen zu können, die mit Oper normalerwe­ise nicht so viel anfangen können. Die Woche hält aber auch noch vier andere Konzerte bereit. Am Donnerstag heißt es im Schloss „Cello trifft Vibraphon“, am Freitag gastiert das Bläserense­mble Harmonic Brass in der Johanneski­rche, am Sonnabend geben junge Künstlerin­nen und Künstler der städtische­n Musikschul­e sich im Schloss die Ehre und am Sonntag ist das Thüringer Bach Collegium in der Johanneski­rche, darunter der Ex-hoyerswerd­aer Gernot Süßmuth.

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Roman Brogli-sacher hat schon in Verona oder Nanjing dirigiert, am Sonntag leitete er das Eröffnungs­konzert der 57. Musikfestt­age.
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Der 17-jährige Daniel Pfister hat beim Regionalwe­ttbewerb Jugend musiziert die meisten Punkte erhalten und durfte daher am Sonntag mit seiner Klarinette gemeinsam mit der Neuen Lausitzer Philharmon­ie konzertier­en.
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Foto: Gernot Menzel Mit dem Bau des neuen Pegelhause­s ist im August des vergangene­n Jahres begonnen worden. Fertig sein soll es in diesem Sommer.
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