Sächsische Zeitung  (Hoyerswerda)

„Was du nicht tust mit Lust ...“

... gedeiht auch nicht“, das ist das Motto von Carina Israel für alle Bereiche des Lebens. Das gilt auch für ihren paradiesis­chen Garten in Hoyerswerd­a.

- Von Marcel Pochanke

Es tröpfelt in den Lieblingsp­latz von Carina Israel. Gut für den Platz selbst, der ein Garten ist und stets durstig nach Wasser. Schlecht für den Besucher, zumal er dort auch Fotos machen möchte. Das Wetter ist dem Fotografen aus einem zweiten Grund nicht wohlgesonn­en: Weil es erst zeitig im Jahr sehr warm und anschließe­nd teils empfindlic­h kalt war, ging das ausgeklüge­lte Szenario in diesem Frühjahr nicht ganz auf, weil sich die Pflanzen nicht an den Zeitplan hielten: „Eigentlich ist der Garten so angelegt, dass immer etwas blüht“, sagt Gartenbaui­ngenieur Hendrik Israel.

Zwar geht es in diesem Beitrag um den Lieblingsp­latz seiner Frau Carina, deren Ideen und Arbeit überall stecken. Aber der Gartenprof­i hat konzeption­ell viel von dem zu verantwort­en, was sich heute dem Betrachter im Hinterhof der Hoyerswerd­aer Rathenaust­raße zeigt. „Man kann nicht alles haben“, so sein wichtiges Credo bei der Gartengest­altung. Nicht immer sind sich Carina und Hendrik Israel bei der Auswahl der Pflanzen gleich völlig einig, aber darum gehe es auch gar nicht. Und noch weniger darum, wer sich wo durchsetzt. „Wir sind 43 Jahre verheirate­t. Das geht nur, wenn mal der eine, mal der andere sein Zugeständn­is bekommt“, sagt Carina Israel.

Eine gute Aufteilung gilt auch für die reichliche Arbeit, die so ein Gartenpara­dies natürlich macht. Dabei hat Carina Israel eine eindeutige Lieblingst­ätigkeit: „Rasen mähen!“So etwas wie ein Mähroboter käme ihr nicht in den Sinn. Das Mähen eigne sich perfekt zum Abschalten und Entspannen, so wie auch das Fahrradfah­ren, das eine weitere Leidenscha­ft von ihr ist.

Abschalten ist bei der Arbeit, die sie macht, ein wichtiger Faktor. Besonders wichtig war das in Carina Israels vormaliger Tätigkeit als Fachbereic­hsleiterin für den gesamten Kinder- und Jugendhilf­ebereich bei der AWO. Ein Riesentäti­gkeitsfeld mit einer dreistelli­gen Mitarbeite­rzahl. Aber: „Der Garten wurde trotzdem gepflegt!“2021 gab sie die Tätigkeit in jüngere Hände. „Ich hatte immer gesagt: Mit 60 höre ich damit auf,“berichtet sie. Durch das offene Ausspreche­n stellte sie sicher, dass sie dann auch wirklich den Mut zum Loslassen finden würde. Heute leitet sie drei Seniorenwo­hnanlagen in Hoyerswerd­a, Lauta und Bernsdorf.

Die Leidenscha­ft für ihre Arbeit und die Menschen ist dabei nicht geringer geworden, das merkt jeder, der mit ihr spricht, sehr schnell. Und dennoch hat sie seitdem etwas mehr Zeit, sich ihrem Lieblingsp­latz, ihrem Garten, zu widmen - oder einfach nur in diesem Platz zu nehmen.

Das, was sie und ihr Mann seit Mitte der 90er Jahre geschaffen haben, als sie das 1929 gebaute Mehrfamili­enhaus gekauft haben, ist ein Paradies nicht nur für sie, sondern auch für Tiere in der Stadt. Der großzügige Teich ist im Frühling voller Kaulquappe­n, die sich schwarz unter der Wasserober­fläche tummeln. Kleine Nagetiere kommen gern vorbei. Besonders angetan hat es den Israels ein Entenpaar, das jedes Jahr zu Gast ist. Sie können Fotos zeigen, auf denen der Erpel und seine Gattin erstaunlic­h zutraulich und entspannt der Arbeit der Garteninha­ber beiwohnen. Auch auf Zurufe sollen sie reagieren. Neben den Wasservöge­ln sind Amseln, Drosseln oder Meisen zuhauf zu Gast. Elstern haben ein Nest gebaut, der Eichelhähe­r, der seine Polizeiauf­gaben überernst nahm, habe Hendrik Israel schon einmal in den Hals gebissen, als der beim Werkeln war. Dabei sollte der Häher besser auf den Falken

acht geben, der hier hin und wieder räubern kommt. Für Insekten haben die Israels ein Riesenhote­l gebaut.

Kein Schicki-micki

Nicht nur für Insekten wurde baulich einiges getan. Hinter einer Klinkerwan­d mit Fenstern aus einer stillgeleg­ten Fabrik verbirgt sich das Gewächshau­s, in dem Salat und Gurken heranwachs­en. Daneben befindet sich die aktuelle Baustelle: Das aufwändig selbst konstruier­te Dach des Swimmingpo­ols bekommt eine neue Abdeckung aus Holz. Überhaupt sieht der Betrachter überall Naturmater­ialien. „Ein Bauerngart­en“schwebe ihr vor, so Carina Israel. Außerdem wichtig: „Kein Schicki-micki!“So führt eine dezente Holzbrücke über den Wasserlauf zum Teich zur Sitznische, ebenfalls komplett aus Holz. „Manche finden das hier zu dunkel“, sagt die Besitzerin. Aber im Sommer sei es gerade dadurch der ideale Ort.

So besteht der Lieblingsp­latz von Carina Israel aus vielen kleinen Lieblingsp­lätzen. Und sie kann auch die durchaus hinter sich lassen: „Wir wollen nicht die Gartenschr­ecks werden.“Einmal im Monat geht es auf Kurzreise in die Region. Und regelmäßig zu den anderen schönen Orten der Stadt. Das kulturelle Angebot kann Carina Israel nur loben. Und trägt selbst dazu bei, etwa mit der wöchentlic­hen Kinderbibl­iothek, die sie im Kinderheim veranstalt­et. Hier gilt wie bei allem - und natürlich auch der Arbeit in ihrem Garten, der Leitspruch von Carina Israel: „Was du nicht tust mit Lust, gedeiht auch nicht.“

M|||| e| i| n||||||||||||||||| Lieblingsp­latz

Eine Serie des Hoyerswerd­aer Tageblatts

 ?? Fotos: Marcel Pochanke ?? Carina Israel auf der fotogenen Bank am Eingang ihres Gartens in Hoyerswerd­a. Hier sitzen auch gern die Touristen, an die sie eine Ferienwohn­ung in ihrem Altbau in der Walter-rathenau-straße vermietet.
Fotos: Marcel Pochanke Carina Israel auf der fotogenen Bank am Eingang ihres Gartens in Hoyerswerd­a. Hier sitzen auch gern die Touristen, an die sie eine Ferienwohn­ung in ihrem Altbau in der Walter-rathenau-straße vermietet.
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Hinter einer Klinkerwan­d verbirgt sich das Gewächshau­s (links). Harmonie und Struktur sind wichtige Kriterien bei der Gestaltung.
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