Sächsische Zeitung (Hoyerswerda)
Unesco-titel für Wolfsberg und Fujiyama
Das „Land der erloschenen Vulkane“in Niederschlesien ist nun international anerkannt als Geopark.
Schon von weitem fällt er auf, der Spitzberg (Ostrzyca). Der nur knapp über 500 Meter hohe Gipfel nämlich ragt spitz aus dem Umland von Góry Kaczawskie, also dem Bober-katzbach-vorgebirge, in den Himmel. Seiner Form und Geschichte verdankt er auch seinen Spitznamen „Schlesischer Fujiyama“. Er ist einer von einem guten Dutzend erloschener Vulkane im Großraum des Bober-katzbach-gebirges in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Die einst rauchenden, Feuer und Lava speienden Schlote zählen zu den ältesten vulkanischen Zeugnissen in ganz Polen.
Seit kurzem gehört die Region zu den anerkannten Unesco-geoparks. Dort können Einheimische wie Gäste Millionen Jahre Erdgeschichte erleben. Große und Kleine Orgel, Schlesischer Fujiyama, Wolfsberg oder Rabenklippen – so malerisch die Namen, so eindrucksvoll ist auch die Landschaft zwischen Złotoryja (Goldberg) und Jelenia Góra (Hirschberg).
Sagenhafte 540 Millionen Jahre alt sind die ältesten Schichten, die Besucher hier mit eigenen Augen sehen können. Die vulkanischen Granite und Gneise zählen zu den mehr als 17 unterschiedlichen Gesteinsarten aus verschiedenen Zeiten, die dort auf engstem Raum ineinandergeschoben wurden. Eindrucksvoll seien auch die viel jüngeren vulkanischen und organischen Böden, wie etwa die Kalkböden, die aus den Überbleibseln einstiger Meeresbewohner entstanden sind, wie das Polnische Fremdenverkehrsamt informiert.
Aber auch die heutige Tier- und Pflanzenwelt der Mittelgebirgsregion verlocke zum Beobachten. So finden sich in verschiedenen Schutzgebieten zahlreiche seltene sowie vom Aussterben bedrohte Tierund Pflanzenarten.
Verzögerung wegen Corona
Das Projekt „Kraina Wygasłych Wulkanów“(Land der erloschenen Vulkane) werde von einem regionalen Verein koordiniert. Gemeinsam mit 14 Gemeinden hatte der 2019 einen Antrag bei der Unesco auf die Errichtung eines Geoparks eingereicht. Die Corona-pandemie habe den Prozess verzögert, aber kürzlich kam die offizielle Auszeichnung durch die Unesco-jury.
Damit reihe sich das Bober-katzbachgebirge neben dem deutsch-polnischen Geopark „Muskauer Faltenbogen sowie dem Geopark „Góry Świętokrzyskie“(Heiligkreuzgebirge) in die Riege der wichtigen Un-schutzgebiete im Land ein.
Durch die Ernennung zum Geopark soll der Tourismus in der Region angekurbelt werden, hofft man beim Fremdenverkehrsamt. Das Netz an Wanderwegen werde weiter ausgebaut, im Bildungszentrum „Sudecka Zagroda Edukacyjna“auf einem ehemaligen Bauernhof in Dobków (Klein Helmsdorf) werden Workshops organisiert. Dort können zum Beispiel unter Anleitung zuvor in einem nahegelegenen Steinbruch gesammelte Edelsteine geschliffen und poliert werden.
Die Region sei gekennzeichnet von den Spuren dreier Perioden mit vulkanischer Aktivität, aber auch von Überschwemmungen, Wüsten- und Eiszeiten. Es gebe eine Basaltrose oder monumentale Porphyrsäulen, die einer riesigen Kirchenorgel ähneln, hieß es in der Meldung eines Onlinemediums.
Aber auch ganz andere historische Zeugnisse seien zu entdecken. So gebe es im Umfeld der Stadt Wojcieszów (Kauffung) in Kalkgesteinen viele Höhlen mit den ältesten Lebensspuren der Menschheit.
Drittes Unesco-gebiet im Land
Das Land der ausgestorbenen Vulkane in Niederschlesien ist das dritte Geopark-gebiet in Polen. Die Aufnahme in das Weltnetz sei nicht nur eine Ehre für die lokale Gemeinschaft, sondern eine Gelegenheit für die weitere touristische Entwicklung der Region, wie Medien die Verantwortlichen zitieren.
Die Region sei auch reich an kulturgeschichtlichen Stätten. Wie im benachbarten Iser- und Riesengebirge gruben die Menschen bereits früh nach Mineralien. Bis heute zeugen die Reste alter Minen und zahlreiche Steinbrüche von dieser Tätigkeit. Zudem finden sich dort die Ruinen der ältesten Burg Niederschlesiens, der Schweinhausburg. Bedeutend sei auch die Bolkoburg, in deren Räumen sich ein Museum
zur Geschichte von Burg, Ort und Region befindet. Auf einem Basalthügel thront die aus 32 Millionen Jahre alten Nephenelit-steinen erbaute Gröditzburg, die regelmäßig Schauplatz von Ritterturnieren und anderen Veranstaltungen ist.