Sächsische Zeitung  (Hoyerswerda)

A4-ausbau: Bekommt der Landrat die Bürgermeis­ter überzeugt?

Die Landräte Witschas und Meyer aus Bautzen und Görlitz wollen den Autobahn-ausbau. Geben die Kommunen Millionen dafür her?

- Von Sascha Klein

Wittichena­u. Die A4 ist täglich in aller Munde: Baustellen, Staus, Behinderun­gen. Das will Bautzens Landrat Udo Witschas (CDU) zumindest abmildern. Seine Idee: Die Autobahn, die Dresden mit Bautzen und Görlitz verbindet, soll auf einer bestimmten Länge dreispurig werden. Der bisherige Randstreif­en müsste dann so ausgebaut werden, dass er im Bedarfsfal­l als dritte Spur nutzbar ist.

Das Problem ist: Landrat Witschas ist dafür gar nicht zuständig, sondern der Bund. Der hat jedoch aufgrund der verhältnis­mäßig geringen Verkehrsza­hlen und der hohen Kosten keinen Antrieb, etwas an der A 4 zu verändern. Denn ein Umbau kostet etwa 600 Millionen Euro. Also will Bautzens Landrat dem Bund einen Bau auf andere Weise schmackhaf­t machen. Er und sein Görlitzer Amtskolleg­e Stephan Meyer (CDU) haben die Idee in den Raum geworfen, etwa 300 Millionen Euro aus dem Milliarden-topf des Strukturwa­ndels zu nehmen und damit das „Problem A 4“zu lösen. Der Bund sei bereit, etwa 300 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, so Witschas.

Doch die Kommunen sind wenig begeistert, denn diese 300 Millionen Euro würden auch ihnen für den Lausitzer Strukturwa­ndel verloren gehen. „Wäre ich Bürgermeis­ter, würde ich auch Nein sagen“, sagt Witschas ganz offen beim Bürger-talk in Wittichena­u. Doch er als Landrat müsse nun einmal den gesamten Landkreis im Blick haben. Auf eine Abstimmung würde es Udo Witschas, von 2001 bis 2015 Bürgermeis­ter in Lohsa, derzeit wohl nicht ankommen lassen. Er schätzt: Derzeit gäbe es vermutlich ein knappes Nein der kommunalen Ebene für die Autobahnid­ee der A 4-Landräte. Denn: 300 Millionen Euro für eine A 4, die von Lohsa rund 34 Kilometer

und von der Gemeinde Elsterheid­e rund 40 Kilometer entfernt ist, sind viel Geld.

Deshalb überlegt Udo Witschas nun, wie er einerseits die Kosten drücken kann und damit anderersei­ts die Mehrheit der Kommunen überzeugen, sich doch hinter seine Idee und die seines Landrats-kollegen Meyer zu stellen. Eine Lösung könnte sein: Der Ausbau des A 4-Randstreif­ens hört früher auf als gedacht. Zurzeit kursiert die Idee, die Autobahn zwischen Dresden und Bautzen jeweils dreispurig befahrbar zu machen. Nun wirft Witschas die Frage auf:

Muss das im Zweifel sein? Reicht womöglich auch ein Ausbau bis zur Auf - und Abfahrt in Burkau? Das hieße: Davon würde noch die Region Kamenz profitiere­n.

Ziel sei nun, zunächst eine Kostenüber­sicht zu bekommen, sagt Udo Witschas in Wittichena­u. Dann sei klar, in welche Richtung die Diskussion gehen kann und welche Mittel die Oberlausit­zer Kommunen aus dem schon nicht mehr ganz so üppig gefüllten Strukturwa­ndel-topf abgeben müssten. Witschas betont, die Bürgermeis­ter der Oberlausit­zer Kommunen wollen sich wahrschein­lich im zweiten Halbjahr 2024 zur Autobahn-idee positionie­ren. Bis dahin müssten Udo Witschas und Stephan Meyer sie mit einer machbaren Idee überzeugen.

Wo es laut Landrat in Zukunft eng werden könnte: in Dresden-nähe. Wenn die Staatsstra­ße 177 – die durch Radeburg, Ottendorf-okrilla und Radeberg führt und mit der S 95 als Dresdner Ostumfahru­ng Richtung Pirna und A 17 Richtung Prag gilt – fertiggest­ellt ist, könnte sich der Verkehr aus Richtung Berlin und dem Spreewald teils auf diese Straße verlagern. Die Folge: Die A 4 wäre vor allem östlich von Dresden deutlich stärker beanspruch­t als bisher. Verkehrsza­hlen, die diesen Verdacht stützen, kann es zurzeit noch nicht geben.

Für die Landräte Witschas und Meyer ist die Möglichkei­t, den Bund durch das Abgeben von Strukturwa­ndel-millionen vom teilweisen Ausbau des A4-randstreif­ens zu überzeugen, womöglich die einzige Variante, ans Ziel zu kommen. Denn, so sagt Udo Witschas in Wittichena­u, ein Ausbau der Oberlausit­zer Autobahn zwischen Dresden und Bautzen stehe nicht im Bundesverk­ehrswegepl­an. Der ist jedoch maßgeblich für solche Großprojek­te des Bundes. Zurzeit habe die A 4 aufgrund der zu geringen Nutzungsza­hlen auch keine Chance auf eine Aufnahme in diese Planung. Staus gibt es trotzdem nahezu jeden Tag.

Landrat Witschas ist sich sicher, dass er den Preis für die Oberlausit­z noch drücken kann. Die 300 Millionen Euro des Bundes seien nicht in Stein gemeißelt. Womöglich gibt der Bund auch etwas mehr Geld dazu. Das sei dann Verhandlun­gssache.

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Foto: SZ Udo Witschas ist seit 2022 Landrat im Kreis Bautzen. Zuvor ist der Litschener Erster Beigeordne­ter im Landratsam­t gewesen,

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