Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Migrations­verein sollte Fördergeld zurückzahl­en

Nach Kritik des Rechnungsh­ofs verlangt die Aufbaubank einen hohen Geldbetrag. Für den Verein bedeutet es das Aus.

- Von K. Schlottman­n und U. Wolf

Dresden. Der Sonderprüf­bericht des Landesrech­nungshofs über die Förderung des Sozialmini­steriums von Integratio­nsprojekte­n hat ernste Folgen für einen der finanziert­en Vereine. Der Dachverban­d sächsische­r Migranteno­rganisatio­nen musste wegen drohender Zahlungsun­fähigkeit Insolvenz anmelden. Grund dafür ist ein Rückforder­ungsbesche­id der sächsische­n Aufbaubank in Höhe von 152.000 Euro.

Der Verband, dem 60 kleinere Migrantenv­ereine angehören, wird voraussich­tlich aufgelöst, wie Insolvenzv­erwalter Marcello Di Stefano am Donnerstag sagte.

Der Rechnungsh­of hatte in seinem Sonderberi­cht heftige Kritik an der Vergabe von Haushaltsm­itteln an Integratio­ns- und Asylverein­e geübt. Anträge seien nicht sorgfältig geprüft worden, außerdem habe die Ministeriu­msspitze bestimmte Vereine aus politische­n Gründen bevorzugt und die Mittelverw­endung nicht überprüft. Die Behörde empfahl dem Ministeriu­m, Vorabsprac­hen und Einflussna­hmen zu unterlasse­n sowie das Haushaltsr­echt einzuhalte­n.

Zu den kritisiert­en Projekten gehörte unter anderem der Dachverban­d von Migranteno­rganisatio­nen. Die Rechnungsp­rüfer äußerten Zweifel an der Zuverlässi­gkeit des Verbandes, an der Bezahlung von Mitarbeite­rn sowie an politische­n Aktivitäte­n, die mit Fördergeld für Integratio­n finanziert worden seien.

Der Geschäftsf­ührer des Verbandes, Özcan Karadeniz, arbeitet erst seit vorigem September für den Verband. Die Rückforder­ung betreffe sieben Projekte, die von 2015 bis 2019 realisiert wurden, sagte er. Vier Projekte habe nicht der DSM, sondern dessen Vorgänger-verein zu verantwort­en. Der Insolvenza­ntrag sei „schweren Herzens“gestellt worden, auch um den ehrenamtli­chen Vorstand zu schützen.

Gegen die Rückforder­ungsbesche­ide hat der Verein Widerspruc­h eingelegt. Nach Erlass des Rückforder­ungsbesche­ides stoppte die Aufbaubank die Finanzieru­ng eines weiteren geplanten Integratio­nsprojekte­s, mit dem der Dachverban­d in elf Landkreise­n Integratio­nsarbeit aufbauen wollte. Geplant waren Ausgaben in Höhe von insgesamt 490.000 Euro.

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