Der tapfere Tumorpatient Paul wartet auf seinen Op-termin
Das Lymphaniom in Pauls Kopf ist weiter gewachsen. Der kleine Junge aus Weinböhla muss operiert werden – so schnell wie möglich. Täglich hofft die Familie auf eine Terminzusage aus den USA.
Weinböhla. Die Bilder des MRT sprechen eine eindeutige Sprache. Sie zeigen das Gewebe des Lymphangioms. Der gutartige Tumor ist weiter gewachsen und drückt auf Pauls rechtes Auge. Der tapfere Junge aus Weinböhla muss wieder unter das Messer und das am besten so schnell wie möglich.
Das Problem: Die Tumorzellen haben sich um den Sehnerv entwickelt, und es gibt weltweit kaum eine Handvoll Ärzte, die sich diesen Eingriff zutrauen.
Einer von ihnen ist Dr. Aaron Fay aus New York. Er hat Paul bereits vor einiger Zeit operiert, nicht in den USA, sondern in Eberswalde.
Diese Kooperation besteht aktuell nicht mehr, so dass Paul in den USA operiert werden muss. Eine Entscheidung, die mittlerweile auch die Krankenkasse AOK befürwortet. Sie hat sogar angekündigt, die Kosten teilweise übernehmen zu wollen.
„Dafür müssen wir nun noch einige Hausaufgaben machen“, sagt Pauls Vater Norman. Termin und Klinik müssen mitgeteilt werden, der genaue Op-termin und einen Kostenvoranschlag gilt es einzureichen. Das geht aber erst, wenn es eine Rückmeldung aus den USA gibt, und auf die wartet die Familie tagtäglich.
Am 27. März ging es für Paul wieder ins Krankenhaus. In Dresden-neustadt wurde ein MRT gemacht, um zu schauen, wie sehr sich das Lymphangiom ausgebreitet hat. Diese Bilder liegen nun Dr. Fay vor. Sie zeigen, der Tumor ist größer als vor einem Jahr und das trotz der OP, die erst im vergangenen Herbst stattgefunden hat. „Die Ärzte lassen bei der Gewebeentnahme immer Zellen zurück, aus denen sich das Lymphangiom wieder neu entwickelt“, so Norman Köhler.
Paul begutachtet seinen Port. Über diesen erhält er das Narkosemittel, sodass er die Untersuchung regelrecht verschläft.
Er hatte auf der Spendenplattform „gofundme“um Unterstützung geworben und diese auch gefunden. Fast 70.000 Euro sind insgesamt über die Spendenplattform und direkte Zuwendungen mittlerweile zusammengekommen. Über 1.200 Spender wurden registriert, und unter den Unterstützern sind viele Gewerbetreibende aus der Region, aber auch Vereine, wie die Weinböhlaer Karnevalisten. Das Geld könnte, so Vater Norman optimistisch, für die erste Behandlung in den USA reichen. Geradeso, denn die Behandlungskosten dort sind üblicherweise deutlich höher als hierzulande. Das liege unter anderem an den hohen Schadenersatzforderungen, denen sich Ärzte gegenübersehen, erklärt Norman Köhler.
Schuleinführung verschoben
Unterdessen hat die Familie entschieden, die für diesen Sommer geplante Schuleinführung von Paul noch einmal um ein Jahr zu verschieben.
Er kommt dann zeitgleich mit seiner Schwester Emma 2025 in die Schule, hat aber vor allem noch etwas Zeit, die anstehende Operation zu verkraften. „Natürlich wäre es uns lieber, wir könnten den Eingriff
in Deutschland machen lassen. Aber dafür fehlen hier schlichtweg die Voraussetzungen“, sagt Norman Köhler. Die Reise in die USA würde übrigens auch einige Zeit kosten, denn sie wäre mit einem 14-tägigen Aufenthalt verbunden, in der die Opwunde nachversorgt werden muss. „Die meisten Komplikationen gibt es nach drei Tagen“, erzählt der Vater. Dazu gehören Wundheilungsstörungen, die Paul auch schon erlebt hat.
Die Familie dankt allen, die bisher mit Geldspenden und auch Kontakten weitergeholfen haben. Das Spendenkonto soll weiter geöffnet bleiben, um Gelder zu sammeln für künftige Behandlungen. Parallel recherchiert Norman Köhler Möglichkeiten, ob die Kosten von einer Stiftung übernommen werden können. Auch da gibt es, ähnlich wie bei der medizinischen Versorgung, in den USA weit mehr Möglichkeiten als in Deutschland.