Die Welt auf sechs Saiten
Die „Nacht der Gitarren“lädt auf eine Reise durch Klassik, Latin, Swing, Flamenco und Jazz.
Er galt zuweilen als bester Sänger, den die DDR zu bieten hatte. Holger Biege hatte das, was man die Seele in einer Stimme nennt, und stach heraus aus dem sonstigen Vokalsound im Sozialismus. Letzterer, mitsamt den Hürden des damaligen Kulturbetriebs, trieb den Pianisten, Sänger, Komponisten und Arrangeur 1983 in den Westen, wo die Kommerzialisierung der Musikbranche für weitere Enttäuschungen sorgte. Nach der Wende gelang Biege ein großartiges Comeback in Ost und West. Als er später, 2012, anlässlich seines 60. Geburtstages, ein drittes Mal durchstarten wollte, ereilte ihn und seine Familie der schwere Schicksalsschlag einer ihm sechs Jahre später den Tod bringenden Krankheit.
Lieder wie „Reichtum der Welt“und „Sagte mal ein Dichter“bleiben unvergessen. Unter letzterem Titel entstand eine Biografie. Autor und Musik-journalist Wolfgang Martin hat sich mit dem Stern Meissensänger Manuel Schmid (Foto) zusammengetan, um im Pirnaer Q24 die Erinnerung an Holger Biege mit einigen seiner schönsten Lieder wachzurufen. Dazu gibt es vielleicht „Cola-wodka“an der Bar.
Als vor 5.000 Jahren die ersten gitarrenähnlichen Instrumente im Orient erklangen, da war noch nicht klar, dass das mit Saiten bespannte Musikwunder mal zum nahezu wichtigsten Instrument der Menschheit avanciert. Der Weg etwa von der ägyptischen Langhalslaute bei den alten Pharaonen bis hin zu John Lennons markanter E-gitarre oder zur doppel- oder gar dreihälsigen Rock- und Metalgitarre war zwar weit. Doch immer schwang der Klang der weiten Welt zwischen den Fingern und Saiten aus Darm, Nylon oder Stahl. Heute werden Gitarren in fast allen Teilen der Welt gespielt. Ebenso vielfältig sind die Techniken und Stile der jeweiligen Musiker, die die Instrumente in den unterschiedlichen Musikepochen zum Klingen bringen. Mit nahezu grenzenloser Spielfreude darf das Publikum nun wieder zur „Nacht der Gitarren“in der Dresdner Lukaskirche rechnen. So sieht man auf der Gitarre den Fingerstyle, der dem amerikanischen Jazz entstammt, vibrierenden Flamenco aus Andalusien, oder ganz klassisches Spiel aus Westeuropa.
Gitarrenorchester im Taschenformat
Das Ensemble guitar4friends aus Berlin steht dabei seit vielen Jahren für einen kreativen Umgang mit dem berühmten Instrument. Drei Gitarristinnen und ein Gitarrist treten mit individuellen Arrangements in einen lebendigen Dialog und nehmen den Zuhörer mit auf eine musikalische Reise. Die rhythmische und klangliche Vielfalt der Gitarre kommt dabei laut Ankündigung voll zur Geltung. Das gitarristische Können der aus unterschiedlichen Richtungen stammenden Musikerinnen und Musiker ergibt eine dynamische Verbindung von Elementen aus Klassik, Latin, Swing, Flamenco und Jazz. Von Sologitarre über Duo, Trio bis hin zum Gitarrenorchester im Taschenformat entsteht eine intensive und vielseitige Performance, die gerade in der speziellen Akustik einer Kirche an der Seele rühren dürfte.
Angekündigt für dieses Klangerlebnis haben sich Silke Fell im Stil Swing- und Bossa-gitarre, Kathrin Redlich für die klassische Spielart, Veronika Vogel an der Jazz-gitarre sowie Georg Kempa, der den temperamentvollen, spanischen Flamenco virtuos zu spielen weiß. Es wäre also kein
Wunder, wenn die Musikhäuser der Region nach dem Konzert mit Fragen angehender Saiten-zupfer konfrontiert werden.