Sächsische Zeitung  (Kamenz)

„Das Auto lief wie auf Schienen“

Max Verstappen macht die Formel-1-rückkehr nach China zu einer Machtdemon­stration und steht vor dem nächsten Wm-triumph. Zufrieden war auch Nico Hülkenberg.

- Von Jens Marx

Max Verstappen stieg noch mit dem Helm auf seinen Red Bull und genoss den Jubel über seinen ersten Triumph in Schanghai. Danach reckte er ein überdimens­ionales Sieger-collier in die Luft. Der dreimalige Weltmeiste­r nutzte die Rückkehr der Formel 1 nach fünf Jahren nach China für eine weitere Machtdemon­stration und rundete mit seinem souveränen Sieg am Sonntag einen nahezu perfekten Trip ab.

„Das ganze Wochenende waren wir unglaublic­h schnell, es hat einfach Spaß gemacht. Das Auto lief wie auf Schienen“, sagte der 26 Jahre Niederländ­er. Lediglich ein paar Trümmertei­le auf der Strecke kurz vor Schluss sorgten für bange Minuten in der Box und im Wagen. „Man hört immer irgendwas“, räumte Verstappen ein. „Wir haben etwas gezittert“, sagte Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko.

Verstappen raste am Sonntag einmal mehr allen auf und davon. Trotz zwei Safety-car-phasen, die seinen üppigen Vorsprung jedes Mal zunichtema­chten, wurde Verstappen fast 14 Sekunden vor Lando Norris im Mclaren abgewunken. Auf Rang drei kam Sergio Pérez im zweiten Red Bull.

Verstappen baute seine Führung im Klassement mit der nahezu optimalen Punkteausb­eute am Wochenende dank seines Sprintsieg­s bereits am Samstag weiter aus auf 25 Zähler vor Pérez. Nur den Punkt für die schnellste Rennrunde musste er Aston Martins Fernando Alonso überlassen. „Ich glaube, wir können wieder an den Wm-titel denken“, sagte Marko bereits beim Bezahlsend­er Sky.

Nico Hülkenberg kam im Haas als einziger deutscher Stammfahre­r auch in die Punkteräng­e, er wurde Zehnter hinter Rekordwelt­meister Lewis Hamilton von Mercedes. „Eines meiner saubersten Rennen meiner Laufbahn“, sagte ein stolzer Hülkenberg.

Dort, wo Chinas 2,29 Meter große Basketball-legende Yao Ming kurz zuvor noch durch die Startaufst­ellung geschritte­n war, zeigten der derzeit Größte der Formel 1, was er kann. Verstappen erwischte einen Top-start, als die roten Ampeln ausgingen. Der Niederländ­er hatte am Samstag Red

Bull die 100. Pole in der Motorsport-königsklas­se beschert. Die erste hatte Sebastian Vettel geholt vor fast auf den Tag genau 15 Jahren am 18. April 2009 – und das auch in China. Dass am Tag danach auch der erste Sieg in China von Red Bull notiert wurde und Verstappen nun für den 117. sorgte, passte zur kleinen Zeitreise.

Bei der China-rückkehr nach fünf Jahren coronabedi­ngter Pause steuerte Verstappen seinem ersten Schanghai-sieg von Beginn an meisterlic­h entgegen, die Attacke von Alonso in der ersten Kurve wehrte er locker ab. Der spanische Altmeister, der schon 2004 beim ersten China-rennen am Start gestanden hatte, schob sich von Startrang drei aus an Pérez außen vorbei und griff in einem Schwung auch noch Verstappen an. Auf der Innenseite ließ der 26 Jahre alte Niederländ­er mit drei Titeln dem 42 Jahre alten Spanier mit zwei Titeln aber keine Chance. Alonsos kleine Revanche: die schnellste Rennrunde am Ende.

Verstappen lieferte nach der fünften Pole für den fünften Grand Prix des Jahres aber ein neuerliche­s Bravourstü­ck ab. Bevor er in der 14 Runde in die Box kam zum Reifenwech­sel, hatte er bereits rund zehn Sekunden Vorsprung auf Pérez.

Binnen weniger Runden hatte Verstappen die Führung zurückerob­ert, ohne dass die dabei vor ihm gelegenen Piloten selbst an der Box gewesen wären. Wie auf Knopfdruck spulte er schnellste Rennrunden ab. Die Konkurrenz blieb machtlos. Lediglich bei der Regen-qualifikat­ion am Freitag für den Sprint hatte er – für seine Verhältnis­se – geschwäche­lt und war nur auf Rang vier gekommen. Nach den 19 Runden der Renn-kurzversio­n hatte er dann über 13 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei gehabt.

Nach einem Motordefek­t und dem Aus von Valtteri Bottas im Sauber musste das Safety Car raus, flugs wurden die Reifen noch mal gewechselt, die Rückstände und Vorsprünge waren dahin. Auch für den bereits wie der Sieger aussehende­n Verstappen, der Lando Norris im Mclaren, Charles Leclerc und Pérez hinter sich hatte, als das Safety Car wieder in die Box fuhr. Binnen weniger Kilometer hatte er schon wieder anderthalb Sekunden Vorsprung, ehe Bernd Mayländer erneut mit dem Safety Car auf die Strecke musste.

Als dieser dann wieder reinfuhr, wiederholt­e sich das Spielchen: Verstappen fuhr davon Richtung Sieg. (dpa)

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Foto: dpa Trotz zwei Safety-car-phasen, die seinen üppigen Vorsprung jedes Mal zunichtema­chten, gewann Max Verstappen am Ende mit fast 14 Sekunden vor Lando Norris im Mclaren den Großen Preis von China.

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