„Wir dürfen den rechten Parteien nicht die Stadt überlassen“
Weit über 200 Menschen kamen am Sonntag zum musikalischen Brunch „Radeberg is(s) bunt“auf den Marktplatz in Radeberg. Die Resonanz war überwältigend.
Kartoffelspeisen aus Afghanistan, ukrainische Butterbrote, türkische Süßspeisen, Obst, Gemüse, eine Menge Brot und Brötchen sowie Kuchen und Torten. Manche Tische bogen sich fast unter der Last der Köstlichkeiten aus aller Welt. Die Stimmung bei den Besuchern des musikalischen Brunchs „Radeberg is(s) bunt“, das am Sonntagmittag auf dem Marktplatz der Bierstadt stattfand, war bestens.
Radeberg gegen Rechtsextremismus
Nicht zuletzt auch, weil die Dresdner Band Banda Comunale an diesem sonnigen Tag alle Menschen auf dem Marktplatz begeisterte. Zwischen Tischen und Bänken stand Holger Wedemeyer, der Vorsitzende des Bündnis „Radeberger Land hilft“und schaute auf die vielen Menschen um ihn herum, die seit dem Vormittag alleine oder in kleinen Gruppen zum Marktplatz gekommen waren. Sie saßen auf Bänken und lauschten der Musik, aßen und tranken, plauderten und diskutierten, während ein paar Meter weiter Kinder verschiedener Nationen miteinander spielten. Kurzum: Es lag eine frohe und gelöste Stimmung über dem Radeberger Marktplatz.
Beim Bündnis, dass dieses auch als „Gastmahl der Kulturen“bezeichnete Event zum ersten Mal in der Stadt ausrichtete, zeigte man sich angesichts der tollen Resonanz sichtlich beeindruckt. „Das ist ja einfach herrlich“, meinte der 57-jährige Cdu-stadtrat Wedemeyer, der angesichts der zahlreichen Leute, die zum Marktplatz strömten, darauf vertraute, dass die Sitzgelegenheiten ausreichten. Keine Sorge, das werde schon klappen, beruhigte ihn Christine Finzel von der Initiative „Radeberg mit Herz und Haltung“, deren Mitglieder den Brunch mit unterstützten.
Das einfache Prinzip dieser Veranstaltung lautete: Mitmachen! Jeder war eingeladen. Menschen jedweder Herkunft sollten ihre Lieblingsspeisen mitbringen und sie teilen, neue Freunde kennenlernen, mit anderen ins Gespräch kommen.
Der Seeligstädter Thomas Tröltsch erzählte, das er nach Radeberg gekommen sei, um zum einen neue Kontakte „zu netten Menschen“knüpfen zu können und zum anderen, um ein sichtbares Zeichen zu setzen. Gegen Rechts und den zunehmenden Rechtsextremismus. „Wir dürfen den rechten Parteien einfach nicht die Stadt überlassen“, meinte eine junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung sehen will. Radeberg sei bunt, sei vielfältig und sei vor allem offen für alle Menschen, das konnte man am Sonntag an vielen Tischen hören.
Ein Jahr Vorbereitung
„Wir sind hier, um deutlich zu machen, dass wir eine tolerante Gesellschaft sind“, meinte Carmen aus Großerkmannsdorf. Und Falko Bader, der zum Organisationsteam gehörte, wies darauf hin, dass so ein Gastmahl „Weltoffenheit und Engagement der Zivilgesellschaft“zeige.
Fast ein Jahr habe man für die Vorbereitungen benötigt, so Holger Wedemeyer. Die Arbeit habe sich zweifelsohne ausgezahlt, meint er mit Blick auf den gefüllten Marktplatz. Wedemeyer erzählte, dass er schon einige Male das Dresdner Gastmahl der Kulturen besucht habe. Dieses Event, bei dem Einheimische, Zugezogene und Gäste der Stadt ihre Lieblingsspeisen miteinander teilen und das von Hunderten von Menschen besucht wird, hat ja mittlerweile einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt. Wäre schön, so der Bündnisvorsitzende, wenn „wir so etwas auch in Radeberg entwickeln könnten“.
Während des Brunchs wurde er häufig gefragt, ob es angesichts des zwar erhofften, aber nicht unbedingt erwarteten Erfolgs im nächsten Jahr wieder ein Gastmahl der Kulturen geben wird. „Nun, wir wollen erst mal schauen“, meinte er. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit könne man wohl davon ausgehen, das „wir noch mal so ein Event durchführen werden“.
Darauf hofft auch Initiativen-mitglied Christine Finzel. Wenn eine „Veranstaltung so super angenommen wird wie diese“, dann müsse man den Radeberger Marktplatz auf jeden Fall wieder in einen großen Picknickplatz für Menschen aus aller Welt verwandeln.