Mit Oldies auf den Schöberberg
In Varnsdorf haben Auto-fans ein legendäres Rennen neu belebt. Ende Mai findet die nächste Veranstaltung statt.
Rund 150 Oldtimer und 30 historische Motorräder erwarten die Veranstalter der zwölften Ausgabe des Schöberbergrennens. In den Jahren 1921 bis 1928 wurden auf diesem Pass des Lausitzer Gebirges die ersten acht Wettbewerbe durchgeführt. Die neuzeitlichen Rennen finden seit 2021 dort nun wieder statt. Sie zählen damit zu den drei ältesten Motorsportveranstaltungen im heutigen Tschechien. Als einige Engagierte vor wenigen Jahren den Neustart wagten, eigentlich als einmalige Aktion gedacht, seien sofort unter anderem 70 Autos sowie 70 Motorräder und Mopeds gekommen. Deswegen wurde das Projekt fortgesetzt. Ende Mai ist es wieder soweit.
„Die Deutschen werden bestimmt wieder stark vertreten sein, wahrscheinlich auch Oldtimerfans aus Belgien und der Schweiz“, hofft Pavel Bulejko, der Vorsitzende des Nordböhmischen Motorclubs (SKM). Die spektakuläre und für die Zuschauer attraktive Veranstaltung soll dieses Mal an den 100. Jahrestag des ersten Sieges des tschechoslowakischen Fahrers Jindřich Knapp im tschechoslowakischen Wagen Walter-0 erinnern. Sie findet vom 24. bis 26. Mai im Erholungsgebiet des Varnsdorfský rybnik (Warnsdorfer Teich), manche sprechen von Schwimmbad, statt.
Das Hauptrennen läuft am Sonnabend. „Von 8 bis 11 Uhr müssen sich die Teilnehmer anmelden“, erklärt Bulejko. Er selbst freue sich schon auf die Fahrt mit besonderer Atmosphäre. „Heute geht es nicht mehr um die beste Zeit. Wichtig ist, dass uns das Treffen Freude macht“, fügt er hinzu. Seinen Wagen, den Citroën DS19 von Fantomas, habe er schon vorbereitet.
Sonderfahrt in die Oberlausitz
Die Veranstalter rechnen dieses Jahr auch mit einer Sonderfahrt über die deutsche Grenze, höchstwahrscheinlich nach Großschönau. Die Geschichte des einstigen Ausrichters, des Automobilclubs begann in Rumburg, tschechisch Rumburk, vor über 110 Jahren, im März 1914. Der Club vereinigte Autofahrer aus dem Schluckenauer
Zipfel und die Mitgliedschaft bedeutete ein großes Prestige. „Für die Mitglieder gab es günstigere Kfz-versicherungen, Rabatte auf Zoll- und Kfz-dienstleistungen und Fahrzeugprodukte. Der Club kümmerte sich um die Befahrbarkeit des Schöberberg-sattels, heute Stožecké sedlo oder Šébr, und andere Straßen im Winter sowie um die Verkehrsschilder, die damals fast noch nicht existierten. Er hatte sogar ein Clubhotel unter dem Großglockner“, so Bolejko.
Die heutigen Ziele des Vereines, der in den Autoclub der Tschechischen Republik eingegliedert ist, seien ganz andere. Anstelle von Vorteilen haben die fünf Clubmitglieder nur viel mit der Vorbereitung der Rennen zu tun. „Wir wollen an die Vorkriegsgeschichte der Region erinnern, den heutige Ruf verbessern und Touristen in unsere Gegend locken“, erklärt der Clubvorsitzende. Der Zuspruch zur Aktion war bislang jedenfalls groß.
Um das alles so richtig bekannt zu machen, gebe es auf dem Schöber auch Winterrennen. Allerdings fahre man dabei nicht mit Autos, sondern nur auf dem Berg neben der Straße auf Schlitten, die in ihrer Gestaltung an den historischen Motorsport erinnern. Und natürlich auch in historischen Kostümen. „Dieses Jahr konnte das Rennen wegen Schneemangels nicht stattfinden“, bedauert Bulejko.
Der Schöbersattel (Šébr) liegt 602 Meter über dem Meeresspiegel und ist der wichtigste Pass im Lausitzer Gebirge in Tschechien. Er befindet sich in der Einsattelung zwischen den Bergen Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe) und Stožec (Schöber). Heute führt hier die frühere Kaiserstraße als Fernverkehrsstraße 9 von Prag in Richtung Oberlausitz. Die immer gleiche Rennstrecke verlief auf der Fernstraße, von der Kreuzung „Na Mýtě“(412 Meter) in Jiřetín pod Jedlovou (Sankt Georgenthal) bis zum Schöbersattel auf einer Länge von vier Kilometern. Gründe für das Renn-aus nach 1928 waren übrigens unter anderem das generelle Ende von Bergrennen zugunsten von zuschauerfreundlicheren Rund-rennstrecken sowie eine allgemeine Wirtschaftskrise. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Rennen in Vergessenheit.