Sächsische Zeitung (Löbau-Zittau)
Böhmens Schlösser starten in die Saison
Am 28. März ist Auftakt. In vielen Anlagen steigen die Eintrittspreise. Einige bieten aber auch Neuheiten.
Pfeifen, Seiltanz und Sanierung – es gibt so einige Stichworte, die kurz vor dem offiziellen Saisonstart in Böhmens Burgen und Schlössern fallen. Zu alledem gleich mehr.
Doch es ist vor allem die Steigerung der Eintrittspreise für viele der historischen Objekte, die in den Medien des Nachbarlandes Tschechien aufgegriffen wird. Nach zwei Jahren gehe es leicht nach oben, so heißt es. „Der Anstieg liegt im Durchschnitt bei sechs Prozent. Die Kosten für die Verwaltung und Instandhaltung der Gebäude steigen auch“, begründet dies Lucie Bidlasová, Sprecherin des Amtes für Nationales Kulturerbe in Liberec (Reichenberg). „In Grabštejn (Grafenstein) oder Zákupy (Reichstadt) hat sich der Eintrittspreis nicht geändert. Für andere Burgen müssen die Besucher rund 20 Kronen (umgerechnet 80 Cent) mehr zahlen.“In Frýdlant (Friedland), wo die Rundwege neu angelegt wurden, betrage die Preissteigerung 40 Kronen“, ergänzt sie. Im Schnitt zahlen Gäste für Tickets ohne Ermäßigung zwischen 200 und 260 Kronen. Über die Wintermonate waren viele Burgen und Schlösser zu. In den letzten Tagen war darum fast überall großer Frühjahrsputz angesagt.
Das ganze Jahr über ist in der Region fast nur Schloss Sychrov (Sichrow) zugänglich. Zu Ostern öffnen dort auch wieder Schlossgarten und -park, wie Miloš Kadlec, der Verwaltungschef des Schlosses, informiert. „In Sychrov und Zákupy können Gruppen ganzjährig auf Vorbestellung an einer Führung in deutscher Sprache teilnehmen“, so Kultursprecherin Lucie Bidlasová. . Die Anlagen seien die – auch von Deutschen – meistbesuchten Denkmale in der Region Liberec. Beide bieten auf ihren Internetseiten auch deutschsprachige Informationen an. Das ist bei anderen Schlössern nicht immer der Fall.
Schloss Frýdlants Dach wird saniert
Die tschechischen Schlösser widmen dieses Jahr mehrere kulturelle Veranstaltungen dem Adelsgeschlecht aus dem Haus Habsburg. Das frühere kaiserliche Schloss Zákupy plant dazu spezielle Führungen. Das Projekt „Auf den Spuren der Adelsfamilie: Habsburger – zu Hause auch in den böhmischen Ländern“soll zeigen, wie Adelige im 18. bis 20. Jahrhundert in Böhmen und Mähren lebten. Und wie sie ihre Residenzen ihrem Geschmack und Freizeitbeschäftigungen anpassten. Hauptveranstaltungen dazu sind, abgesehen von Zákupy, auch auf den Staatsschlössern Konopiště und Ploskovice geplant.
Neues gibt es auf Schloss Frýdlant. In den vergangenen Monaten wurde dort unter anderem eine Porträtgalerie der Familie Clam-Gallas eingerichtet. Die Grafen von Clam-Gallas sind ein österreichisches Adelsgeschlecht mit vielen Besitztümern in Böhmen. Ein Teil der Ausstellung in Frýdlant ist Albrecht von Wallenstein gewidmet. „Und nach mehreren Jahren ist die Sammlung von 150 Pfeifen wieder zu sehen, weiß Lucie Bidlasová.
Der für Kinderführungen gut geeignete Kastellan-Flügel erinnere an Christian Christopher Clam-Gallas und seine Frau Josephine. Im Renaissanceschloss werden die Restaurierung der Sgraffiti-Bilder und der Fenster fortgesetzt, und wenn es das Wetter ermögliche, soll auch das Dach repariert werden.
Die Verwaltung der Burg Bezděz (Bösig) bei Česká Lípá (Böhmisch Leipa) plant im August ein Fest zum Gedenken an 760 Jahre seit der Gründung der Burg durch König Přemysl Ottokar II. Zu Ostern werden in der Burgkapelle Holzschnitzereien eines Kreuzwegs ausgestellt und auch die Galerie wird zugänglich sein. Angestrebt wird auf dem Schloss zudem die Sanierung der Frachtseilbahn.
Schloss Lemberk (Lämberg) öffnet unter anderem zu Ostern seinen Turm. Er wird auch am 6. und 7. April zugänglich sein. Im Schloss wolle man daran erinnern, wie die Familie Clam-Gallas einst das Frühlingsfest feierte. Auf Schloss Hrubý Rohozec (Groß Rohosetz) bei Turnov und Grabštejn bei Zittau gibt es von Sonnabend bis Montag Bastelangebote zum Thema Ostern für Kinder. In Grabštejn finden sie in beheizten Räumen statt, darauf weist das Schlossteam hin.
Ein großes Bauvorhaben an der Ruine der gotischen Burg Trosky im Böhmischen Paradies sorgt derzeit für Einschränkungen im Besucherbetrieb. Der Turm Baba (altes Weib) erhalte eine neue Empore als Aussichtsplattform. „Spätestens zum 1. Juni ist die Burg wieder ohne Hindernisse zugänglich“, versichert Bidlasová. In den Ferien findet dort der „Sommer auf der Ruine Trosky“statt. Es gebe Theatervorstellungen, Konzerte, Sommerkino und Auftritte von Seiltänzen. Trosky sei eine der meistbesuchten Burgen in der Tschechischen Republik. Die Ruine bietet beim guten Wetter Aussicht auf die Landschaft des Böhmischen Paradieses, das Iser- und Riesengebirge und sogar Prag.