Sächsische Zeitung (Löbau-Zittau)
Der unaufhaltsame Aufstieg eines Feiglings
Bühne in Sachsen
sprechen absurde Dialoge und verdrehen die Wörter. Tragen bunte Sportklamotten: Trainingsanzüge, Turnhosen, Shirts, Leggins, rennen im Kreis um die Wette. Temporeiches, witziges Turn- und Sporttheater mit Nebelschwaden, Videos und Live-Kamera, als wär’s ein Gruß von Frank Castorf.
Die Szenen werden mit Songs der Schweizer Band „Zeal & Ardor“kommentiert, einer Mischung aus Black Metal und Gospel: laut dröhnend, brachial, bedrohlich. Klingt hammerhart wie Rammstein. Ausstatter Ralph Zeger stellt auf die Drehbühne einen zweistöckigen Holzbau, der als Festplatz, Tribüne, Königspalast, Ratssaal, Guillotine oder Erdhöhle dient. Alfred Jarry parodiert urkomisch die blutrünstigen Dramen Shakespeares: Ubu ein Westentaschen-Macbeth, der gestürzte König ein Mini-Lear, Hamlets Geist eine RacheMumie. Das elfköpfige Ensemble ist mit Feuereifer dabei. Die Schauspieler werden mehr physisch als psychisch gefordert. Einige verkörpern mehrere Rollen. Gleich siebenfach ist der dauerpräsente, stimmkräftige Alexander Wulke gefordert. Ein Höhepunkt ist die Falltür-Szene. Grian Duesberg spielt in rasendem Tempo alle Blaublütler, die im Minutentakt mit einer Fliegenklatsche erschlagen werden. Julia Rani trägt eine tote Soldatenpuppe vor sich her, marschiert im Stechschritt vor den Augen des Hofes, eine Armee markierend.
Verdienstvoll, dass sich die Landesbühnen Sachsen an das selten gezeigte Stück wagen und ihr ästhetisches Repertoire vergrößern. „König Ubu“war zuletzt 1990 am Dresdner Staatsschauspiel zu sehen. Keine Frage, Alfred Jarry bleibt eine Herausforderung. Das Radebeuler Theater hat sie beachtlich gemeistert. Vielleicht trauen sich bei den nächsten Aufführungen ein paar Besucher mehr ins Haus.
Wieder am 28. 3. sowie 7., 12., 14., 21. und 27. 4.; Kartentel. 0351 8954321