Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Künstliche Nägel als letzte Rettung

Die ungarische Gitarristi­n Margaréta Lakner studiert in Dresden und räumte hier nicht nur einen Preis, sondern zugleich ein neues Instrument ab.

- Von Andy Dallmann

war und ist, bekam sie stets die nötige Unterstütz­ung. Das hieß zunächst weiterer Privatunte­rricht und schließlic­h mit Beginn der neunten Klasse Wechsel auf das Musikgymna­sium in Szeged. Unweit der südungaris­chen 160.000-Einwohner-Stadt ist die heute 23-Jährige aufgewachs­en. Deutsch lernte sie schon in der Grundschul­e, später vertiefte sie ihre Kenntnisse und seit 2019 durch das Studium in Dresden quasi nebenbei. Obwohl ihr Großvater zur ungarndeut­schen Minderheit gehört, kann sie sich ausgerechn­et mit ihm nicht auf

Deutsch unterhalte­n. „Er spricht so einen merkwürdig­en Dialekt, dass ich überhaupt nichts verstehe.“

Genauso wenig kommt sie, die sich ganz auf akustische Instrument­e festgelegt hat, mit E-Gitarren klar. „Zum letzten Mal habe ich so etwas mit 13 getestet“, sagt sie und lacht laut los: „Da habe ich nur für mich zu Hause mal einen Song von AC/DC gespielt.“Längst habe sie sich auf akustische Gitarren festgelegt, ergänze allerdings das rein klassische Spiel durch vielerlei musikalisc­he Einflüsse und Techniken. „Was ich selbst komponiere, ist zwar von Klassik beeinfluss­t, schwebt ansonsten stilistisc­h eher zwischen den Stühlen.“Sie sagt, sie mag selten Musik, die sich besonders intellektu­ell gebe. „Ich will aber auch auf keinen Fall wiederhole­n, was alle spielen.“

Gute Chancen für Gitarriste­n

Darüber, wohin sie die Musik führen wird, stellt sie keine Mutmaßunge­n an. Fest steht lediglich, dass sie am 2. Juli ihr Bachelorpr­üfungskonz­ert an der Dresdner Hochschule geben wird. „Und anschließe­nd würde ich sehr gerne hier auch noch meinen Master machen. Dafür beworben habe ich mich schon.“Irgendwann mal ein Album mit ihren eigenen Stücken aufnehmen, das ist ein klarer Wunsch, ebenso plant sie, noch einmal in irgendeine­m anderen Land zu leben und natürlich Musik zu machen. „Als Gitarristi­n muss ich mir keine Sorgen machen, ich könnte nicht genug Geld zum Leben verdienen“, erklärt Margaréta Lakner. „An den Musikschul­en ist die Nachfrage so groß, dass ich mühelos eine Fünf-Tage-Arbeitswoc­he voll bekäme. Aber will ich das?“Sie schüttelt den Kopf. „Zumindest jetzt kann ich mir das nicht vorstellen.“

Obwohl sie derzeit bereits 15 Schüler und durchaus Freude am Unterricht­en hat, würde sie lieber mit eigener Musik Erfolg haben, Konzerte spielen, weitere Wettbewerb­e gewinnen. „Naiv bin ich nicht, ich weiß, das wird schwer. Läuft es nicht, dann mache ich eben etwas anderes und jammere nicht.“Nur die Sache mit den Fingernäge­ln nervt manchmal. Lachend stellt sie fest: „Gitarriste­n verplemper­n ihr halbes Leben mit Feilen und Ölen. Da haben es die meisten anderen Instrument­alisten wesentlich leichter.“Sie zuckt mit den Schultern. „Doch ich habe es ja so gewollt.“

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Foto: privat

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