Sächsische Zeitung (Löbau-Zittau)
Zittaus Muslime feiern mit Zuckerfest Ende des Ramadan – und empfangen Gäste
Die deutsch-islamische Gemeinde lädt zu ihrem höchsten Fest ein – eine Geste für ein Miteinander in der Stadt.
Im Ramadan sind die Millionen Muslime weltweit verpflichtet, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu fasten – also nichts zu essen und auch nichts zu trinken. Der Fastenmonat endet stets mit dem sogenannten „Fastenbrechen“, dem sich das dreitägige „Zuckerfest“anschließt. Das Fasten und das Zuckerfest üben auch etliche in Zittau lebende Muslime aus. Die SZ war eingeladen zum Zuckerfest in den Gebetsraum des „Omars Deutsch-Islamischen Zentrums“in der Reichenberger Straße in der Stadtmitte:
„Eid Mubarak“steht auf einem Transparent, das an der Wand des mit Teppichen ausgelegten Gebetsraums hängt. Übersetzt heißt das soviel wie „Gesegnetes Fest“– so wie man in christlicher Tradition „Frohe Ostern“oder „Frohe Weihnachten“wünscht. Auf der Straße vor dem Gebetsraum und auch drinnen grüßen sich junge Männer gegenseitig und auch die Besucher mit einem freundlichen „Eid Mubarak“. „Eid Mubarak, herzlich Willkommen, ich bin Omar“, begrüßt auch Omar Elmuhamad die Gäste. Er ist Gründer und Vorsteher der Gemeinde, zu der gut 300 Muslime gehören.
Der erste Tag des Zuckerfestes begann für die Gemeindemitglieder schon früh – um 6 Uhr morgens. Um 7 Uhr dann begann das gemeinsame Gebet. Und danach waren Gäste eingeladen – empfangen mit einer Schale mit süßem Gebäck oder auch Bonbons – Zuckerfest eben. „Wir haben Mitglieder aus etlichen muslimischen Ländern, aus Syrien, Ägypten, Jordanien, Marokko oder dem Irak, ebenso aber auch aus Polen, Tschechien und auch Deutschland“, sagt Omar. Er trägt den weißen Umhang des Vorbeters und darunter wie viele andere der jungen Männer hier die weiße Abaya, eine besonders im Ramadan getragene muslimische Gebetskleidung.
Gemeindemitglied Abdallah el Attar erklärt die islamischen Gebetsregeln: „Als gläubige Muslime beten wir fünfmal am Tag“, sagt er – und zwar immer in Richtung Mekka, als Geburtsort des Propheten Mohammed die heiligste Stätte des Islam mit ihrem Zentralheiligtum, der Kaaba. Im Gebetsraum ist die Richtung markiert. Aber wenn Gebetszeit ist, könnte man sich auch irgendwo unter freiem Himmel befinden. Um immer die Orientierung nach Mekka zu behalten, hat Abdallah el Attar die App „Salatuk“auf seinem Smartphone. Die zeigt nicht nur mit einem Kompass stets die korrekte Gebetsrichtung, sondern auch die Zeit bis zum nächsten Gebet und die richtige Gebetszeit – die nämlich ändert sich täglich, weil sie sich nach den Zeiten von Sonnenaufgang und -untergang richtet. Für diesen ersten Tag des Zuckerfestes weist die App die Zeiten 6.16, 13.02, 16.45, 19.49 und 21.44 Uhr aus. Übrigens: Auch etliche historische katholische Kirchen sind mit Chor und Altar nach Osten ausgerichtet. Mitunter bestimmt die Position des Sonnenaufgangs am Patroziniums-Tag einer Kirche die präzise Ausrichtung.
Omar legt Wert darauf, dass das religiöse Leben der Gemeinde in das Leben von Zittau eingebunden ist. Zu Gast ist deshalb auch Amy Linke (22). „Ich bin am Hort der Lessing-Grundschule beschäftigt, wo Omar zwei seiner Kinder hat“, sagt sie. Deshalb hat Omar auch sie eingeladen zum Zuckerfest. „Ich war noch nie in einer Moschee und war erst mal überwältigt. Ich hatte gar keine Vorstellung“, sagt sie, und: „Ich bin auch überrascht von der Gastfreundlichkeit. Das sind alles sehr liebe Menschen hier.“Als Stellvertreter des Zittauer Oberbürgermeisters war Stadtrat Andreas Mannschott (parteilos) zu Gast. Auch er betonte den Wunsch nach einem Miteinander der Religionen in der Stadt. „Der Islam ist nicht Al Kaida oder der IS. Er ist eine Religionsgemeinschaft, die genau wie die Christenheit Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sucht“, sagte er, und: „Wir sollen uns auf das Gemeinsame besinnen, nicht auf das Trennende.“Dazu zähle etwa auch die Bereitschaft, Menschen
zu unterstützen, denen es nicht so gut geht. „Das ist der Grundgedanke des Eid-Mubarak-Festes“, so Mannschott.
Zuckerfest auch im Gefängnis
Auch in der sächsischen Strafjustiz – in der Justizvollzugsanstalt Dresden – wurde in diesem Jahr erstmals das Zuckerfest für muslimische Häftlinge begangen. „Der Feiertag wurde erstmals durch einen Festgottesdienst eingeleitet“, teilt das Justizministerium mit. Nach der Festpredigt in deutscher und arabischer Sprache hätten sich die Gebetsteilnehmer gegenseitig beglückwünscht. Dabei wurden Süßigkeiten – in diesem Fall speziell gefertigte Kekse aus der Bäckerei der Justizvollzugsanstalt Dresden – verteilt. Justizministerin Katja Meier (Grüne) sagt dazu: „Die Gefängnisseelsorge und die Teilnahme an Gottesdiensten sind gerade auch an hohen religiösen Feiertagen ein wichtiges Element im Rahmen der Resozialisierung religiöser Gefangener. Für sie ergibt sich hier eine wichtige Möglichkeit der kritischen Reflexion über Schuldund Sinnfragen des eigenen Handelns. Wir haben im sächsischen Vollzug durch die Einrichtung eines Angebots einer professionellen muslimischen Seelsorge die Resozialisierung für eine große Gruppe an Gefangenen um einen elementaren Aspekt gestärkt.“
Zum 1. April 2024 waren im sächsischen Justizvollzug 559 Gefangene aus vorwiegend muslimisch geprägten Ländern untergebracht. „Durch die Anstellung eines muslimischen Seelsorgers im Herbst letzten Jahres konnte nun auch für diese Gefangenen ein kontinuierliches Angebot der Seelsorge auf den Weg gebracht werden. Neben den regelmäßig durchgeführten Freitagsgebeten ist der Feiertag zum Ende des Ramadans ein wichtiges Ereignis für die gläubigen muslimischen Gefangenen – vergleichbar mit dem christlichen Weihnachtsfest“, so das Ministerium.