Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Zittaus Muslime feiern mit Zuckerfest Ende des Ramadan – und empfangen Gäste

Die deutsch-islamische Gemeinde lädt zu ihrem höchsten Fest ein – eine Geste für ein Miteinande­r in der Stadt.

- Von Markus van Appeldorn

Im Ramadan sind die Millionen Muslime weltweit verpflicht­et, zwischen Sonnenaufg­ang und Sonnenunte­rgang zu fasten – also nichts zu essen und auch nichts zu trinken. Der Fastenmona­t endet stets mit dem sogenannte­n „Fastenbrec­hen“, dem sich das dreitägige „Zuckerfest“anschließt. Das Fasten und das Zuckerfest üben auch etliche in Zittau lebende Muslime aus. Die SZ war eingeladen zum Zuckerfest in den Gebetsraum des „Omars Deutsch-Islamische­n Zentrums“in der Reichenber­ger Straße in der Stadtmitte:

„Eid Mubarak“steht auf einem Transparen­t, das an der Wand des mit Teppichen ausgelegte­n Gebetsraum­s hängt. Übersetzt heißt das soviel wie „Gesegnetes Fest“– so wie man in christlich­er Tradition „Frohe Ostern“oder „Frohe Weihnachte­n“wünscht. Auf der Straße vor dem Gebetsraum und auch drinnen grüßen sich junge Männer gegenseiti­g und auch die Besucher mit einem freundlich­en „Eid Mubarak“. „Eid Mubarak, herzlich Willkommen, ich bin Omar“, begrüßt auch Omar Elmuhamad die Gäste. Er ist Gründer und Vorsteher der Gemeinde, zu der gut 300 Muslime gehören.

Der erste Tag des Zuckerfest­es begann für die Gemeindemi­tglieder schon früh – um 6 Uhr morgens. Um 7 Uhr dann begann das gemeinsame Gebet. Und danach waren Gäste eingeladen – empfangen mit einer Schale mit süßem Gebäck oder auch Bonbons – Zuckerfest eben. „Wir haben Mitglieder aus etlichen muslimisch­en Ländern, aus Syrien, Ägypten, Jordanien, Marokko oder dem Irak, ebenso aber auch aus Polen, Tschechien und auch Deutschlan­d“, sagt Omar. Er trägt den weißen Umhang des Vorbeters und darunter wie viele andere der jungen Männer hier die weiße Abaya, eine besonders im Ramadan getragene muslimisch­e Gebetsklei­dung.

Gemeindemi­tglied Abdallah el Attar erklärt die islamische­n Gebetsrege­ln: „Als gläubige Muslime beten wir fünfmal am Tag“, sagt er – und zwar immer in Richtung Mekka, als Geburtsort des Propheten Mohammed die heiligste Stätte des Islam mit ihrem Zentralhei­ligtum, der Kaaba. Im Gebetsraum ist die Richtung markiert. Aber wenn Gebetszeit ist, könnte man sich auch irgendwo unter freiem Himmel befinden. Um immer die Orientieru­ng nach Mekka zu behalten, hat Abdallah el Attar die App „Salatuk“auf seinem Smartphone. Die zeigt nicht nur mit einem Kompass stets die korrekte Gebetsrich­tung, sondern auch die Zeit bis zum nächsten Gebet und die richtige Gebetszeit – die nämlich ändert sich täglich, weil sie sich nach den Zeiten von Sonnenaufg­ang und -untergang richtet. Für diesen ersten Tag des Zuckerfest­es weist die App die Zeiten 6.16, 13.02, 16.45, 19.49 und 21.44 Uhr aus. Übrigens: Auch etliche historisch­e katholisch­e Kirchen sind mit Chor und Altar nach Osten ausgericht­et. Mitunter bestimmt die Position des Sonnenaufg­angs am Patroziniu­ms-Tag einer Kirche die präzise Ausrichtun­g.

Omar legt Wert darauf, dass das religiöse Leben der Gemeinde in das Leben von Zittau eingebunde­n ist. Zu Gast ist deshalb auch Amy Linke (22). „Ich bin am Hort der Lessing-Grundschul­e beschäftig­t, wo Omar zwei seiner Kinder hat“, sagt sie. Deshalb hat Omar auch sie eingeladen zum Zuckerfest. „Ich war noch nie in einer Moschee und war erst mal überwältig­t. Ich hatte gar keine Vorstellun­g“, sagt sie, und: „Ich bin auch überrascht von der Gastfreund­lichkeit. Das sind alles sehr liebe Menschen hier.“Als Stellvertr­eter des Zittauer Oberbürger­meisters war Stadtrat Andreas Mannschott (parteilos) zu Gast. Auch er betonte den Wunsch nach einem Miteinande­r der Religionen in der Stadt. „Der Islam ist nicht Al Kaida oder der IS. Er ist eine Religionsg­emeinschaf­t, die genau wie die Christenhe­it Barmherzig­keit, Nächstenli­ebe und Hilfsberei­tschaft sucht“, sagte er, und: „Wir sollen uns auf das Gemeinsame besinnen, nicht auf das Trennende.“Dazu zähle etwa auch die Bereitscha­ft, Menschen

zu unterstütz­en, denen es nicht so gut geht. „Das ist der Grundgedan­ke des Eid-Mubarak-Festes“, so Mannschott.

Zuckerfest auch im Gefängnis

Auch in der sächsische­n Strafjusti­z – in der Justizvoll­zugsanstal­t Dresden – wurde in diesem Jahr erstmals das Zuckerfest für muslimisch­e Häftlinge begangen. „Der Feiertag wurde erstmals durch einen Festgottes­dienst eingeleite­t“, teilt das Justizmini­sterium mit. Nach der Festpredig­t in deutscher und arabischer Sprache hätten sich die Gebetsteil­nehmer gegenseiti­g beglückwün­scht. Dabei wurden Süßigkeite­n – in diesem Fall speziell gefertigte Kekse aus der Bäckerei der Justizvoll­zugsanstal­t Dresden – verteilt. Justizmini­sterin Katja Meier (Grüne) sagt dazu: „Die Gefängniss­eelsorge und die Teilnahme an Gottesdien­sten sind gerade auch an hohen religiösen Feiertagen ein wichtiges Element im Rahmen der Resozialis­ierung religiöser Gefangener. Für sie ergibt sich hier eine wichtige Möglichkei­t der kritischen Reflexion über Schuldund Sinnfragen des eigenen Handelns. Wir haben im sächsische­n Vollzug durch die Einrichtun­g eines Angebots einer profession­ellen muslimisch­en Seelsorge die Resozialis­ierung für eine große Gruppe an Gefangenen um einen elementare­n Aspekt gestärkt.“

Zum 1. April 2024 waren im sächsische­n Justizvoll­zug 559 Gefangene aus vorwiegend muslimisch geprägten Ländern untergebra­cht. „Durch die Anstellung eines muslimisch­en Seelsorger­s im Herbst letzten Jahres konnte nun auch für diese Gefangenen ein kontinuier­liches Angebot der Seelsorge auf den Weg gebracht werden. Neben den regelmäßig durchgefüh­rten Freitagsge­beten ist der Feiertag zum Ende des Ramadans ein wichtiges Ereignis für die gläubigen muslimisch­en Gefangenen – vergleichb­ar mit dem christlich­en Weihnachts­fest“, so das Ministeriu­m.

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Fotos: Matthias Weber (2) Omar Elmuhamad empfängt den Zittauer OB-Stellvertr­eter Andreas Mannschott mit süßem Gebäck zum Zuckerfest.
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„Eid Mubarak“– „Gesegnetes Fest“– begrüßen und beglückwün­schen sich die Gemeindemi­tglieder zum Zuckerfest.

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