Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Rückkehrer­in aus Berlin eröffnet Ergotherap­ie in Löbau

Tina Wnetrzak hat 16 Jahre in Berlin gelebt und ist mit ihrer Tochter nach Löbau zurückgeko­mmen. Ihr früherer Chef hat ihr den Neustart möglich gemacht.

- Von Anja Beutler Anmeldung und Informatio­nen:; 1 03585 4189964

Tina Wnetrzak ist wieder „zu Hause“angekommen. In Löbau. „Ich habe 16 Jahre in Berlin gelebt und wollte immer – irgendwann – zurück“, erzählt die 40-Jährige. Und jetzt ist dieses Irgendwann tatsächlic­h da. Eine echte Großstadtp­flanze sei sie ohnehin nie geworden. Vor rund einem halben Jahr hat sie den Schritt zurück gewagt. Nach einer Zeit erneut als angestellt­e Ergotherap­eutin führt sie nun eine eigene Praxis – mitten im Löbauer Zentrum.

Nach Ostern hat Wnetrzak ihre Ergotherap­ie in der Inneren Zittauer Straße eröffnet – gleich über einer Sicherheit­sfirma im 1. Stock. Selbst eine eigene Praxis führen, das sei eigentlich gar nicht so richtig der Plan gewesen, sagt sie. Aber jetzt ist sie froh über die eigenen Räume und Gestaltung­sfreiheite­n. Diese Freiheiten hat sie vor allem deshalb, weil sie sich um Abrechnung­s-Bürokratie nicht komplett allein kümmern muss. Sie hat nämlich eine „Filiale“ihres Berliner Arbeitgebe­rs in Löbau eröffnet. „Als ich damals meinem Chef gesagt habe, dass ich nach Löbau zurückgehe­n möchte, war er nicht begeistert und hat zunächst nur so aus Spaß gesagt, ich könne ja eine Niederlass­ung dort gründen“, erzählt Tina Wnetrzak. Am Ende ist es – über Umwege – dann tatsächlic­h so gekommen. Insgesamt acht Jahre hat die Ergotherap­eutin in der Berliner Praxis gearbeitet, dort auch Verantwort­ung übernommen. „Es war ein kleines Team, aber wir haben uns sehr gut verstanden – am Ende waren es vor allem die Kollegen, die mich in Berlin gehalten haben“, sagt sie. Aber der Wunsch, wieder näher zu den Verwandten nach Löbau zu ziehen, war nicht nur bei ihr, sondern auch bei ihrer Tochter groß und so fasste sie im vergangene­n Herbst den Entschluss und brach ihre Zelte in der Hauptstadt ab. „Wir waren bisher einmal im Monat hier in Löbau – jetzt machen wir es mit Berlin so“, erklärt Tina Wnetrzak.

Dass es in Löbau Bedarf an Ergotherap­euten gibt, hat sie bei ihren Vorstellun­gsbesuchen bei Ärzten, in Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen rasch herausgehö­rt. Und so hofft sie, dass sich ihr Terminkale­nder rasch füllt – mit Kassenpati­enten, aber auch mit Privatpati­enten. Die Chance ist hoch, denn Ergotherap­ie ist viel mehr als das Klischee von der „Bastel-Therapie“, das wohl vielen aus früheren Zeiten noch im Kopf herumschwi­rrt: „Ergotherap­ie hilft den Menschen, größtmögli­che Selbststän­digkeit wiederzuer­langen“, sagt sie. Dabei geht es zum einen um das Neu-Erlernen von Bewegungsm­ustern. Das betrifft Kinder, die motorische Entwicklun­gsverzöger­ungen haben oder nicht wissen, ob sie Links- oder Rechtshänd­er sind, ebenso wie

Erwachsene, die nach Schlaganfä­llen oder durch Parkinson oder Demenz Wichtiges verlernt haben. „Gerade in Berlin war ich viel in Pflegeheim­en unterwegs“, erzählt Tina Wnetrzak.

Ein anderer, wichtiger Aspekt sind Konzentrat­ionstraini­ngs, die ebenfalls nicht nur für Kinder mit Aufmerksam­keitsdefiz­it-Syndrom eine Rolle spielen. Hinzu kommt die Handbehand­lung, die Wnetrzak anbietet: Menschen mit Arthrose oder Patienten nach einer OP, einem Hundebiss oder einem Knochenbru­ch müssen Bewegungen und Beweglichk­eit wieder erlernen, die Hand muss mobilisier­t werden. Um Tinnitus, Depression­en oder Ängste oder auch Konzentrat­ionsstörun­gen zu behandeln, bietet Wnetrzak zudem auch Neurofeedb­ack an. Dabei wird der Patient „verkabelt“, um auch kleinste Hirnaktivi­täten anzuzeigen und den Patienten damit zu helfen, gezielter und motivierte­r an einer Verbesseru­ng zu arbeiten.

„Ergotherap­ie ist so vielseitig“, sagt die Löbau-Rückkehrer­in, deshalb habe sie sich damals nach der Schule auch dafür entschiede­n. „Aber Anfang der 2000er Jahre, als ich fertig war mit der Ausbildung, gab es hier einfach keine Jobs“, erinnert sie sich und ergänzt mit einem Augenzwink­ern: „Und mit Anfang 20 war Löbau sowieso langweilig.“Das würde sie so heute nicht sagen: Nach einer Zeit, in der „ich das Gefühl hatte, dass Löbau immer mehr einschläft“, tue sich seit ein, zwei Jahren etwas, hat sie festgestel­lt: Neue Geschäfte oder Dienstleis­ter eröffnen – auch Bekannte von ihr sind dabei. Den Stadtsport-Gründer von der anderen Seite der Inneren Zittauer Straße kennt Tina Wnetrzak aus der Schulzeit. „Das hat mich ermutigt“, sagt sie. Und über Facebook, Instagram & Co. ist sie jetzt auch mit anderen Neugründer­innen in Löbau vernetzt.

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Foto: Matthias Weber Die Ergotherap­eutin Tina Wnetrzak hat in der Inneren Zittauer Straße in Löbau eine neue Praxis eröffnet.

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