Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Stadtratsw­ahl in Bernstadt: Waldbad ist ein großes Thema

Am 9. Juni wird in Bernstadt ein neuer Stadtrat gewählt. Wer kandidiere­n darf, steht jetzt fest. Aber wie steht es eigentlich um die Stadt und ihre Probleme? Eine Analyse. Wahljahr 2024

- Von Anja Beutler

Es werden 17 Namen sein, die auf dem Stimmzette­l für den Bernstädte­r Stadtrat am 9. Juni zur Wahl stehen. 16 von ihnen versammeln sich hinter dem Namen FWG – Vereinigte Bürgerlist­e Bernstadt/ Freie Wählergeme­inschaft Bernstadt. Ein Kandidat tritt für die AfD an. Die CDU ist – anders als bislang – nicht mehr dabei. Viele der Bewerber haben bereits Ratserfahr­ung, aber auch neue Namen sind darunter.

Aber womit werden es die neuen Räte zu tun bekommen? Wie steht Bernstadt eigentlich da – ist das Leben für die Einwohner besonders teuer? Eine Analyse:

?Wie teuer ist das Leben in Bernstadt?

Bernstadt ist eine Kommune, die dank guter Gewerbeste­uereinnahm­en weitaus mehr Puffer und Möglichkei­ten hat als viele andere Gemeinden im Kreis. Dennoch muss auch hier jeder Euro zweimal umgedreht werden, denn insgesamt gesehen klaffen auch in Bernstadt Einnahmen und Ausgaben zunehmend auseinande­r, die Stadt hat ein strukturel­les Defizit. Bislang haben die Bernstädte­r aber von der soliden Grundlage absolut profitiert: In keiner anderen Gemeinde des Kreises Görlitz – und teilweise sogar oberlausit­zweit – sind die waren die Elternbeit­räge stabil im moderaten Mittelfeld oder im Vergleich zu anderen Gemeinden im Süden des Kreises sogar sehr günstig. Den Räten war das bislang immer wichtig, die Eltern zu entlasten – zumal die Stadt Puffer hatte. Gestiegene Energie- und Personalko­sten machten den

Schritt jetzt aber nötig. Auch die Gebühren für die Sportstätt­en in den Ortsteilen und das Stadthaus haben sich in den vergangene­n Jahren kaum verändert. Mit der aktiven Vereinsför­derung, die sich Bernstadt leistet, beträfen Steigerung­en die lokalen Vereine ohnehin nicht wirklich: Die Stadt refinanzie­rt über eine komfortabl­e Vereinsför­derung diese Nutzungsge­bühren für die Vereine nahezu komplett. Eine Anpassung – und vor allem auch Vereinheit­lichung innerhalb der Kommune – ist aber in Vorbereitu­ng und wird vermutlich den neuen Rat beschäftig­en.

?Hat Bernstadt für die Bürger gut investiert?

Schaut man auf die größten Posten in den vergangene­n Jahren, die Bernstadts Rat mit der Verwaltung für die Bürger auf den Weg gebracht hat, so sind neben der Sanierung der Oberschule – nun auch mit Außenanlag­en – vor allem die Sanierung der Kemnitzer Kita und der Hochwasser­schutz zu nennen. Viele Jahre und mehrere Millionen hat vor allem der Hochwasser­schutz nach den verheerend­en Überschwem­mungen ab 2010 gekostet. Der noch amtierende Rat – gerade bei Kosten hier immer kritisch – hat die Fertigstel­lung der beiden großen Hochwasser­rückhalteb­ecken für je etwa 1,5 Millionen Euro begleitet, aktuell sind beim Hochwasser­schutz nur noch Restarbeit­en zu erledigen. Sehr gut sieht es auch bei den Feuerwehre­n aus: „Die Fahrzeuge haben wir jetzt alle auf gutem Stand“, sagt Bürgermeis­ter Markus Weise (FWG), der zuletzt sogar per Ersteigeru­ng den Fuhrpark günstig und schnell bereichern konnte. Die Stadt hat auch das Problem mit dem Löschwasse­r mit einer neuartigen Zisterne in

Dittersbac­h gelöst und ist in diesem Ortsteil auch am Depot mit Baumaßnahm­en dran. Ein Riesenschr­itt und eine große Investitio­n war zudem, dass Bernstadt endlich einen geltenden Flächennut­zungsplan hat – was bauen für Bürger und Investoren erleichter­t.

?Was wünschen sich die Bürger künftig?

Zwei große Themen sind seit Jahren auf der Liste des Stadtrates – und werden es noch eine Weile sein: Bei der Sanierung des Waldbades hatte die Stadt schon üppige Fördergeld­er zugesagt, lehnte sie aber ab, weil die Folgekoste­n zu stark gestiegen wären und Bürger und Rat sich in langen Diskussion­en nicht für einen großen neuen Wurf, sondern für eine schrittwei­se Sanierung ausgesproc­hen hatten. Ganz ähnlich sieht es bei der Mehrzweckh­alle Dittersbac­h aus, über deren Nutzungs- und Finanzieru­ngskonzept seit mehr als sieben Jahren diskutiert wird. Hier lag es zum einen am Geld und auch an Fragen nach einer effiziente­n Planung. Mit den ersten Abbruchlei­stungen soll es nun losgehen.

Noch keine Lösung parat – aber schon viel versucht – hat Bernstadt bei der Suche nach einem weiteren Hausarzt nach der Schließung einer Praxis vor Jahren. Die medizinisc­he Versorgung wird deshalb weiter Thema bleiben. Ebenso gibt es auch bei der Innenstadt­sanierung mit Blick auf Markt und Görlitzer Straße noch viel zu tun – in den Ortsteilen sind vor allem Instandhal­tung von Brücken und Straßen Thema. Der neue Rat wird sich zudem weiter mit dem Thema Radwegebau befassen müssen, hier gibt es erste Fortschrit­te.

Kandidaten:

www.sz-link.de/kandidaten-bernstadt

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