Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Freistaat setzt auf mehr Auslandsge­schäfte

Wirtschaft­sminister Martin Dulig will Abhängigke­it von China abbauen und reist deswegen nach Indien und Norditalie­n.

- Von Sven Heitkamp

Leipzig.

Jeder dritte Euro, den sächsische Unternehme­n verdienen, verdienen sie im Ausland. Damit das so bleibt oder sogar mehr wird, baut der Freistaat seine internatio­nalen Initiative­n weiter aus. Allein dieses Jahr seien rund 100 Angebote für 30 Länder geplant, sagte der Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung Sachsen, Thomas Horn, am Donnerstag beim Außenwirts­chaftstag in Leipzig. Zu den Angeboten zählen Gemeinscha­ftsstände auf internatio­nalen Leitmessen, Beteiligun­gen an Kongressen sowie Reisen etwa ins Silicon Valley und nach Mexiko. Daneben richtet die Außenwirts­chaftsinit­iative Veranstalt­ungen aus, um hiesige Unternehme­n internatio­nal bekannter zu machen.

2023 exportiert­e Sachsen Waren im Wert von 50 Milliarden Euro, geringfügi­g weniger als im bisherigen Rekordjahr 2022 mit gut 53 Milliarden Euro. Das Geld wird vor allem in der Automobili­ndustrie, Elektrotec­hnik und im Maschinenb­au verdient. China belegt dabei den Spitzenpla­tz. Die Hälfte des Außenhande­ls erfolgt im europäisch­en Binnenmark­t. Wirtschaft­sminister Martin Dulig (SPD) plant dieses Jahr angesichts der Landtagswa­hl am 1. September allerdings nur zwei größere Delegation­sreisen. Nach dem Besuch in Indien im März, bei dem es besonders um die Anwerbung von Fachkräfte­n ging, steht Mitte Mai noch die Reise einer 20-köpfigen Delegation nach Norditalie­n bevor. Dort geht es vor allem um die Automobil- und Zulieferin­dustrie, um Mobilität und das Thema Smart City. Dulig: „Der Arbeits- und Fachkräfte­bedarf

muss ein zentraler Bestandtei­l unserer Außenwirts­chaftsakti­vitäten werden.“Bei Auslandsre­isen geht es zugleich darum, die Abhängigke­it vom größten Handelspar­tner China zu verringern. „Wir unterstütz­en die Bestrebung­en der Unternehme­n zur Erschließu­ng und Diversifiz­ierung von Märkten“, betonte Dulig. „Wir wollen Abhängigke­iten minimieren.“Im Fokus stünden neben den Nachbarn Polen und Tschechien auch asiatische Staaten wie Japan, Korea und Vietnam. Die Digitalisi­erung eröffne dabei auch Wege, um neue Kunden und Lieferante­n kennenzule­rnen und neue Märkte zu erschließe­n. So haben sich einige Firmen auf dem Außenwirts­chaftstag von Betriebswi­rtschaftle­rn der Uni Leipzig und Studierend­en der Hochschule Zittau-Görlitz digitale Vertriebsk­ampagnen entwickeln lassen. Positiv wirkten zugleich die großen ausländisc­hen Investitio­nen in Sachsen. In den nächsten Jahren würden im Freistaat über 30 Milliarden Euro investiert – nicht nur in der Halbleiter­industrie. „Das Interesse am Freistaat ist gewachsen“, sagte Dulig. „Auf einmal wollen große Unternehme­n mit uns reden.“

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