Sächsische Zeitung (Löbau-Zittau)
Lohnt sich der Kauf eines Ferienhauses?
Anders als beim Eigenheim gilt hier nicht, je besser die Lage, desto höher die Rendite. Vorsicht ist auch geboten, wenn das Objekt noch nicht fertig ist.
In vielen Urlaubsregionen entstehen Ferienhäuser und -wohnungen, die auch zum Verkauf angeboten werden. Auch Bestandsimmobilien kommen auf den Markt. Wer mit einem Kauf liebäugelt, sollte mehrere Fragen klären: Was will ich überhaupt mit dem Ferienhaus? Wer soll es nutzen? Wie viele Wochen im Jahr kann die Familie darin verbringen? Soll es in der Zwischenzeit leer stehen oder vermietet werden?
„Die Kombination von Eigennutzung und Vermietung macht am meisten Sinn“, meint Göran Holst, Vorsitzender des Deutschen Ferienhausverbandes. Allerdings müsse man sich dessen bewusst sein, dass Ferienhausvermietung ein Geschäft ist, für das private Interessen auch mal hinten angestellt werden. „Wer immer in der Hauptsaison im Juli am Meer selbst in seinem Haus Urlaub macht, blockiert es und verzichtet auf wichtige Einnahmen.“
Als Eigentümer sollte man das Haus lieber zu Zeiten belegen, in denen es ohnehin leer stehen würde.“Da würde es gut passen, wenn der Käufer eines Ferienhauses am Meer die Einsamkeit der Strände im Winter liebt und der Bergfan lieber im Sommer durchs Gebirge wandert, statt im Winter Skisport zu betreiben.
Auch beim Erwerb einer Ferienimmobilie spielen klassische Faktoren wie Lage, Anbindung, Infrastruktur und Größe eine Rolle. „Allerdings ist der Kauf einer Ferienimmobilie komplexer als ein Wohnungskauf“, sagt Göran Holst. Schon bei der Lage könne man sich vertun. „Wenn es um die
Rendite geht, denkt mancher, je teurer und exklusiver Haus und Lage sind, desto besser. Aber das stimmt nicht unbedingt“, weiß er aus Erfahrung. „Häuser auf Fehmarn, die relativ günstig erworben und vermietet werden können, bringen beispielsweise oft eine höhere Rendite als teure Ferienimmobilien auf Sylt.“
Er rät, bei den regionalen Tourismusbüros nachzufragen, wie die Lage auf dem jeweiligen Immobilienmarkt ist. Außerdem kann man dort auch erfahren, ob eine Vermietung an Feriengäste in der Kommune überhaupt erlaubt ist. Es kann nämlich sein, dass ein Vermietungs- oder Zweckentfremdungsverbot vorliegt, informiert das Finanzportal Biallo.de.
Auch ein Blick in den Bebauungsplan der Kommune könne Aufschluss geben. Ist das Gebiet als reines Wohngebiet ausgewiesen, seien Ferienimmobilien nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Außerdem gilt: „Ist die gewünschte Wohnung oder das Haus Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG), kann es sein, dass Miteigentümer der Nutzung als Ferienobjekt zustimmen müssen“, sagt Julia Wagner. Ein Blick in die Teilungserklärung kann darüber Aufschluss geben.
Vorsicht ist geboten, wenn das angepriesene Ferienobjekt noch nicht fertig gebaut ist. Dann besteht das Risiko, dass das Projekt verspätet fertiggestellt wird oder sogar scheitert. „Keinesfalls sollte man Geld vorschießen, sondern immer erst nach Baufortschritt zahlen“, sagt Wagner.
Befindet sich die Ferienimmobilie nicht nah am Heimatort, muss auch geklärt werden, wer sich bei Abwesenheit der Eigentümer darum kümmert. Ist eine Vermietung geplant, muss das Objekt bei jedem Belegungswechsel gereinigt werden. Das Durchforsten von örtlichen Annoncen oder auch der Ferienhausverband können helfen, Verwaltungs- und Reinigungsfirmen zu finden. Die zusätzlichen Kosten für die Reinigung und Verwaltung sollten entsprechend einkalkuliert werden.
„Wenn man den Ferienhauskauf nicht nur als charmante Urlaubsidee betrachtet, sondern auch wirtschaftlich kalkuliert, kann es eine durchaus lohnende Investition sein“, meint Göran Holst. „Zwar sind Banken bei der Finanzierung zurückhaltender als bei Wohnimmobilien und verlangen meist ein höheres Eigenkapital.“Dennoch gelte: „An einem guten Standort und mit einem vernünftigen Management lässt sich mit einer Ferienimmobilie eine attraktive Rendite erzielen.“(dpa)
Kauftipps: www.sz-link.de/Ferienhauskauf