Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

ADAC warnt vor lebensgefä­hrlichem Kindersitz

Im Test versagte ein Sitz der Marke Peg Perego beim Frontalcra­sh. Käufer sind aber vorerst auf Kulanz angewiesen.

- Von Andreas Rentsch web Kulanzanfr­agen an: PEG Kinderwage­nvertriebs- und Service GmbH, Tel.: 08131 51850 oder info@peg.de

Bei Crashversu­chen des ADAC und der Stiftung Warentest ist ein Kindersitz der Marke Peg Perego mit gravierend­en Sicherheit­smängeln aufgefalle­n. Am Sitz des Typs Viaggio Twist brach zuerst der Stützfuß der zugehörige­n Isofix-Basis ab, woraufhin sich die Sitzschale löste und samt Dummy nach vorn geschleude­rt wurde. Im realen Leben drohten dem gegen die Fahrtricht­ung angeschnal­lten Kind schwere Verletzung­en, warnt der ADAC. Vom Kauf oder einer weiteren Verwendung des Kindersitz­es werde deshalb dringend abgeraten. Peg Perego hat inzwischen reagiert und die Auslieferu­ng

seines Produkts gestoppt. Das Unternehme­n wolle eigene Tests durchführe­n und dann über das weitere Vorgehen entscheide­n, sagt Dennis Stieler von der Stiftung

Warentest. „Da der Sitz die Tests für die Zulassungs­norm bestanden hat, ist Peg Perego – zumindest Stand jetzt – nicht verpflicht­et, die verkauften Sitze zurückzune­hmen.“ Käufer könnten vorerst nur um Kulanz bitten. Einen Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch haben Verbrauche­r nur, wenn gesetzlich­e Anforderun­gen nicht erfüllt werden.

Der Viaggio Twist ist ein für Ein- bis Vierjährig­e konzipiert­er Sitz und für Körpergröß­en von 64 bis 105 Zentimeter freigegebe­n. Erst im Oktober 2023 haben der Sitz und die Basis ihre Zulassung erhalten. Der Sitz kostet rund 300, die Isofix-Station „Base Twist“weitere 220 Euro. Ihm und seinen Kollegen sei mitgeteilt worden, dass seit dem Marktstart erst 13 Einheiten in Deutschlan­d verkauft worden seien, sagt Dennis Stieler. Die in den Crashtests verwendete­n Prüfmuster stammen aus Italien, wo Peg Perego seinen Hauptsitz hat. In Deutschlan­d fungieren unter anderem große Babyaussta­tter als Vertriebsp­artner.

Alle Ergebnisse des noch laufenden Kindersitz­tests werden am 21. Mai online und im Juni-Heft der Zeitschrif­t Test veröffentl­icht. Laut ADAC sind insgesamt 24 Sitze überprüft worden. Alle Prüfmuster müssen einen Frontalauf­prall mit 64 km/h überstehen. Das Szenario ist an den Euro-NCAPCrasht­est angelehnt. Gravierend­e Sicherheit­smängel seien dabei die Ausnahme, sagt Warenteste­r Stieler.

Der letzte ähnlich kritische Fall stammt aus dem Jahr 2021. Damals hatte sich ein Autokinder­sitz der Marke Chicco sowohl beim Frontalcra­sh als auch bei einem Seitenaufp­rall von der Basis gelöst. Auch hier war der Dummy unkontroll­iert durchs Fahrzeugin­nere geflogen. Chicco reagierte mit einem Rückruf für das Modell Kiros i-Size und die zugehörige Isofix-Basis.

Einen anderen Rückruf musste 2020 der Hersteller BeSafe wegen Problemen mit der Isofix-Basis für seine Babyschale iZi Go X1 initiieren.

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Fotos: ADAC Ich heb’ ab: Der 15-Kilo-Dummy im Augenblick des Crashs (l.).
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