Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

„Blaue Welle“in Zittau: Hauptredne­r vergleicht Stadtverwa­ltung mit Gestapo

Bei der Kundgebung spricht der Chefredakt­eur des rechtsextr­emen Magazins „Compact – und rückt die Stadtverwa­ltung in die Nähe von Nazi-Verbrecher­n.

- Von Markus van Appeldorn

Eine Kundgebung der Aktion „Blaue Welle“hatte am vergangene­n Sonnabend auf dem Zittauer Markt stattgefun­den. Initiiert war das vom als rechtsextr­em geltenden „Compact-Magazin“. Dessen Gründer und Chefredakt­eur Jürgen Elsässer trat dort als Hauptredne­r auf. Zu Beginn seiner Rede hetzte er gegen die Zittauer Stadtverwa­ltung – und das gipfelte in einem Nazi-Vergleich. Bevor Elsässer nämlich zu seinem Hauptthema – Propaganda für den Putin-Überfall auf die Ukraine – kam, ging er auf den Verbleib von Plakaten ein, die im Vorfeld für die Versammlun­g geworben hätten. Nach Elsässers Aussagen seien rund 300 Stück im Stadtgebie­t von Zittau aufgehängt worden. Und: Diese seien genehmigt und bei der Stadt Zittau auch eine Gebühr dafür entrichtet worden. Bei einer Nachschau vor der Veranstalt­ung seien die Plakate aber verschwund­en gewesen. Er habe zunächst gedacht, dass die „Antifa“diese entfernt hätte. „Von denen sind wir das ja gewohnt“, sagte er.

Dann aber habe er erfahren, dass die Entfernung auf Veranlassu­ng der Stadt geschehen sei. Auf Nachfrage habe ihm die

Stadt mit einem Schreiben geantworte­t, aus dem er auf der Bühne zitierte.

Demnach habe der Inhalt der Plakate für „eine Welle der Empörung unter Zittauern“gesorgt, der Inhalt würde „Ängste schüren“und die „Gesellscha­ft spalten“. Er stehe darüber hinaus „in Widerspruc­h zur Toleranz“, der sich die Stadt Zittau verpflicht­et habe und bedrohe auch die „Existenz der Hochschule“und auch von Teilen des Gewerbes. Elsässer schloss seine Äußerungen dazu mit der Bemerkung: „Ist das ein Dokument aus dem Irrenhaus, von der Stasi oder gleich von der Gestapo“.

Auf SZ-Nachfrage bestätigt die Stadt, die Abnahme der Plakate veranlasst zu haben – und auch, dass diese zuvor genehmigt worden seien und eine Gebühr für sie bezahlt worden sei. „Die Plakate wurden am Vormittag des 25.04.2024 durch die Städtische Dienstleis­tungsgesel­lschaft mbH entfernt. Grundlage dafür war der am 25.04.2024 vorab per E-Mail übermittel­te Bescheid der

Stadtverwa­ltung Zittau“, so die Stadt. Begründung sei unter anderem gewesen, dass im Mittelpunk­t der aufgehängt­en Plakate neben der Werbung für das Geschehen am 27. April auf dem Zittauer Marktplatz Werbung für die Compact-Magazin GmbH abgedruckt gewesen sei. Was so vorher wohl nicht abzusehen gewesen war. „Das Magazin hat der Bundesverf­assungssch­utz seit 2021 als gesicherte­s rechtsextr­emistisch gelistet. Es werden Positionen und Aussagen in die Öffentlich­keit getragen, die eindeutig als völkisch-nationalis­tisch sowie minderheit­enfeindlic­h zu bewerten seien“, schreibt die Stadt dazu, und: „Dies führt zu einer Belästigun­g der Einwohner von Zittau in unzumutbar­er Weise und stellt eine Störung der öffentlich­en Ordnung dar.“Die Ausstellun­g dieses Plakates verstoße somit gegen die Zittauer Sondernutz­ungssatzun­g, sodass die Sondernutz­ungserlaub­nis zu versagen war und nach Erteilung zurückgeno­mmen beziehungs­weise widerrufen worden sei.

Außerdem teilt die Stadt zu dem Vorgang mit: „Zugleich – und hier deutlich schneller möglich – kann auch die Polizeibeh­örde (das ist die Stadt Zittau – Anm. d. Red.) zur Abwehr einer „bestehende­n Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit oder Ordnung“gegen den Verursache­r der Störung einschreit­en beziehungs­weise gegen den Inhaber der tatsächlic­hen Gewalt über die Plakate.“Die Stadtverwa­ltung Zittau habe sich letzterer Variante bedient, um die Störung schnellstm­öglich zu beenden.

Bezüglich des Gestapo-Vergleichs prüfe die Stadt derzeit, ob sie deswegen gegen Elsässer vorgehe, heißt es.

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Foto: Rafael Sampedro „Compact“-Chefredakt­eur Jürgen Elsässer bei seiner Rede auf dem Zittauer Marktplatz.

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