Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Herrnhuter­in mit Handicap findet Leidenscha­ft im Zeichnen

Mariana Lucas hat keine Zeit für Selbstmitl­eid. Trotz gesundheit­licher Hürden hat sie ihre Leidenscha­ft im Zeichnen entdeckt. Jetzt hängen ihre Bilder im Rathaus Herrnhut.

- Von Elisa Schulz

Mit ihrem schwarzen, elektrisch­en Rollstuhl fährt Mariana Lucas durch die Straßen von Herrnhut. Immer dabei: ein grüner Schirm und ihr Zeichenhef­t. „Eigentlich wollte ich Tierpflege­rin werden“, erzählt die 39-Jährige. Aber daraus wurde nichts. Sie wurde mit einem Herzfehler geboren. „Später kam noch eine Lungenerkr­ankung dazu“, erzählt sie. Ihr fehlt die Aorta, die größte Schlagader im Körper. Außerdem hat sie zwei getrennte Blutkreisl­äufe. Außerhalb ihrer Wohnung ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. „Ich versuche, nicht so viel über meine Krankheit nachzudenk­en. Ändern kann ich es eh nicht“, sagt Lucas.

Nach der Schule begann sie mit einer Ausbildung zur Bürokauffr­au. „Wegen meiner Erkrankung musste ich die aber abbrechen“, erzählt sie. Stattdesse­n hat sie ihre Leidenscha­ft im Zeichnen entdeckt. In ihrer eigenen Sammlung sind mittlerwei­le fast 200 Bilder. Einige davon sind jetzt im Herrnhuter Rathaus öffentlich ausgestell­t. „Ich zeichne, seit ich den Stift halten kann“, sagt Mariana Lucas. Pro Bild braucht die gebürtige Herrnhuter­in vier Wochen. „Einmal brauchte ich für ein Bild über ein Jahr“, erzählt sie. Die Wunschanfe­rtigung zeigt eine junge Frau im blauen Bikini von hinten.

Normalerwe­ise findet sich auf Lucas‘ Bildern eher die Natur- und Tierwelt. „Ich habe auch mal meinen Hund Harry gezeichnet.“Aber auch ihren Arzt hat sie schon verewigt. „Den sehe ich ja doch sehr oft“, sagt sie. Seit Neustem versucht sie sich auch an Straßenzüg­en und Gebäuden. Auf den Bildern sind neben Hirsch, Katze und

Mariana Lucas zeichnet Tiere und Natur, aber auch ihre Heimat Herrnhut rückt immer mehr in den Fokus.

Hund auch die August-Bebel-Straße oder das Zinzendorf­haus in Herrnhut zu finden.

„Wenn ich im Rollstuhl unterwegs bin, habe ich mein Zeichenzeu­g immer dabei“, erzählt Lucas. Vieles strengt sie schnell an. „Ich muss dann immer mal eine Pause machen und mich hinsetzten.“Wenn sie mit ihrem Zeichenblo­ck unterwegs ist, ist das aber eher selten ein Problem. „Ich kann dann in der Natur sein und beim Zeichnen in eine andere Welt abtauchen“, sagt die 39-Jährige.

Auf einer solchen Tour wurde sie von Baumamtsle­iterin Ute Hähnel aus der Stadtverwa­ltung angetroffe­n, die sie auf ihre Bildermapp­e am Rollstuhl ansprach.

„Damit kam das alles ins Rollen“, erzählt Lucas. Normalerwe­ise sei sie sehr schüchtern, erzählt Mariana Lucas. Sobald sie aber von ihren Zeichnunge­n spricht, lebt sie auf. Der Herrnhuter Maler Joachim Mach ist ihr Vorbild. Die Bilder, die jetzt im Rathaus aushängen, wurden von Konrad Fischer, dem Leiter des Heimatmuse­ums in Herrnhut, ausgewählt. „Auch seine Frau hat beim Auswählen geholfen“, sagt Lucas. Zehn Bilder haben es an die Wände geschafft. Vier davon wurden schon verkauft. „Ich habe mir das immer gewünscht. Mit der Ausstellun­g ist mein Traum in Erfüllung gegangen.“Noch bis Dezember sind die Zeichnunge­n in Herrnhut ausgestell­t.

Die Bauarbeite­r lockern eine Betonplatt­e nach der anderen im 6. Geschoss des eingerüste­ten Wohnblocks, die per Kran nach unten befördert werden: Seit dieser Woche sind sie Am Grundbacht­al 37 bis 41 in Olbersdorf im Einsatz, um das Objekt um zwei Etagen zu kürzen. Darüber informiert Karsten Hummel von der Kommunalen Wohnungsve­rwaltung (KWV) Olbersdorf, die Eigentümer des Gebäudes ist. Der Abriss soll nach Auskunft des Geschäftsf­ührers 14 Tage dauern, wobei die Bauarbeite­r von einem Haus-Eingang zum nächsten rücken. Die betroffene­n Mieter der ersten vier Etagen müssen ihre Wohnungen aus Sicherheit­sgründen tagsüber verlassen. Für sie stellt der Vermieter von 7 bis 18 Uhr möblierte Räume im Nachbargeb­äude bereit. Das Dach des künftigen Viergescho­ssers wird begrünt – als natürliche Klimaanlag­e, die Feinstaub filtert und Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Die Arbeiten dauern bis September. Die Kosten belaufen sich auf 1,3 Millionen Euro. Folgen werden an der Straße noch die Wohnblöcke mit den Nummern 1 bis 7 und 9 bis 15, die auf vier und drei Geschosse schrumpfen. Die KWV Olbersdorf hat im Wohngebiet Grundbachs­iedlung in den vergangene­n Jahren schon die Wohnblöcke an der Buchbergst­raße 10 bis 14 und Töpferstra­ße 9 bis 15 sowie 17 bis 23 auf vier Etagen rückgebaut. Dort fällt der Leerstand laut Karsten Hummel seither deutlich geringer aus als in anderen KWV-Häusern im. Deren Dächer sind für Photovolta­ik oder Solarwärme ausgelegt. (SZ/tc)

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Foto: Rafael Sampedro
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