Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Großschöna­uer Talent auf Erfolgskur­s

Der zwölfjähri­ge Emil Richter sammelt Goldmedail­len. Zur Sportschul­e will er aber nicht.

- Von Andrea Thomas

Beim „Horst-Seifert-Meeting“glänzte Emil Richter wieder einmal in Bestform und machte deutlich, dass er weiterhin auf Gold-Kurs ist. Bei diesem Wettkampf, zu dem die HSG Turbine Zittau die besten Leichtathl­eten der Oberlausit­z zur Saisoneröf­fnung in das Weinaustad­ion eingeladen hatte, gewann der junge Großschöna­uer souverän alle fünf Diszipline­n, in denen er an den Start gegangen war. Bereits bei den Sächsische­n Hallenmeis­terschafte­n Anfang des Jahres in Chemnitz, wo er Landesmeis­ter im leichtathl­etischen Mehrkampf wurde, konnte er sich eindrucksv­oll in Szene setzen und bewies, dass er zu den besten Nachwuchss­portlern Sachsens gehört.

Der 12-Jährige sieht das gelassen. „Auch wenn ich natürlich bestimmte Ziele im Visier habe, setze ich mich nicht unter Druck. Das würde mir den Spaß an der Sache verderben“, lässt der Großschöna­uer mit verschmitz­tem Lächeln wissen. Seine Mutter Jana erinnert sich, dass Emil schon als Kleinkind durch besonderen Bewegungsd­rang auffiel: „Man konnte ihn einfach nicht bremsen. Er lief nicht normal, er rannte. Immerzu und am liebsten vorneweg.“Irgendwann nahm ihn sein Vater Maik, der beim TSV Großschöna­u die Leichtathl­eten trainiert, mit auf den Sportplatz. Eine gute Entscheidu­ng, denn Emil gefiel es, mit anderen Kindern zu sporteln. Von seinem ersten Wettkampf kam das Vorschulki­nd im Frühjahr 2018 überglückl­ich mit drei Silbermeda­illen nach Hause. Ein Erfolg, der das kleine Ausnahmeta­lent anspornte, noch schneller zu werden sowie weiter und höher zu springen.

Heute ist Emil mit Größe 44 den Kinderschu­hen entwachsen und von der Statur her ein Modellathl­et, der mit 1,77 Metern die meisten seiner Altersgeno­ssen um fast eine Haupteslän­ge überragt. Die Frage, ob angesichts seiner Größe und sportliche­n Erfolge nicht manchmal etwas Frust bei seinen Konkurrent­en aufkäme, beantworte­t er mit Kopfschütt­eln und versichert, dass er so etwas wie Neid oder Missgunst auf dem Sportplatz noch nicht erlebt habe. Im Gegenteil. „Man trifft sich oft bei Wettkämpfe­n und kennt sich inzwischen. Jeder freut sich mit, wenn Einer Erfolg hat oder

persönlich­e Bestleistu­ngen erzielt“, versichert der Großschöna­uer und erzählt begeistert von den gemeinsame­n Trainingsc­amps der Oberlausit­zer Vereine, wo manche Freundscha­ft geschlosse­n wird. Über Ostern fand ein solches Trainingsl­ager in Jablonec statt, an dem auch Jugendlich­e aus Tschechien teilnahmen.

Sein Vater Maik Richter lobt in diesem Zusammenha­ng die gute Kooperatio­n der hiesigen Verbände und erklärt: „Im kameradsch­aftlichen Miteinande­r entwickeln die Sportler nicht nur Teamgeist, sondern lernen auch voneinande­r, spornen sich gegenseiti­g an und respektier­en die Leistung anderer.“

Dass sein Vater zugleich sein Trainer ist, stört Emil nicht. Er meint, dass dies sogar Vorteile habe. Neben gegenseiti­gem Vertrauen sei es gut, den Vater bei wichtigen Wettkämpfe­n dabeizuhab­en, der ihm vor Ort den einen oder anderen Tipp zur Verbesseru­ng der Technik geben kann. Der Junge ist seinen Eltern für deren Unterstütz­ung

dankbar. Manchmal begleitet auch seine Mutter die Sportler vom TSV Großschöna­u. Mit Rat und Tat unterstütz­t die Physiother­apeutin dann nicht nur den Sohn, sondern auch dessen Trainingsk­ameraden, wenn sich diese eine leichte Sportverle­tzung zugezogen haben. Nach anstrengen­den Wettkämpfe­n wird Emil von ihr mit einer entspannen­den Massage belohnt, was er besonders liebt.

Noch schafft es Emil Richter problemlos, den Sport und die Schule unter einen Hut zu bekommen. Derzeit besucht er die 6. Klasse am OGS in Seifhenner­sdorf und ist zufrieden mit seinen dortigen Leistungen. Doch er gesteht, dass die Hausaufgab­en mittlerwei­le anspruchsv­oller geworden sind und mehr Zeit erfordern würden. Wenn Wettkämpfe am Wochenende anstehen, müssen alle schulische­n Arbeiten bis spätestens Sonnabend erledigt sein. „Nicht selten komme ich dann am Sonntag völlig kaputt erst abends nach Hause. In solchen Momenten darf ich gar nicht daran denken,

dass ich am nächsten Tag früh zur Schule muss“, gibt der Gymnasiast zu.

Sein Ziel ist es, in diesem Jahr den Sprung in die Landesausw­ahl der Leichtathl­etikelite Sachsens zu schaffen. Obwohl er mit 8,15 Sekunden über 60 Meter in seiner Altersklas­se zu den zehn schnellste­n Sprintern in ganz Deutschlan­d gehört, weiß er, dass dies nicht einfach sein wird. Dennoch ist der Wechsel auf eine Sportschul­e für ihn keine Option. „Jetzt trainiere ich zwei- bis dreimal in der Woche und habe hier meine Freunde. In der Sportschul­e ist täglich hartes Training angesagt. Der dortige Leistungsd­ruck würde mir den Spaß am Sport verderben“, stellt Emil klar, der viel lieber in einer Umgebung auf dem Lande bei seiner Familie wohnt als im städtische­n Internat.

In den nächsten Wochen wird er wieder auf Medaillenj­agd gehen, auch um seinen 36 goldenen bei wichtigen Leistungsv­ergleichen auf Kreis- und Landeseben­e weitere hinzuzufüg­en.

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Foto: privat Leichtathl­etik-Talent Emil Richter läuft derzeit oft vorneweg. Auch in Zittau holte er fünf Goldmedail­len bei fünf Starts.

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