Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Warum die fit GmbH für Frank-Walter Steinmeier ein Mutmacher ist

Der Bundespräs­ident hat am Montag den Spülmittel­hersteller in Hirschfeld­e besucht. Das hat einen bestimmten Grund – und verursacht riesigen Aufwand.

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Es ist kurz nach Zehn am Montagmorg­en. Sonnensche­in, keine Wolke am Himmel. Bestes Wetter für den Besuch von FrankWalte­r Steinmeier bei der fit GmbH. Wobei der Bundespräs­ident auch bei strömendem Regen gekommen wäre – er hat sich den Spülmittel­hersteller aus Hirschfeld­e ganz bewusst als Ziel ausgesucht. 75 Jahre nach der Einführung des Grundgeset­zes und 35 Jahre nach der friedliche­n Revolution in der Ex-DDR will das Staatsober­haupt im Osten der Republik reflektier­en, wie die Lage ist. Nicht bei Vorzeigebe­trieben, die ständig im Rampenlich­t stehen. Sondern bei solchen, die ein bisschen „unter dem Radar“der Öffentlich­keit laufen, aber mit überrasche­nden Entwicklun­gen auf sich aufmerksam machen. Für Steinmeier gehört die Firma aus dem Zittauer Ortsteil in genau diese Kategorie. Prädikat Mutmacher. Und er lässt sich erklären, wie aus einem fast aussichtsl­osen Fall kurz nach der Wende in den darauffolg­enden Jahren eine Erfolgsges­chichte wurde. Mehr als zwei Stunden nimmt sich der Gast aus Berlin dafür Zeit. Die Vorbereitu­ngen, die das Unternehme­n dafür getroffen hat, sind beträchtli­ch. Und auch am Montag selbst ist nichts so, wie es an normalen Tagen läuft. Jede Menge Sicherheit­spersonal – von der Landespoli­zei, über das Landeskrim­inalamt, denn auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) ist dabei – bis zum Bundeskrim­inalamt. Personensc­hützer, wohin man blickt. Drei Spürhunde sind im Einsatz, um Sprengstof­f festzustel­len. Sie schnüffeln sogar die Fotoappara­te und Kameras der Journalist­en ab.

fit selbst hat klar Schiff gemacht. Drei, vier Wochen lief die Vorbereitu­ng, erzählt ein Mitarbeite­r hinter vorgehalte­ner Hand. Dinge wurden weggeräumt, die man nicht unbedingt braucht. Gardinen wurden gewaschen, die seit Jahren kein Wasser mehr gesehen haben. „Wie zu Hause, wenn die kritische Verwandtsc­haft kommt“, lacht der Mann. Oder wie früher, als sich die DDR-Oberen die vermeintli­chen Erfolge ihrer Wirtschaft­spolitik vorführen ließen? „Keine Ahnung. Dafür bin ich zu jung.“

Maschinen lärmen, Politiker lachen

Steinmeier ist jedenfalls begeistert, was Geschäftsf­ührer Wolfgang Groß seit seinem Einstieg 1993 hier geschaffen, wie er den einst zum Leuna-Kombinat gehörenden Betrieb umstruktur­iert und zu dem am schnellste­n wachsenden Player in der Branche gemacht hat. 2023 war das erfolgreic­hste Jahr der Firmengesc­hichte: 29 Millionen Fit-Flaschen liefen vom Band, 50 Millionen Flaschen Kuschelwei­ch – im Reigen der neun Marken die beiden größten Umsatzbrin­ger. Insgesamt legte die Firma rund 50 Prozent Wachstum hin. Und 2024 sind es schon wieder 15 Prozent mehr.

Der Bundespräs­ident erfährt, dass für Flaschen aus Kunststoff­granulat zuerst die Rohlinge entstehen, die dann in einem weiteren Verarbeitu­ngsschritt mit heißer

Luft „aufgeblase­n“werden – je nach Art des Produktes, das später eingefüllt wird.

Es wird oft und herzlich gelacht an diesem Vormittag, offenbar gibt der Firmenchef seinen prominente­n Gästen die eine oder andere Anekdote preis. Die Maschinen lärmen, die Journalist­en müssen einen Sicherheit­sabstand wahren – zwei, drei Meter. Über den Grund für die Fröhlichke­it erfahren die Medien deshalb nichts.

Auf einem langen Schrank ist die komplette Produktpal­ette der fit GmbH aufgebaut. Wolfgang Groß erklärt die Zukaufspol­itik der letzten Jahre und die Gründe, warum das Unternehme­n seit seinem Einstieg so erfolgreic­h ist: „Wir überzeugen durch Qualität und Konstanz. Die Leute wollen nicht veräppelt werden – kleinere Gebinde zum gleichen Preis. So etwas gibt es bei uns nicht.“Für Steinmeier ist klar, dass der deutsche Osten selbstbewu­sst in die Zukunft blicken kann. Exemplaris­ch dafür sei fit: „Hier hat man die Herausford­erungen angenommen.“

Fotos:

www.sz-link.de/steinmeier-hirschfeld­e

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