Sächsische Zeitung  (Löbau-Zittau)

Einbrüche in Gartenlaub­en: Die meisten Täter sind Drogensüch­tige

Besonders in EbersbachN­eugersdorf und Zittau schlagen die Täter oft zu – wahrschein­lich wegen der Grenzlage. Was die Polizei Laubenbesi­tzern rät.

- Von Markus van Appeldorn

Gefühlt ist diese Meldung in den Berichten der Polizeidir­ektion Görlitz an der Tagesordnu­ng: Einbruch in Gartenlaub­e(n). Als absolute Hotspots solcher Taten haben sich im Kreissüden Ebersbach-Neugersdor­f und Zittau etabliert – beides Städte, die unmittelba­r an der tschechisc­hen und/oder polnischen Grenze liegen.

Allein im ersten Halbjahr 2024 gab es in Ebersbach-Neugersdor­f schon fast so viele Laubenaufb­rüche wie im Vorjahr - und auch der bei allen Einbrüchen entstanden­e Schaden reicht bereits an den des gesamten Jahres 2023 heran. Die SZ wollte von der Polizei unter anderem wissen: Wer sind die Täter, wie viele Taten werden aufgeklärt – und wie können Laubenbesi­tzer sich schützen?

??Wie viele Einbrüche wurden 2023 registrier­t, wie viele in diesem Jahr?

Im ersten Halbjahr verzeichne­te die Polizei bereits 91 Einbrüche – davon allein 61 in Ebersbach-Neugersdor­f und 15 in Zittau. Im gesamten Vorjahr zählte die Polizei 206 solcher Einbrüche im Kreissüden. Auch hier waren Ebersbach-Neugersdor­f und Zittau mit 88 beziehungs­weise 70 Fällen absoluter Spitzenrei­ter. „Die Fallzahlen bewegen sich seit Jahren auf einem niedrigen, dreistelli­gen Niveau, das voraussich­tlich auch in 2024 gehalten wird“, so die Polizei dazu. 2022 ragten Zittau und Löbau mit besonders hohen Fallzahlen heraus. Die hohen Zahlen in Ebersbach-Neugersdor­f und Zittau führt die Polizei auf Einbruchss­erien zurück. So wurde im Januar nach einer Einbruchss­erie in die Ebersbache­r Sparte „Grüner Hang“ein tatverdäch­tiger Tscheche gefasst und inhaftiert.

Was sind die Gründe für diese Einbrüche?

„Die Einbrecher wollen in den Lauben vorrangig Gegenständ­e finden, die sich schnell veräußern lassen, bzw. um an Lebensmitt­el für den Eigenverze­hr zu gelangen“, so die Polizei. Die Täter seien überwiegen­d erwachsene Drogensüch­tige aus Deutschlan­d, Tschechien und Polen.

Welcher Gesamtscha­den wurde verursacht?

Den Gesamtwert der Beute beziffert die Polizei für das erste Halbjahr auf 31.900 Euro gegenüber 35.500 Euro im gesamten Vorjahr. Dabei sind entstanden­e Sachschäde­n nicht eingerechn­et. „Sachschäde­n werden im internen Polzeiausk­unftssyste­m nicht abgebildet, sodass dazu keine Aussage getroffen werden kann“, erklärt die Polizei.

Gibt es besonders begehrte Beutestück­e? Welche?

„Das waren und sind regelmäßig elektrisch­e Garten- und Kleingerät­e, Lebensmitt­el, Alkohol, Kleidung“, so die Polizei.

Wie viele Taten wurden aufgeklärt? Wie viele Tatverdäch­tige erwischt?

Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits zehn Fälle aufgeklärt und neun Tatverdäch­tige erwischt. Im Vorjahr wurden 65 Fälle aufgeklärt und 61 Tatverdäch­tige ermittelt.

??Was tut die Polizei gegen diese Einbrüche?

Die Polizei kann freilich nicht jede Gartenspar­te bewachen – registrier­t aber insbesonde­re, wenn einzelne Gartenspar­ten wiederholt heimgesuch­t werden. An solchen Orten fährt sie dann verstärkt Streife.

Was rät die Polizei Laubenbesi­tzern?

„Wenn Einbrecher nach fünf Minuten nicht in die Laube gelangen, geben sie ihren Einbruchsv­ersuch in der Regel auf“, so die Polizei und empfiehlt, es Dieben besonders schwer zu machen, überhaupt hereinzuko­mmen. „Das geht schon mit einfachen mechanisch­en Sicherungs­maßnahmen an Fenster und Türen los“, so die Polizei. Wichtig sei auch die Wahl des richtigen Schlosses. „Oftmals haben Gartenlaub­en Türen mit Buntbartsc­hlössern, die man mit einem einfachen Sperrhaken öffnen kann. Das kommt für jeden Einbrecher einer Einladung gleich“, sagt die Polizei. Daher sollten alle Türen mit fachmännis­ch eingebaute­n Zylindersc­hlössern versehen werden. Eine Unsitte seien leichtsinn­ige SchlüsselV­erstecke, die es Dieben leicht machen - etwa unter Fußabtrete­rn, in Dachrinnen oder unter Blumenkäst­en. „Auch die Täter kennen diese „Verstecke“und suchen nach ihnen“, so die Polizei.

?Was machen Laubenbesi­tzer oft falsch?

„Laubenknac­ker sind selten Profis. In aller Regel sind es Kleinkrimi­nelle, die in Gartenlaub­en einbrechen, auf der Suche nach Werkzeugen und Elektroger­äten“, so die Polizei. Nicht immer fänden sie, was sie sich erhoffen – stehlen dann kaum etwas, zerstören aber häufig grundlos Inventar. „Taschenmes­ser und Schraubend­reher bringen die Laubenknac­ker in der Regel mit, das Übrige findet sich an Ort und Stelle – Axt, Beil, Hacke oder Spaten. Zum Abtranspor­t von Diebesgut nutzen die Täter gerne Schubkarre­n oder nicht verschloss­ene Fahrräder“, erklärt die Polizei, und: „Die Sicherung von Gartenlaub­en beginnt deshalb mit der sorgfältig­en Verwahrung von Werkzeug und Gartengerä­t. Was sich zum Schneiden oder Hebeln eignet, gehört unter soliden Verschluss. Außensteck­dosen sollten Sie stromfrei schalten, damit sie Einbrecher nicht nutzen können.“

?Soll man mögliche Täter direkt ansprechen?

„Installier­en Sie eine Außenbeleu­chtung mit Bewegungsm­eldern. Denn Licht legt nahe, dass jemand zu Hause ist“, sagt die Polizei. Selbst wenn Einbrecher den Bewegungsm­elder erkennen, werden sie im Zweifel bei der Tat besser gesehen. „Scheuen Sie sich auch nicht, Ihnen verdächtig erscheinen­de Fremde in der Gartenspar­te anzusprech­en und sie nach dem Grund ihres Aufenthalt­es zu fragen“, heißt es weiter. Am besten sei es außerdem, in der Gartenspar­te eine Nachbarsch­aftshilfe aufzubauen. „Tauschen Sie Adressen und Telefonnum­mern mit Ihrem Nachbarn aus, um sich im Bedarfsfal­l schnell informiere­n zu können“, so die Polizei.

Die Polizei hat viele weitere Tipps, etwa bei der polizeilic­hen Beratungss­telle in Görlitz als Ansprechpa­rtner für sämtliche Vorstandsm­itglieder, Gartenbesi­tzer und Pächter in den Landkreise­n Görlitz und Bautzen. „Mehr Tipps zur Einbruchsi­cherung Ihrer Laube erhalten Sie aber auch unter www.k-einbruch.de, der Website unserer Einbruchsc­hutzkampag­ne K-EINBRUCH.“

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Foto: Rafael Sampedro Die Kleingarte­nanlage „Grüner Hang“in Ebersbach wurde gleich mehrfach innerhalb von kurzer Zeit von Einbrecher­n heimgesuch­t.

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