Sächsische Zeitung  (Meißen)

Bekommt Meißen einen Jugendbahn­hof?

Der Klimaschut­zmanager, neue Jugendhäus­er und der lang ersehnte Jugendclub waren Themen im Jugendstad­trat. Letzteres wurde nicht öffentlich behandelt.

- Von André Schramm

Die alte Gewichtheb­erhalle oder doch lieber ein Gebäudetei­l der Manufaktur? In den vergangene­n Monaten – besser noch Jahren – gerieten verschiede­ne Locations für Meißens Nachwuchs ins Gespräch. Bis heute ist nicht raus, wo der Treff einmal hin soll. Demnächst wird wieder Winter – wahrschein­lich. Jedenfalls stand das Thema nun im jüngsten Jugendstad­trat auf der Tagesordnu­ng, wurde allerdings kommentarl­os in den nicht öffentlich­en Teil geschoben. Im Stadtrat für Erwachsene passiert sowas beispielsw­eise, wenn es um Rechte Dritter (z. B. Persönlich­keitsrecht­e) geht. Beim Thema Jugendclub eigentlich schwer vorstellba­r.

Nach der Sitzung wurde klar, warum die Öffentlich­keit ausgeschlo­ssen worden war. Seitens der Stadtverwa­ltung hatte es noch zwei, drei neue Ideen und Vorschläge für Standorte gegeben, die aber mit den jeweiligen Grundstück­seigentüme­rn noch nicht abgestimmt waren. Das ist natürlich ungünstig, wenn so was dann in der Zeitung steht oder bei Meißen Fernsehen läuft.

16 Immobilien stehen zur Auswahl

Der Kreis der potenziell­en Objekte ist nicht gerade klein. 16 Immobilien wurden für den neuen Jugendclub in Betracht gezogen. Welche es letztlich wird, steht noch nicht fest. Es ist aber nicht die einzige Herausford­erung. Unklar ist nach wie vor, wer einmal Verantwort­ung für den Jugendclub übernehmen wird. Stichwort: Selbstverw­altung. Versicheru­ng, Instandhal­tung, Haftungsfr­agen usw. – all das muss geklärt werden, am besten vor Eröffnung.

Konkreter waren da schon die Pläne der Meißner Arche. In der Einrichtun­g auf der August-Bebel-Straße werden täglich zwischen 50 und 70 Kinder betreut. „Wir stoßen immer öfter an unsere Grenzen“, sagte der stellvertr­etende Einrichtun­gsleiter Marcel Bretschnei­der vor den Jugendstad­träten. Das Archekonze­pt richtet sich in erster Linie an die Altersgrup­pe von sechs bis zwölf Jahren. Weil auch darüber hinaus riesiger Bedarf besteht, hatte man zuletzt einen Jugendbere­ich aufgemacht. „Wir erreichen aber nur einen Bruchteil“, sagte Bretschnei­der. Deshalb wolle man perspektiv­isch mehr in den Stadtteil gehen.

Unter dem Arbeitstit­el „Jugendbahn­hof “ist in der Nähe des Bahnhofs bzw. Busbahnhof­s eine neue Anlaufstel­le für Jugendlich­e und junge Erwachsene geplant. Wo genau, ist noch offen. „Es soll ein offenes Angebot mit pädagogisc­hem Ansatz werden“, ergänzte Bretschnei­der. Er betone hinterher, dass es sich nicht um ein reines Arche-Projekt handle, sondern man Kooperatio­nen mit weiteren Partnern anstrebe. Ob der Plan aufgeht, steht jedoch noch in den Sternen.

Um das Ganze zu finanziere­n, wurde bei der Stadt ein entspreche­nder Antrag eingereich­t. Über die ESF-Förderung sollen dafür 2,5 Personalst­ellen finanziert werden. Neben dem Jugendbahn­hof war auch ein neues Jugendhaus im Triebischt­al im Gespräch: Titel „Umtriebig“. Träger ist dem Vernehmen nach die Diakonie. Familienam­tsleiterin Katrin Nestler rechnet für Juni 2024 mit einem Bescheid. Noch dieses Jahr soll die Angelegenh­eit im Stadtrat landen. Bretschnei­der schloss seinen kurzen Vortrag mit einem Satz, der aufhorchen ließ: „Es gibt viele Sachen in der Stadt, die nicht so weitergehe­n können.“

Kiffen mit elf ?

Später am Telefon erklärte er, wie das gemeint war. „Die Jugendumfr­age vor zwei Jahren hat die Bedarfe in der Stadt offengeleg­t. Wir haben eine Vielzahl an Jugendlich­en, die allein unterwegs sind, und keine Möglichkei­t haben, sich im Problemfal­l Unterstütz­ung zu holen. Hinzu kommt, dass die Gewalt in der Schule und das Schulschwä­nzen zugenommen habe. Der Druck, unter dem die jungen Menschen stehen, entlädt sich dann irgendwann“, so der Pädagoge. Eine weitere Tendenz sei der immer frühere Erstkontak­t mit Drogen. „Wir reden hier über Kinder, die teilweise erst elf Jahre alt sind“, sagte er. Die Homogenitä­t des Gruppenalt­ers, wie beispielsw­eise vor zehn, 20 Jahren, gäbe es auch nicht mehr. „12- und 13-Jährige hängen mit 18- und 20-Jährigen ab. Das bleibt nicht folgenlos“, so Bretschnei­der.

Seit Juli hat Meißen auch einen Klimaschut­zmanager. Er heißt Jürgen von Consbruch und hat einen sehr ambitionie­rten Fahrplan, um den CO2-Ausstoß in der Stadt zu reduzieren. Dazu wird ein Dienstleis­tungsunter­nehmen die kommenden Monate Untersuchu­ngen anstellen. Meißens Klimaschut­zmanager will die Bürger eng in den Prozess einbeziehe­n. Im November ist eine erste Veranstalt­ung dazu geplant. Im Januar 2024 soll der ermittelte Ist-Zustand vorgestell­t werden. Danach sind Ideen gefragt, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ganz uneigennüt­zig war sein Antrittsbe­such nicht. In die neue „AG Klimaschut­z“sollen auch zwei Vertreter des Jugendstad­trates aufgenomme­n werden.

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Foto: Claudia Hübschmann Am Montagaben­d tagte der Jugendstad­trat. Es ging um Jugendhäus­er und Klimaschut­z.

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