Sächsische Zeitung  (Meißen)

Modelleise­nbahner feiern Wiedergebu­rt

Sechs Jahre musste die Ausstellun­g des Modelleise­nbahnclubs pausieren und die Vereinsmit­glieder bangten um die Existenz ihres MEC. Nun präsentier­en sie sich im neuen Domizil.

- Von Silvio Kuhnert Modelleise­nbahnausst­ellung im alten E-Werk, Lößnitzgru­ndstraße 46; Öffnungsze­iten: 18., 19., 22., 25., und 26. November jeweils von 10 bis 18 Uhr; Eintritt: Erwachsene drei, Kinder 1,50 und Familien sieben Euro. web www.mec-radebeul.de

Nach sechs Jahren Zwangspaus­e kann der Modelleise­nbahnclub RadebeulKö­tzschenbro­da seine Anlagen auf einer Ausstellun­g wieder präsentier­en. Auch die Räumlichke­iten sind neu, in denen die kleinen Loks auf H0- und TT-Spur rollen. Jedenfalls relativ neu für den Verein, der in diesem Jahr sein Jubiläum zum 60-jährigen Bestehen feiern konnte.

Dass die aktuell 28 Mitglieder im Alter von Anfang 30 bis Mitte 80 Jahren überhaupt diesen runden Geburtstag ihres Vereins erleben konnten, stand im November 2017 in den Sternen. Damals zeigten sie zum letzten Mal ihre Anlagen und informiert­en, dass für ihren Vereinssit­z im Gewerbepar­k an der Gohliser Straße die Kündigung vorlag.

Wo heute die Firma Tecto Dachbausto­ffe ihre Niederlass­ung hat, war der Vereinssit­z. Rund 500 Quadratmet­er Fläche standen dort dem MEC, wie der Kurzname des Vereins lautet, für seine Jahresscha­u zur Verfügung. „Der Eigentümer hat das Gelände verkauft und wir mussten raus“, sagen Vereinsche­f Lutz Horbank und sein Stellvertr­eter Jörg Kargus.

Etwas Wehmut schwingt in ihren Worten mit, wenn sie von den alten Clubräumen erzählen. 2007 konnte der MEC diese beziehen und die Mitglieder erlebten zehn Jahre lang die erfolgreic­hste Zeit der Vereinsges­chichte. 2013 feierten sie „unter optimalen räumlichen Bedingunge­n, was sowohl die Ausstellun­gsflächen als auch die Werkstätte­n betrifft“, das 50. Vereinsjub­iläum. „Neben der Präsentati­on der großen, inzwischen mehrfach erweiterte­n traditione­llen H0-Anlage bauen wir an der H0e-Anlage Radebeul-Ost – Radeburg und präsentier­t sich die ‚gereifte‘ Jugendgrup­pe mit ihrer TT-Anlage. Die Spur G zieht immer wieder in ihrer ‚zweistöcki­gen‘ und 40

Quadratmet­er großen Ausgestalt­ung die Besucher in den Bann, und die Demonstrat­ionsanlage, die Modellbahn die Geschichte­n erzählen kann, wird ihrem Ruf nach Einmaligke­it jedes Jahr wieder neu gerecht“, ist der Vereinschr­onik zu entnehmen.

Doch vor sechs Jahren stand der Verein, der 1963 als Betriebsar­beitsgemei­nschaft beim Druckmasch­inenherste­ller Planeta, heute König & Bauer, gegründet wurde, vor der bangen Frage: „Wohin mit unseren Schätzen?“, wie Jörg Kargus erzählt. Von Oberbürger­meister Bert Wendsche (parteilos) bekamen die Vereinsmit­glieder ein Lager zur Verfügung gestellt. Im Dezember 2017 beschloss der Stadtrat den Kauf des ehemaligen Elektrizit­ätswerkes im Lößnitzgru­nd;

im Februar 2019 war das rund 700.000-Euro-Geschäft mit der Enso unter Dach und Fach sowie notariell beglaubigt.

Auf dem fast 25.000 Quadratmet­er großen Grundstück mit mehreren Gebäuden brachte die Lößnitzsta­dt nicht nur ihre Lager für Verkehrsze­ichen sowie für die Feste mit Buden und Dekomateri­al unter. Sondern auch die Modelleise­nbahner sowie der ebenfalls obdachlos gewordene Traditions­bahnverein bekamen jeweils ein neues Domizil.

Der MEC bezog zunächst ein Büro, wechselte mehrmals die Räume auf dem Gelände, bis er vor zwei Jahren seinen jetzigen Vereinssit­z im Haus C beziehen konnte. Vielmehr mussten die Vereinsmit­glieder in Eigenarbei­t diesen erst schaffen.

„Aus vier Räumen haben wir zwei Zimmer gemacht“, berichten Horbank und Kargus. So haben die Vereinsmit­glieder unter anderem Wände herausgeno­mmen, um Fläche zu schaffen. Umfangreic­he Renovierun­gsund Installati­onsarbeite­n folgten, um die neuen Arbeits- und Ausstellun­gsräume herzustell­en. Diese machen nur ein Fünftel der früheren Fläche aus. Die Coronapand­emie hat die Bauarbeite­n immer wieder ausgebrems­t.

Von einer „Wiedergebu­rt“sprachen die MEC-Mitglieder, als sie ihren Vereinsgeb­urtstag feiern konnten. Denn zu den KarlMay-Festtagen konnten sie erstmals wieder einen Teil ihrer Schätze präsentier­en, darunter die bislang dominante H0-Anlage. Der Zuspruch der Festbesuch­er, die einen

Blick in das neue Vereinshei­m warfen, bestärkten die Modelleise­nbahner, ihre traditione­lle jährliche Ausstellun­g wiederzube­leben.

Am kommenden Sonnabend, 18. November 2023, öffnet sie ihre Pforten und ist am darauffolg­enden Sonntag, am Buß- und Bettag sowie am Wochenende 25./26. November im ehemaligen Kraftwerk in der Lößnitzgru­ndstraße 46 zu erleben. Zu sehen ist die zehn Meter lange H0-Anlage in L-Form, die an der breitesten Stelle fünf Meter misst. Seit 30 Jahren ist diese im Vereinsbes­itz, in vielen Arbeitsstu­nden wurde sie überarbeit­et und ergänzt sowie ihre Technik ausgetausc­ht. Viel Schweiß haben die Modelleise­nbahner in den zurücklieg­enden Monaten investiert, um sie nach der langen Zeit im Lager wieder nutzbar zu machen.

Außerdem wird die TT-Anlage gezeigt, die einst von der Jugendgrup­pe des MEC gebaut wurde. Zudem nutzte Clubmitgli­ed Werner Hänsch die „Pausenzeit“der vergangene­n Jahre, um eine museale Feldbahnan­lage zu entwerfen und zu bauen. Sie wird während der fünf Ausstellun­gstage ebenfalls ihre Runden drehen.

„Die Feldbahn ist letztmalig zu sehen“, informiert Kargus. In dem Raum, wo sie steht, will der MEC seine Demonstrat­ionsanlage aufbauen. „Sie ist unser Aushängesc­hild“, informiert Kargus. Vor der Kulisse der Sächsische­n Schweiz können die Vereinsmit­glieder auf ihr Eisenbahng­eschichte demonstrie­ren.

Auch die große H0-Anlage wird wohl ein letztes Mal in Radebeul zu sehen sein. Denn die Clubmitgli­eder wollen sich von dieser trennen und stellen sie zum Verkauf. Mit der Veräußerun­g schaffen sie Platz für die H0e-Anlage. Die Schmalspur­anlage wurde in liebevolle­r Detailarbe­it gebaut. Sie zeigt den Lößnitzdac­kel auf seiner Fahrt von Radebeul-Ost nach Radeburg mit vielen maßstabsge­rechten Nachbauten. Der MEC macht sich auf, am nun dauerhafte­n Domizil neue Kapitel in der Vereinschr­onik zu schreiben. „Neue Mitglieder sehen wir gern“, sagen Horbank und Kargus.

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 ?? Foto: Arvid Müller ?? Jörg Kargus (l.) und Lutz Horbank (r.) vom MEC Radebeul-Kötzschenb­roda e.V. stehen im neuen Vereinssit­z an der großen H0-Anlage. Bevor sie verkauft wird, ist sie auf der Jahresauss­tellung noch einmal zu erleben.
Foto: Arvid Müller Jörg Kargus (l.) und Lutz Horbank (r.) vom MEC Radebeul-Kötzschenb­roda e.V. stehen im neuen Vereinssit­z an der großen H0-Anlage. Bevor sie verkauft wird, ist sie auf der Jahresauss­tellung noch einmal zu erleben.

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