Fleischerei Arnold hat Insolvenz angemeldet
Die Fleischerei Arnold mit Geschäften in Sachsen und Brandenburg musste im Oktober Insolvenz anmelden. Der vorläufige Insolvenzverwalter spricht über die Gründe.
Würstchen, Hackepeter und Schnitzel von der Fleischerei Arnold gehören für viele auf dem sächsischen und brandenburgischen Land zum Einkauf dazu. Doch das Traditionsunternehmen hat finanzielle Probleme. Die Privatfleischerei hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Cottbus gab am 19. Oktober 2023 die Einleitung eines Insolvenzeröffnungsverfahrens bekannt. Der Rechtsanwalt Rüdiger Weiß von der Dresdner Kanzlei WallnerWeiß wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt.
Die Fleischerei produziert in Kraupa, einem Stadtteil von Elsterwerda. Neben Geschäften in Brandenburg betreibt die Familie Arnold auch Filialen in Großenhain, Riesa, Nünchritz, Gröditz, Dresden und Torgau. Das Geschäft ist ein Familienbetrieb, wie es ihn heute nur noch selten gibt. 1958 gegründet, wird die Fleischerei mittlerweile in dritter Generation von Helmut Arnold und seinen Kindern Ivonne und Matthias betrieben.
Doch nun ist die Zukunft ungewiss. Rüdiger Weiß, der die Kommunikation für die Fleischerei vorläufig übernommen hat, kann einen Verkauf nicht ausschließen. „Das hängt davon ab, wie es sich entwickelt“, sagt der Rechtsanwalt. Doch er zeigt sich optimistisch, dass der Familienbetrieb weitergehen kann. Filialschließungen seien nicht geplant. „Es ist eine Fehlvorstellung, dass eine Insolvenz immer das Ende bedeutet“, sagt Weiß.
Von einem Ende ist auch für die Kunden und Kundinnen derzeit nichts zu spüren. Alle Filialen sind geöffnet. Die Mitarbeitenden werden über sogenanntes Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt. Das steht dem Unternehmen für drei Monate zu und erleichtert zumindest kurzfristig die finanzielle Situation. So hat der Insolvenzverwalter Zeit, das Unternehmen kennenzulernen und es wieder „auf gesunde Beine zu stellen“. Anlass zur Hoffnung gibt Weiß‘ erster Eindruck: „Extrem geordnet.“Der Rechtsanwalt bedient sich gleich des Fleischerjargons: „Wir füttern das Schwein weiter.“Nach seiner Einschätzung gibt es in dem Unternehmen keinen „Genickbrecher“, also keine Filiale, die besonders unwirtschaftlich läuft. Vielmehr konnte die Fleischerei die hohen Zins- und Energiekosten nicht mehr stemmen. „Das Unternehmen hat gerade keinen marktkonformen Energievertrag“, erklärt Weiß.
Nun gelte es, neue Verträge zu machen und die Zinsen abzuschneiden, sagt der Rechtsanwalt. Er sei nicht eingesetzt worden, weil das Geschäft nicht läuft, sondern, weil die Teuerungen durch die Einnahmen nicht abgedeckt werden konnten. „An der Qualität ist ja nicht zu rütteln“, sagt Weiß. Die Fleischerei ist achtmaliger Europameister in der Wurstherstellung und gehört seit 23 Jahren zu den zwölf besten Fleischbetrieben in Deutschland.
2015 wollte Arnold seine Produktion in Kraupa sogar erweitern, was nach Informationen der Lausitzer Rundschau am Widerstand der Nachbarn scheiterte. Die Stadtverwaltung hatte dem Unternehmen Ausweichstandorte angeboten, nachdem dieses gedroht hatte, Elsterwerda zu verlassen und in Sachsen eine neue Betriebsstätte zu eröffnen. Doch daraus wurde nichts, Arnold produziert weiter am alten Standort in Kraupa. In Sachsen hat sich die Fleischerei dafür mit Filialen vergrößert. In Großenhain eröffnete Arnold vor vier Jahren eine zweite Filiale in der Innenstadt, auch in Riesa betreibt die Familie zwei Geschäfte. In beiden Städten mussten dieses Jahr schon andere Fleischereien schließen.
In Großenhain beendete Bernd Gawalski aus gesundheitlichen Gründen sein Geschäft, zu dem auch ein größerer Mittagsimbiss im Roten Haus gehörte. In Riesa schloss Ende Oktober die Fleischerei Albrecht nach fast 90 Jahren, weil der Inhaber die Kosten nicht mehr decken und dazu auch keinen Nachfolger finden konnte.
Dass die Fleischerei Arnold nicht die nächste ist, die schließen muss, will Weiß nun durch das Insolvenzverfahren sicherstellen, das zum 1. Januar 2024 eröffnet werden soll. „Ziel ist es, dass das Unternehmen schnell aus der Situation herauskommt“, sagt er. Nach sechs bis neun Monaten soll die schwarze Null wieder sichergestellt sein. Weiß traut der preisgekrönten Fleischerei zu, das zu schaffen.
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