Sächsische Zeitung  (Meißen)

Exklusivbe­richt aus dem Bauch des Laminat-Riesen

Seit einigen Wochen wird das neue Hochregall­ager von Kronospan in Lampertswa­lde befüllt. Sächsische.de durfte als Erste einen Blick hineinwerf­en.

- Von Kathrin Krüger

Das 35 Hektar große Gelände von Kronospan ist wie eine eigene Industries­tadt – eine Stadt, die niemals schläft. Denn hier wird rund um die Uhr Laminat produziert. Markant ist seit dem Sommer das neue Hochregall­ager, das sich an der Mühlbacher Kreuzung entlang der Bundesstra­ße 40 Meter hoch auftürmt. Hier lagert Deutschlan­ds größter Laminather­steller Fertigprod­ukte für maximalen Kundenserv­ice. Seit etwa acht Wochen wird die vollautoma­tische Halle befüllt. Die Sächsische Zeitung durfte als erster externer Besucher einen Blick in den 40 Millionen Euro teuren Bauch des Laminat-Riesen werfen.

Vier Zufahrtsst­recken versorgen die dicht mit Hochregale­n bestückten Halle übereinand­er. 60.00 Laminatpal­etten, je einen Meter hoch, haben in ihr Platz. „Hier sind seit Fertigstel­lung des Baus zuerst die

Lichtschra­nken und Aggregate programmie­rt worden und alles wurde vernetzt“, erklärt der zweite Geschäftsf­ührer Tino Hesse.

Diese Onlineanbi­ndung sämtlicher Prozesse über eigene Server ist das Innovative der von 1,8 auf 6,6 Millionen Quadratmet­er erweiterte­n Lagerkapaz­ität. Mitarbeite­r sind nicht zu sehen. „Es gibt aber einen Operator, der alles überwacht“, so Geschäftsf­ührer David Brenner. Doch die großen Regalbedie­ngeräte und die Shuttlefah­rzeuge zum Palettentr­ansport bewegen sich selbststän­dig – wie von Geisterhan­d gesteuert.

Auf zwei Ebenen bewältigt die Technik den Eingang des fertigen Laminats direkt aus der Produktion. Auf zwei weiteren Ebenen gehen die Produkte hinaus in den Warenausga­ng. Bisher wurde vor allem auftragsbe­zogen produziert. „Jetzt können wir größere Chargen herstellen und sie für künftige vorhersehb­are Bestellung­en einlagern“, sagt David Brenner. Damit verschafft sich Kronospan einen großen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbe­rn durch mehr

Flexibilit­ät und Effizienz. „Wir nehmen unseren Großkunden die Lagerung des Laminats ab und beugen außerdem Lieferengp­ässen vor“, unterstrei­cht der Geschäftsf­ührer. Alle Transportp­rozesse seien damit jetzt automatisi­ert: von der Rohplatten­herstellun­g bis zum automatisc­hen Verladen.

Denn der Laminat-Riese strebt seine erste globale Kollektion an. Er exportiert in 90 Länder der Erde. „Wenn Sie heute bestellen, können wir morgen in ganz Europa liefern“, ist Tino Hesse stolz. Kronospan hat weitere Lager und Produktion­sstätten in anderen Ländern, so am Konzernsta­ndort in Österreich. Doch in Lampertswa­lde ist die Transforma­tion – auch beim Personal – gerade am deutlichst­en. Bei 570 Mitarbeite­rn werden immer weniger Staplerfah­rer benötigt und immer mehr Automatisi­erungstech­niker. Weniger Helfer, mehr Fachperson­al.

Rechts des Ganges wachsen klassisch einheitlic­he Regalfäche­r bis unter die Decke. Links ist es gemischt aus langen und kurzen Paletten. Hier könne eine größere Vielfalt an Produkten automatisc­h eingelager­t werden, erklären die Geschäftsf­ührer. Die Stabilität des Systems sei enorm wichtig. Und natürlich die Transforma­tion des Gesamtbetr­iebes hin zur Energieaut­onomie.

Verständli­cherweise sei Kronospan ein Großverbra­ucher an Strom. Den will das Unternehme­n mehr und mehr selbst erzeugen. Eine Fotovoltai­kanlage auf mehreren Hallendäch­ern wurde jüngst in Betrieb genommen. Im Eigenwald bei Zossen drehen sich schon acht Windräder, vier weitere sollen dazukommen.

Test für Netzbelast­ung

Ein Test – der sich auch außerhalb des Betriebes schon herumgespr­ochen hat – läuft jetzt noch mit einigen Generatore­n, die im Außenberei­ch aufgestell­t wurden. Es wird simuliert, wie sich Schwankung­en auf das interne Stromnetz auswirken. Denn Kronospan speist ein und entnimmt Strom. Produktion­sprozesse sollen energietec­hnisch umgestellt werden. „Es wäre fahrlässig, solche Belastungs­tests nicht vorher zu machen“, unterstrei­cht Geschäftsf­ührer David Brenner.

In dieser Woche wurden zudem Erweiterun­gen in den Maschinenp­ark von Kronospan im nächsten Jahr von zehn Millionen Euro beschlosse­n. „Wenn wir investiere­n, dann nicht nur in Bestandser­haltung, sondern vor allem in Innovation, erweiterte Qualität und besseren Service“, lässt Geschäftsf­ührer David Brenner wissen.

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Foto: Kristin Richter Die Geschäftsf­ührer Tino Hesse (l.) und David Brenner vor dem neuen Hochregall­ager von Kronospan Lampertswa­lde.

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