Exklusivbericht aus dem Bauch des Laminat-Riesen
Seit einigen Wochen wird das neue Hochregallager von Kronospan in Lampertswalde befüllt. Sächsische.de durfte als Erste einen Blick hineinwerfen.
Das 35 Hektar große Gelände von Kronospan ist wie eine eigene Industriestadt – eine Stadt, die niemals schläft. Denn hier wird rund um die Uhr Laminat produziert. Markant ist seit dem Sommer das neue Hochregallager, das sich an der Mühlbacher Kreuzung entlang der Bundesstraße 40 Meter hoch auftürmt. Hier lagert Deutschlands größter Laminathersteller Fertigprodukte für maximalen Kundenservice. Seit etwa acht Wochen wird die vollautomatische Halle befüllt. Die Sächsische Zeitung durfte als erster externer Besucher einen Blick in den 40 Millionen Euro teuren Bauch des Laminat-Riesen werfen.
Vier Zufahrtsstrecken versorgen die dicht mit Hochregalen bestückten Halle übereinander. 60.00 Laminatpaletten, je einen Meter hoch, haben in ihr Platz. „Hier sind seit Fertigstellung des Baus zuerst die
Lichtschranken und Aggregate programmiert worden und alles wurde vernetzt“, erklärt der zweite Geschäftsführer Tino Hesse.
Diese Onlineanbindung sämtlicher Prozesse über eigene Server ist das Innovative der von 1,8 auf 6,6 Millionen Quadratmeter erweiterten Lagerkapazität. Mitarbeiter sind nicht zu sehen. „Es gibt aber einen Operator, der alles überwacht“, so Geschäftsführer David Brenner. Doch die großen Regalbediengeräte und die Shuttlefahrzeuge zum Palettentransport bewegen sich selbstständig – wie von Geisterhand gesteuert.
Auf zwei Ebenen bewältigt die Technik den Eingang des fertigen Laminats direkt aus der Produktion. Auf zwei weiteren Ebenen gehen die Produkte hinaus in den Warenausgang. Bisher wurde vor allem auftragsbezogen produziert. „Jetzt können wir größere Chargen herstellen und sie für künftige vorhersehbare Bestellungen einlagern“, sagt David Brenner. Damit verschafft sich Kronospan einen großen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern durch mehr
Flexibilität und Effizienz. „Wir nehmen unseren Großkunden die Lagerung des Laminats ab und beugen außerdem Lieferengpässen vor“, unterstreicht der Geschäftsführer. Alle Transportprozesse seien damit jetzt automatisiert: von der Rohplattenherstellung bis zum automatischen Verladen.
Denn der Laminat-Riese strebt seine erste globale Kollektion an. Er exportiert in 90 Länder der Erde. „Wenn Sie heute bestellen, können wir morgen in ganz Europa liefern“, ist Tino Hesse stolz. Kronospan hat weitere Lager und Produktionsstätten in anderen Ländern, so am Konzernstandort in Österreich. Doch in Lampertswalde ist die Transformation – auch beim Personal – gerade am deutlichsten. Bei 570 Mitarbeitern werden immer weniger Staplerfahrer benötigt und immer mehr Automatisierungstechniker. Weniger Helfer, mehr Fachpersonal.
Rechts des Ganges wachsen klassisch einheitliche Regalfächer bis unter die Decke. Links ist es gemischt aus langen und kurzen Paletten. Hier könne eine größere Vielfalt an Produkten automatisch eingelagert werden, erklären die Geschäftsführer. Die Stabilität des Systems sei enorm wichtig. Und natürlich die Transformation des Gesamtbetriebes hin zur Energieautonomie.
Verständlicherweise sei Kronospan ein Großverbraucher an Strom. Den will das Unternehmen mehr und mehr selbst erzeugen. Eine Fotovoltaikanlage auf mehreren Hallendächern wurde jüngst in Betrieb genommen. Im Eigenwald bei Zossen drehen sich schon acht Windräder, vier weitere sollen dazukommen.
Test für Netzbelastung
Ein Test – der sich auch außerhalb des Betriebes schon herumgesprochen hat – läuft jetzt noch mit einigen Generatoren, die im Außenbereich aufgestellt wurden. Es wird simuliert, wie sich Schwankungen auf das interne Stromnetz auswirken. Denn Kronospan speist ein und entnimmt Strom. Produktionsprozesse sollen energietechnisch umgestellt werden. „Es wäre fahrlässig, solche Belastungstests nicht vorher zu machen“, unterstreicht Geschäftsführer David Brenner.
In dieser Woche wurden zudem Erweiterungen in den Maschinenpark von Kronospan im nächsten Jahr von zehn Millionen Euro beschlossen. „Wenn wir investieren, dann nicht nur in Bestandserhaltung, sondern vor allem in Innovation, erweiterte Qualität und besseren Service“, lässt Geschäftsführer David Brenner wissen.