Sächsische Zeitung  (Meißen)

Freibad Meißen: Der Stein kommt ins Rollen

Zum Politische­n Aschermitt­woch wurde ein Freibad-Stein versteiger­t. Das macht Lust auf mehr. An den Klinkern mangelt es wahrlich nicht.

- Von Andre Schramm Kontakt: stadtentwi­cklung@stadt-meissen.de Telefon: 03521 467181

„Die Verwaltung kommt vor lauter Kaffeetrin­ken nie zum Arbeiten. Sie schafft es nicht, Stadtratsb­eschlüsse umzusetzen, und hängt total hinterher mit dem Freibad. Die Bürger fragen schon, ob das Freibad längst wieder ins Wasser gefallen ist?“Hier geht jemand ganz schön hart mit der Stadtverwa­ltung ins Gericht. Und nein, es handelt sich nicht um einen Facebook-Kommentar.

Interessan­terweise stammen diese Worte aus dem Mund einer Frau, die selbst in der Verwaltung arbeitet. Inga Skambraks, Leiterin des Amtes für Stadtplanu­ng und -entwicklun­g, hatte das gesagt, vergangene Woche zum Politische­n Aschermitt­woch. Sie vertrat Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter, und hatte „eine kleine Überraschu­ng aus eben jener Verwaltung mitgebrach­t“. „Diejenigen, die uns immer so vorantreib­en – die Stadträte und die Vertreter des Freibadver­eins – möchte ich nun herausford­ern“, sagte sie. Dabei präsentier­te sie den ersten Stein, den man aus dem Schwimmbec­ken des ehemaligen Freibads geborgen hatte, und bot ihn zur Versteiger­ung an.

Die Aktion, so erklärte sie später, sei ihr spontan in den Sinn gekommen. „Es muss ja mal losgehen“, so Skambraks an dem Abend. 30 Euro, 50 Euro, 75 Euro – die erste Bieterrund­e nahm gleich ordentlich Fahrt auf. Am Ende ging der Stein für 300 Euro weg, inklusive einer individuel­len Gravur.

„Das hat mich völlig überrascht – im positiven Sinne“, sagte Simone Teske, Chefin des Meißner Freibad 09 e. V, ein paar Tage später gegenüber der SZ. „Von der Aktion der Stadtverwa­ltung wussten wir vorher nichts“, so Teske weiter. Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. „Vor allem in der AG Freibad wurde immer wieder über das Thema Steine diskutiert“, so Teske weiter.

In diesem Zusammenha­ng hatte es unter anderem auch die Anregung gegeben, eine Art Gedächtnis­weg im neuen Freibad damit zu pflastern. Startblock­patenschaf­ten und andere Vorschläge standen ebenfalls im Raum. Jedenfalls ist der Stein nun ins Rollen gekommen. Fragen tauchten auf: Geht die Aktion weiter? Wenn ja, wie?

Voraussich­tlich kein Badfest 2024

„Ja, es wird weitergehe­n“, erklärte Simone Teske. Um die Details zu klären, ist ein Gespräch mit der Stadtverwa­ltung anberaumt. „Geplant ist, dass die Steine gekauft werden können. Für welchen Preis, und ob mit oder ohne Gravur, ist noch nicht raus“, sagte die Vereins-Chefin. Ziel sei es aber, zeitnah die Meißner über den Fortgang der Aktion zu informiere­n. Möglicherw­eise könnte es auch einen Aktionstag geben, an dem sich jeder seinen eigenen Freibadste­in ausbauen darf.

Dass das schon passiert, und zwar heimlich, still und leise, findet Teske ärgerlich. „Wir wissen, dass es Leute gibt, die sich ihre Privat-Terrasse mit Klinkern aus dem ehemaligen Schwimmbec­ken verschöner­t haben“, sagte die Vereins-Chefin. Wie viele Freibad-Klinker noch übrig sind, kann sie nicht genau sagen. „Auf jeden Fall reichlich“, so die Freibad-Vereins-Chefin weiter. Im Raum stehen Zahlen, wie 20.000 bis 25.000 Stück. Möglicherw­eise sind es auch mehr. Insgesamt sind aktuell 1,5 Millionen Euro für das neue Freibad in Bohnitzsch eingeplant. Reichen wird dieses Geld voraussich­tlich nicht.

Ein Badfest wird es dieses Jahr voraussich­tlich nicht geben. „Meißens Terminkale­nder ist randvoll. Wir wollen keine Konkurrenz­veranstalt­ung aufmachen. Ohnehin fand das Badfest in den letzten Jahren nur im unregelmäß­igen Rhythmus statt“, so Teske. In Sachen Freibad kam die letzten Wochen Bewegung. Zuletzt wurde mit einem Aufstellun­gsbeschlus­s das Verfahren zum Neubau eines Freibades eröffnet. Das Anbaden soll spätestens 2029 stattfinde­n, wenn die Stadt ihr 1.100. Jubiläum feiert. Freibad-Stein-Interessen­ten können sich ans Amt für Stadtplanu­ng- und -entwicklun­g wenden.

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Fotos: Claudia Hübschmann Vorn im Foto sind die Klinker-Steine zu sehen. Sie sollen verkauft werden – zugunsten des neuen Freibades. Die Modalitäte­n werden gerade geklärt. F. r.: Beim Politische­n Aschermitt­woch war selbst die Chefin des Freibad-Vereins und Stadträtin Simone Teske von der Ziegel-Versteiger­ung überrascht worden.

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