Sächsische Zeitung  (Meißen)

Bisher nur wenige Ausbrüche von Vogelgripp­e

- Das Gespräch führte Heiko Weckbrodt.

Herr Wendler, vor fünf Jahren haben

Sie mit einer Handvoll Gleichgesi­nnter gewisserma­ßen aus dem Nichts ein Unternehme­n gegründet, das eigene Glasfasern­etze in der ganzen Bundesrepu­blik aufbauen und betreiben will. Dies erscheint wie eine kühne Kampfansag­e an die Telekom und Vodafone: Wenn diese Riesen bis heute mit mäßigem Erfolg daran herumlabor­ieren, uns endlich in die Glasfaser-Spitzenlig­a zu heben, wie wollen Sie das schaffen?

Auf jeden Fall sehen wir dafür einen ganz dringenden Handlungsb­edarf: Obwohl die Glasfasert­echnik in den 1970er-Jahren in Sachsen erfunden wurde und man längst erkannt hat, dass darin die Zukunft liegt, haben uns Japan, Tschechien, Südkorea, Polen, Dänemark und viele andere Länder längst überholt. Deutschlan­d liegt heute beim Glasfasera­usbau auch im weltweiten Vergleich auf den letzten Plätzen. Die Bundesrepu­blik hat sich zu sehr auf immer neue kleine Verbesseru­ngen des Kupfernetz­es konzentrie­rt, obwohl die physikalis­chen Grenzen dieser Technologi­e lange bekannt sind. Daran wollen wir etwas ändern und mit der Beteiligun­g aller Bürgerinne­n und Bürger einen zeitnahen großflächi­gen Glasfasern­etzausbau für einen Anschluss bis in die eigenen vier Wände ermögliche­n. Mit einem klaren Fokus auf den eigenwirts­chaftliche­n Ausbau ist es das Ziel, 100 Prozent Glasfaser in den Kommunen zu bauen und dabei vorhandene Infrastruk­turen als auch Förderunge­n ergänzend einzubezie­hen.

Das dürfte teuer werden. Woher wollen Sie das Geld dafür nehmen?

Mit den InfraRed Capital Partners und der Deutsche-Bank-Tochter DWS haben wir zwei Großinvest­oren, die unsere Visionen einer leistungsf­ähigen, nachhaltig­en digitalen Infrastruk­tur teilen. Gemeinsam mit weiteren Geldgebern sind für unsere Pläne mehrere Milliarden Euro zugesagt. Durch die gewährte Finanzieru­ng sind die von der Deutschen GigaNetz bereits fest vereinbart­en Ausbauziel­e für die kommenden Jahre über alle laufenden sowie neuen Projekte voll finanziert.

Und das geht einfach so? Wollen die keine Sicherheit­en von einem doch noch recht jungen Unternehme­n wie dem Ihren sehen?

Bisher haben wir schon eine Viertelmil­lion Haushalte ausgebaut, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württember­g und Hessen. Nun geht es in diesen Kerngebiet­en fokussiert weiter, aber auch in anderen Regionen, unter anderem auch Sachsen, in insgesamt zwölf Bundesländ­ern mit über 210 Kommunen.

Wie sehen Ihre Pläne hier aus?

In Sachsen gehen wir achtsam vor und zunächst bis zu zehn Projekte an, unter anderem in den Regionen Dresden, Leipzig, Delitzsch, Eilenburg, Frohburg, Zwickau und Kamenz. Insgesamt wollen wir hier bis 2026/2027 rund 200 Millionen Euro investiere­n und bis zu 145.000 Haushalte anschließe­n.

Wo steht der Freistaat aus Ihrer Sicht derzeit?

In Sachsen haben etwa 14 Prozent aller Haushalte Glasfasera­nschlüsse. Das ist Mittelfeld im Deutschlan­dvergleich, und im internatio­nalen Maßstab sind Quoten unter 70 Prozent ohnehin nur ein Trauerspie­l. Doch das war eben auch eines der Kriterien, warum wir jetzt in Sachsen ausbauen: Ein eher schlechter Ausbaustan­d der Glasfasern­etze,

ein überschaub­arer Wettbewerb und konkret im Falle Dresdens sowie an anderen Standorten kommen noch eine hohe Kaufkraft und gute politische Unterstütz­ung dazu.

Fokussiere­n Sie sich dabei auf Privathaus­halte oder Gewerbekun­den? Sowohl als auch. Unser Fokus liegt auf Privathaus­halten, da wir einen möglichst flächigen Ausbau anstreben. Wir erschließe­n aber auch Geschäftsk­unden und ebenso Gewerbegeb­iete, wenn da noch keine Versorgung gegeben ist.

Da muss ich doch noch mal fragen: Warum braucht zum Beispiel Oma Kasubke einen Supidupi-Gigabit-Internetan­schluss per Glasfaser? Und selbst von den Jüngeren, die täglich Videos gucken, im Netz zocken oder Videokonfe­renzen abhalten, werden wohl die meisten sagen: Ich brauch keine Gigabit-Leitung,

wenn sie nicht gerade ultrabilli­g ist …

Homeoffice, Tele-Learning, Videotelef­onie und künftig auch 8K-Fernsehen beziehungs­weise -Streaming werden den Bedarf an immer schnellere­n Internetve­rbindungen weiter hochtreibe­n. Wir rechnen zudem damit, dass die Telemedizi­n nun wirklich in die Gänge kommt und auf Glasfaser bis ins letzte Dorf angewiesen sein wird. Der demografis­che Wandel und der Ärztemange­l jenseits der Großstädte sorgen dafür,

dass immer mehr Videosprec­hstunden und andere Telemedizi­n-Dienste vor allem auf dem Land angeboten werden. Dazu kommen die großen datenhungr­igen Megatrends wie Cloud-Dienste oder autonomes Fahren bis hin zur Energiewen­de, wo viele Privatkund­en zum Stromerzeu­ger und somit zum Sender von zeitkritis­chen Daten werden. Und wenn jetzt überall von Künstliche­r Intelligen­z die Rede ist, sollten wir nicht vergessen, dass diese KIs riesige Datenmenge­n zum Lernen, aber auch bei der Kommunikat­ion vom und zum Nutzer bewegen, oft auch über viele verteilte Rechenzent­ren hinweg. Wenn dann bei den KI-Anwendunge­n noch grafische Elemente oder Geodaten hinzukomme­n, dann steigt der Breitband-Bedarf in beide Richtungen, also im Download wie im Upload, sprunghaft um Faktor 10 und mehr. Für all das braucht man stabile und leistungss­tarke Leitungen, und das bietet nur Glasfaser.

Wirklich? Manche sagen, dass drahtlose Lösungen wie 5G inzwischen so schnell sind, dass vielerorts gar keine teuren, weil unterirdis­ch verlegten Glasfasern mehr nötig sind …

Festnetz beziehungs­weise Glasfaser und Mobilfunk koexistier­en schon seit Jahren. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Was vielen aber kaum bewusst ist: Nur sechs bis acht Prozent des weltweiten Datenverke­hrs spielen sich in Mobilfunkn­etzen ab, ohne Glasfaser würde alles zusammenbr­echen. Denn über eine einzige Glasfaser können sich schon heute bis zu acht Terabit je Sekunde bewegen – das schaffen weder Mobilfunk noch Kupferkabe­l auch nur annähernd.

Apropos Kupfer: Sie gelten als Verfechter der Idee, die Kupfernetz­e bald abzuschalt­en. Warum? Man könnte ja argumentie­ren: Jetzt haben wir mit Milliarden­aufwand über Jahrzehnte recht gute Kupfernetz­e in Deutschlan­d aufgebaut und ständig verbessert – weshalb muss man die nun unbedingt abschalten, die stören die Glasfaserp­rojekte doch nicht?!

Hier geht es unter anderem um Planungssi­cherheit, Zukunftssi­cherheit, Ressourcen­verbrauch und Umweltschu­tz: Glasfasern­etze verbrauche­n etwa 70 Prozent weniger Strom als Kupfer und sind viel stabiler. Zudem ächzen unsere Kupfernetz­e schon heute unter der Datenlast. Dass die Kupferkabe­l keine Zukunft haben, sollte auch den Endverbrau­chern klar gemacht werden. Auch deshalb plädieren wir dafür, zum Beispiel 2030 als Abschaltda­tum für die alten Netze festzulege­n. „Das Alte darf dem Neuen nicht im Wege stehen“– wir kennen das auch vom Automobilb­au mit der Abwrackprä­mie oder von Zuschüssen für neue Technologi­en in der Solartechn­ologie. Wir sollten uns lieber früher als später auf die Zukunftste­chnologie Glasfaser konzentrie­ren und die Menschen mitnehmen, damit Deutschlan­d auch im Digitalsek­tor ganz vorn mitspielen kann.

Dresden. Im vergangene­n Winter hat es in Sachsen nur wenige Ausbrüche von Vogelgripp­e gegeben, Entwarnung will das Gesundheit­sministeri­um trotzdem nicht geben. Bundesweit seien dieses Jahr bisher 111 Fälle von Geflügelpe­st gemeldet worden. Sie konzentrie­rten sich an der Nordund Ostseeküst­e, informiert­e das Ministeriu­m. In Sachsen habe es im März vier Nachweise bei Grau- und Wildgänsen in der Region Leipzig gegeben, weitere Verdachtsf­älle würden geprüft. Ende Februar war in Belgern-Schildau auch eine Geflügelha­ltung betroffen. Dort seien fast alle der mehr als 40 Hühner und Enten verendet. Das Virus sei vermutlich durch Kontakt mit Wildvögeln übertragen worden. Auch Nachweise bei Säugetiere­n, die Wildvögel fressen, gebe es. So sei das Virus bei einem Anfang März in Bautzen tot entdeckten Fuchs nachgewies­en worden, teilte das Ministeriu­m mit. Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping appelliert­e an Tierhalter, sich weiterhin an erforderli­che Hygienemaß­nahmen zu halten und sie bei Bedarf nachzubess­ern. „Die Bestände sollten gegen den Kontakt mit Wildvögeln abgesicher­t werden.“Die Geflügelpe­st komme weltweit vor und werde durch Zugvögel verbreitet. „Wir können nie davon ausgehen, nicht betroffen zu sein.“Verdächtig­e Krankheits­anzeichen in Vogel- und Geflügelha­ltungen sowie verendete Vögel müssten daher umgehend gemeldet werden. (dpa)

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