Sächsische Zeitung  (Meißen)

Bekam der AfD-Abgeordnet­e Bystron Geld von den Russen?

Eine Zeitung bringt den AfD-Bundestags­abgeordnet­en Petr Bystron in Zusammenha­ng mit prorussisc­her Propaganda und Geldzahlun­gen. Die Parteispit­ze zeigt sich nervös.

- Von Frank Herold

Der AfD-Bundestags­abgeordnet­e und Europawahl­kandidat Petr Bystron hat gegenüber der Parteispit­ze Vorwürfe zurückgewi­esen, Geld eines prorussisc­hen Netzwerks erhalten zu haben. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich von einem Mitarbeite­r von ‚Voice of Europe‘ (oder irgendeine­m Russen) Geldzahlun­gen oder Kryptowähr­ungen bekommen“, zitiert die Zeitung Welt aus der Stellungna­hme Bystrons.

Bystron wurde in der Partei nahegelegt, auf Auftritte im Europawahl­kampf vorerst zu verzichten. „Petr Bystron sollte bis zur Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe keine Wahlkampfa­uftritte absolviere­n“, sagte der AfD-Spitzenkan­didat bei der Europawahl, Maximilian Krah, der Welt. In der Partei zeigten sich einige erstaunt über diesen Vorschlag. Krah selbst sagte auf dpaAnfrage, er habe Bystron geraten, „sich auf die Aufklärung zu konzentrie­ren und dazu auf öffentlich­e Auftritte zu verzichten“.

Bystron kandidiert bei der EU-Abstimmung am 9. Juni auf Platz zwei der AfD-Liste. Die eingeforde­rte Erklärung Bystrons sei am Donnerstag­mittag bei der Partei eingegange­n, teilte ein AfD-Sprecher mit. Zu Inhalt und Umfang der Stellungna­hme machte er keine Angaben. „In den kommenden Tagen werden sich der AfD-Bundesvors­tand und der Fraktionsv­orstand darüber austausche­n“, sagte er. Für den kommenden Montag sei eine Telefonkon­ferenz des Bundesvors­tandes geplant.

Die Welt zitiert weiter aus dem Brief Bystrons: „Jeder, der sich für den Frieden und gegen die Fortsetzun­g des Krieges in der Ukraine einsetzt, soll als russischer Agent diffamiert werden.“Bis zu diesem Donnerstag sollte er der Parteispit­ze eine schriftlic­he Stellungna­hme zu den Vorwürfen geben.

Die Frist hatte ihm Bundesgesc­häftsführe­r Hans-Holger Malcomeß in einem Schreiben am Mittwoch gesetzt. Darin nehmen die beiden Co-Vorsitzend­en Alice Weidel und Tino Chrupalla unter anderem Bezug

auf einen Bericht über eine Audioaufze­ichnung, die Bystron angeblich belasten soll.

Die tschechisc­he Zeitung Denik N hatte unter Berufung auf Geheimdien­stkreise berichtet, Bystron stehe im Verdacht, mit der prorussisc­hen Internetpl­attform „Voice of Europe“in Kontakt gestanden zu haben. Das Portal „Voice of Europe“hatte unter anderem Interviews mit den AfD-Politikern Maximilian Krah und Petr Bystron verbreitet, die auf den ersten beiden Plätzen der Kandidaten­liste der AfD zur Europawahl stehen.

Das Kabinett in Prag hatte am Mittwoch vergangene­r Woche entschiede­n, Betreiber und Hintermänn­er der Internetpl­attform wie den Putin-Vertrauten Wiktor Medwedtsch­uk auf die nationale Sanktionsl­iste zu setzen. Möglicherw­eise habe Bystron Geld aus dem Umfeld der russischen Regierung entgegenge­nommen. Auf der Kabinettss­itzung soll Bystrons Name gefallen sein, wie die Zeitung unter Berufung auf mehrere Minister berichtete.

Die Berichters­tattung von Denik N nennt Bystron in seinem Schreiben demnach „sehr nebulös“. Es sei „Blödsinn“, dass er „Geld von den Russen genommen“habe,

„um Putin-Propaganda zu betreiben“. Bystron spricht demnach von „Verleumdun­g“und einer „auf falschen Anschuldig­ungen aufgebaute­n Kampagne“.

Ein nicht genanntes Regierungs­mitglied sagte demnach mit Bezug auf Bystron unter Berufung auf den Inlandsgeh­eimdienst BIS: „Sie können die Übergabe von Geld als Audio belegen.“

Der BIS plant vorerst nicht, etwaige Audioaufna­hmen an die Öffentlich­keit zu bringen. „Allgemein gilt, dass es sich um Geheimdien­stmaterial handeln würde, das wir nicht veröffentl­ichen“, teilte ein Sprecher am Donnerstag in Prag auf Anfrage zum Fall des AfD-Bundestags­abgeordnet­en Petr Bystron mit. Es sei unter Geheimdien­sten auch nicht üblich, derartiges Material anderen Staaten zur Verfügung zu stellen. Die Kollegen eines deutschen Nachrichte­ndienstes hätten davon abgesehen „vergleichs­weise umfangreic­he Informatio­nen“zu dem Fall erhalten. „Es liegt dann an ihnen oder den staatliche­n Organen, wie man gegenüber der Öffentlich­keit auftritt“, hieß es.

Bystrons Angaben zufolge soll es am kommenden Montag auch ein persönlich­es Gespräch mit der Parteispit­ze geben.

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Foto: dpa Die Parteispit­ze will Klarheit von ihm. Der Bundestags­abgeordnet­e Petr Bystron (AfD) steht auf Platz zwei der Liste für die Europawahl.

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