20.000 Elefanten? Die würden halb Brandenburg plattmachen
Deutschland erwägt, die Einfuhr von Jagdtrophäen einzuschränken. Botswana reagiert empört und will nun 20.000 Dickhäuter nach Deutschland abschieben.
Weil Deutschland und die EU die Einfuhr von Jagdtrophäen von gefährdeten Tierarten stärker zertifizieren wollen, fürchten afrikanische Länder einen Rückgang des Jagdtourismus und verweisen auf die Probleme, die große Elefantenherden mit sich bringen. Groß ist der Ärger, dass Europa über ihre Köpfe und Interessen hinweg entscheidet. „Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botswana. Wir zahlen den Preis dafür, dass wir diese Tiere für die Welt erhalten“, hatte der Präsident von Botswana, Mokgweetsi Masisi, gesagt. Er drohte, 20.000 Elefanten nach Deutschland zu schicken. „Aufgrund der schrecklichen Kolonialerfahrungen im südlichen Afrika sind Elefanten ein sehr emotionales Thema“, sagt Thilo Schöne, Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Botswana dem Tagesspiegel. Das Gefühl, das jetzt in der Bevölkerung hochkommt, beschreibt Schröne wie folgt: Erneut würden Entscheidungen im fernen Europa getroffen, die die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen in Botswana berühren.
Auch die Biodiversitätsforscherin Anja Linstädter von der Universität Potsdam, die im südlichen Afrika arbeitet, sieht in den Äußerungen des Präsidenten zunächst einmal die Botschaft: „Wir sind ein unabhängiger Staat und lassen uns nicht in kolonialer Art vorschreiben, was mit unseren Tieren ist, ob und wie viele wir abschießen dürfen.“Damit habe der Präsident sicher innenpolitisch punkten können.
Außerdem habe er der Landbevölkerung, die unter den Zerstörungen durch die wachsenden Elefantenherden am meisten leidet, signalisiert: Ich vertrete eure Interessen. Ein cleverer „PR-Coup“nach innen – und nach außen, um die Aufmerksamkeit des Nordens auf die Probleme in Botswana zu lenken, findet Linstädter.
Das Überraschende ist, dass dieser Zwist die Folge einer Erfolgsgeschichte ist. „Die Elefantenpopulation, die ja besonders im Laufe des 20. Jahrhunderts zurückgegangen war, ist in Botswana aufgrund intensiver Schutzbemühungen seit einigen Jahren wieder stark angewachsen“, erklärt Linstädter. Botswana habe 40 Prozent seiner Landesfläche unter Naturschutz gestellt. „Aber die Elefantendichten sind in einigen Gebieten inzwischen wirklich extrem hoch, das sehe ich an der Vegetation“, sagt die Pflanzenökologin. So gebe es dort, wo große Herden unterwegs sind, teilweise nur noch baumfreie Mondlandschaften.
Würde man sich vorstellen, was 20.000 frei laufende Elefanten in Deutschland anrichten würden, „dann wären die Felder und Wälder in halb Brandenburg platt“, glaubt die Forscherin.
Ackerbau und Viehzucht seien, sagt Schöne von der Friedrich-Ebert-Stiftung, durch eine Überbevölkerung von Elefanten „durchaus bedroht“. Daher werde seit einigen Jahren wieder mit strengen Quoten geschossen. Und ein Teil der Erlöse aus den Gebühren für Jagdtouristen werde an Dörfer weitergegeben, um deren wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Eine Erlaubnis zum Abschuss eines Elefanten inklusive Mitnahme der Stoßzähne kann Zehntausende Euro kosten. „Eine Zertifizierung von Trophäen nimmt man hier als Bedrohung einer geregelten Reduzierung von Elefanten wahr, die in den Augen der Mehrheit der Menschen Botswanas als notwendig wahrgenommen wird“, erklärt Schöne.