Sächsische Zeitung  (Meißen)

So will Pistorius die Bundeswehr wieder kriegstüch­tig machen

Der Verteidigu­ngsministe­r plant ein einheitlic­hes Führungsko­mmando, um die Verteidigu­ngsfähigke­it zu erhöhen.

- Von Christophe­r Ziedler

Neue Struktur bei der Truppe: Minister Boris Pistorius (SPD) will die Verteidigu­ngsfähigke­it der Bundeswehr mit einem einheitlic­hen Operativen Führungsko­mmando stärken. Zudem werde die Bundeswehr entlang von vier Teilstreit­kräften mit einem gemeinsame­n Unterstütz­ungskomman­do umorganisi­ert, teilte der SPD-Politiker am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellun­g der neuen Struktur mit.

Die vier Teilstreit­kräfte sind neben dem Heer, der Luftwaffe und der Marine nun auch die Truppe für den Cyber- und Informatio­nsraum (CIR). Diese ist auf elektronis­che Kampfführu­ng und Cyberopera­tionen, Aufklärung und den Schutz der elektronis­chen Infrastruk­tur spezialisi­ert.

Die Bundeswehr hat bisher in Schwielows­ee bei Potsdam ein Einsatzfüh­rungskomma­ndo für die Planung und Steuerung von Auslandsei­nsätzen wie in Westafrika oder nun mit der Fregatte „Hessen“im Roten Meer. Zudem wurde in Berlin ein Territoria­les Führungsko­mmando für die Landesvert­eidigung geschaffen, in dem auch der Operations­plan („OPLAN“) für eine gesamtstaa­tliche Verteidigu­ng Deutschlan­ds erarbeitet wurde. Die beiden Stellen haben sehr unterschie­dliche Aufgaben, aber auch einige mögliche Überschnei­dungen.

Rückkehr zur Wehrpflich­t?

Im November vergangene­n Jahres hatte Pistorius auf der Bundeswehr­tagung in neuen Verteidigu­ngspolitis­chen Richtlinie­n „Kriegstüch­tigkeit als Handlungsm­axime“ausgerufen. Er sagte, Generalins­pekteur Carsten Breuer und ein Staatssekr­etär sollten sich auch die Strukturen der Bundeswehr selbst und ausdrückli­ch auch Führungsko­mmandos ansehen. Pistorius will gegen Doppelstru­kturen vorgehen, die sich gegenseiti­g behindern und aufhalten.

Ziel sei es, „die Bundeswehr so umzubauen in ihren Strukturen, dass sie selbst für den Ernstfall, den Verteidigu­ngsfall, für den Kriegsfall optimal aufgestell­t ist“, sagte Pistorius. Er verwies dabei auf die verschärft­e Bedrohungs­lage in Europa und wiederholt­e auch das Ziel, die Bundeswehr „kriegstüch­tig“zu machen. Deutschlan­d und seine Verbündete­n müssten glaubhaft abschrecke­n, damit niemand auf die Idee komme, „uns als Nato-Gebiet anzugreife­n“, betonte der Minister. Pistorius sprach von einem „Signal des Aufbruchs“für eine Reform der Bundeswehr. Die wichtigste­n Entscheidu­ngen sollten bereits „in den nächsten Monaten umgesetzt werden“. Für das einheitlic­he operative Führungsko­mmando werden das bisherige territoria­le Führungsko­mmando und das Einsatzfüh­rungskomma­ndo für Auslandsmi­ssionen zusammenge­legt, wie Pistorius ausführte.

Damit werde „die einheitlic­he Führung in allen Einsätzen der Bundeswehr garantiert“. Für nationale und internatio­nale Partner gebe es damit „eine zentrale Ansprechst­elle“. Mit Blick auf den neuen vierten Streitkräf­tebereich Cyber- und Informatio­nsraum verwies der Minister neben der Sicherung von Bundeswehr-Netzwerken vor Hackerangr­iffen auch auf den Kampf gegen Desinforma­tionskampa­gnen. Von wachsender Bedeutung sei auch der elektronis­che Kampf im Gefecht etwa durch den Einsatz von Störsender­n gegen Sprengfall­en. Dem Heer sollen durch die Reform zudem die Heimatschu­tzkräfte und der Luftwaffe das Luftfahrta­mt der Bundeswehr zugeordnet werden.

Bei den Plänen sei auch eine mögliche Wiedereins­etzung einer „wie auch immer gearteten Wehrdienst­pflicht“bereits „mitgedacht“worden, sagte er. Diese Entscheidu­ng werde aber erst später getroffen und müsse dann auch zusammen mit dem Parlament erfolgen. Pistorius erwartet demnach Mitte April eine Machbarkei­tsstudie.

Kritik von Kretschmer

Kritik kommt aus Sachsen. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) verwies auf dem Kurznachri­chtendiens­t X auf das 75-jährige Bestehen der Nato. Das Gründungsd­okument enthalte sechs Mal das Wort „Frieden“und komme ohne das Wort „Krieg“aus. Die Ampelpläne für die Bundeswehr enthielten mehrfach das Wort „kriegstüch­tig“– nach Kretschmer­s Informatio­nen angeblich 17 Mal. „Deutschlan­ds Sicherheit­spolitik sollte von Verteidigu­ngsbereits­chaft geleitet werden. Sicherheit ja, Abschrecku­ng ja, Krieg nein.“Kretschmer schrieb auf X weiter: „Wir sollten uns nicht zum Krieg rüsten.“(mit SZ/ale und dpa)

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Foto: Marcus Brandt/dpa Plant eine große Reform. Bundesvert­eidigungsm­inister Boris Pistorius (SPD).

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