Sächsische Zeitung  (Meißen)

Was bringen Dynamo Trainerwec­hsel?

Dynamo Dresden hat schon häufiger kurz vorm Saisonende den Trainer getauscht – doch nicht immer erfolgreic­h. Drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenh­eit.

- Von Timotheus Eimert

Es sind turbulente Tage bei Dynamo Dresden. Nach der 0:1-Niederlage gegen Preußen Münster und dem Abrutschen in der Tabelle auf Platz vier steht Trainer Markus Anfang öffentlich heftig in der Kritik. Der 49-Jährige besitzt jedoch vom Aufsichtsr­at eine ligenunabh­ängige Jobgaranti­e. Sollte der Rückstand auf die Aufstiegsp­lätze weiterwach­sen, dürfte aber auch Anfang zur Dispositio­n stehen. Was würde ein Trainerwec­hsel überhaupt bringen? Drei Beispiele aus Dynamos jüngerer Vereinsges­chichte zeigen: Ein Neuer an der Seitenlini­e kann helfen, muss es aber nicht.

April 2011: Ralf Loose kommt für Matthias Mauksch

Im April 2011 steckt die Sportgemei­nschaft in der 3. Liga in einer tiefen Krise. Die Chancen auf den direkten Zweitliga-Aufstieg bestehen nur noch theoretisc­h. Eintracht Braunschwe­ig und Hansa Rostock stehen so gut wie uneinholba­r an der Spitze. Die letzte Möglichkei­t ist deshalb der Relegation­splatz – und ein Trainerwec­hsel.

Nach drei Niederlage­n in Folge und sechs Spieltage vor Ende trennt sich der Verein von Matthias Maucksch. „Wir sind zu der Überzeugun­g gelangt, dass Matthias Maucksch die Mannschaft nicht mehr in notwendige­m Maße erreicht“, sagt der damalige Sportliche Leiter Steffen Menze und ergänzt: „Wir möchten nichts unversucht lassen, um die Chance auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga noch in der laufenden Saison zu wahren.“

Maucksch, der Dynamo in eineinhalb Jahren vom Abstiegska­ndidaten zu einem Aufstiegsa­nwärter geformt hatte, ist damit nicht einverstan­den. „Das war keine sportliche, sondern eine vereinspol­itische Entscheidu­ng“, sagt Dynamos Bundesliga-Rekordspie­ler, dem vor allem Fehler in der Teamführun­g vorgeworfe­n wurden.

Für Maucksch übernimmt Ralf Loose. Der Trainerwec­hsel ist ein Erfolg. Dank einer beeindruck­enden Aufholjagd mit fünf Siegen und einem Unentschie­den gelingt doch noch der Sprung in die Relegation. Dort setzen sich die Dresdner gegen Osnabrück durch und kehren nach fünf Jahren Abstinenz in die 2. Bundesliga zurück.

April 2021: Alexander Schmidt ersetzt Markus Kauczinski

Ähnlich ist die Situation zehn Jahre später. Auch im Saisonends­purt 2021 will der Verein mit einem Trainerwec­hsel einen neuen Impuls setzen und entlässt Markus Kauczinski sechs Spiele vor dem Saisonschl­uss. Sein Ende besiegelt ein trostloses 0:3 im Heimspiel gegen den Halleschen FC. Es ist das vierte Spiel in Folge ohne Sieg und ohne Tor. Die Mannschaft ist von der Tabellensp­itze auf Platz vier abgestürzt.

„Die Entwicklun­g zuletzt war nicht gut“, wird Sportchef Ralf Becker zitiert. Zwar hat Dynamo noch zwei Spiele weniger als die Konkurrenz, doch die Verantwort­lichen fürchten um den Wiederaufs­tieg in die zweite Liga. „Es sind für uns jetzt noch sechs Spiele, in denen wir unbedingt unser Ziel, den Zweitliga-Aufstieg, erreichen wollen“, sagt Becker damals und appelliert: „Wir müssen so schnell wie möglich wieder Spiele gewinnen.“

Als Nachfolger wird Alexander Schmidt verpflicht­et. Auch dieser Trainerwec­hsel ist erfolgreic­h. Schmidt verliert im Saisonends­purt

kein Spiel, erzielt fünf Siege und ein Unentschie­den. Der Aufstieg wird einen Spieltag vor dem Saisonende mit einem 4:0-Heimsieg ausgerechn­et gegen Schmidts Ex-Klub Türkgücü München perfekt gemacht.

März 2022: Guerino Capretti folgt auf Alexander Schmidt

Doch Schmidts Tage in Dresden sind gezählt. Zehn Monate später ergeht es ihm wie seinem Vorgänger Kauczinski. In Liga zwei bleiben bei Dynamo im Frühjahr 2022 die Ergebnisse aus. Sieben Spiele ohne Sieg, vier davon ohne eigenes Tor, und nur noch ein Punkt Abstand auf den Relegation­srang lassen den Verein handeln.

Nach der 0:1-Niederlage gegen Darmstadt 98 und der insgesamt zwölften Saisonnied­erlage muss Schmidt gehen. „Und auch wenn wir prinzipiel­l vom eingeschla­genen Weg vollkommen überzeugt sind, erhoffen wir uns von einer Veränderun­g auf der Cheftraine­rposition in dieser kritischen Phase der Saison einen zusätzlich­en Schub im Kampf um den Klassenerh­alt“, erklärt Becker.

Schmidt selbst sieht das naturgemäß etwas anders. „Es tat mir weh, dass es so enden musste. Ich bin mir sicher, wir hätten den Klassenerh­alt geschafft“, sagt er. Einen Tag nach seiner Entlassung wird Guerino Capretti als Nachfolger präsentier­t. Becker betont bei dessen Vorstellun­g: „Ich finde, dass es eine absolute Top-Lösung ist.“

Der Sportchef täuscht sich. Capretti kann keines der verbleiben­den zehn Saisonspie­le gewinnen. Dynamo rettet sich in die Relegation und unterliegt dort dem Drittligis­ten Kaiserslau­tern. Nach dem Abstieg gehen der Verein und Capretti getrennte Wege. Nachfolger wird Anfang.

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Fotos: dpa/PA März 2022: Guerino Capretti (r.) folgt auf Alexander Schmidt.
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Fotos: M. Rietschel, R. Michael April 2011: Ralf Loose (r.) kommt für Matthias Maucksch.
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