Was bringen Dynamo Trainerwechsel?
Dynamo Dresden hat schon häufiger kurz vorm Saisonende den Trainer getauscht – doch nicht immer erfolgreich. Drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit.
Es sind turbulente Tage bei Dynamo Dresden. Nach der 0:1-Niederlage gegen Preußen Münster und dem Abrutschen in der Tabelle auf Platz vier steht Trainer Markus Anfang öffentlich heftig in der Kritik. Der 49-Jährige besitzt jedoch vom Aufsichtsrat eine ligenunabhängige Jobgarantie. Sollte der Rückstand auf die Aufstiegsplätze weiterwachsen, dürfte aber auch Anfang zur Disposition stehen. Was würde ein Trainerwechsel überhaupt bringen? Drei Beispiele aus Dynamos jüngerer Vereinsgeschichte zeigen: Ein Neuer an der Seitenlinie kann helfen, muss es aber nicht.
April 2011: Ralf Loose kommt für Matthias Mauksch
Im April 2011 steckt die Sportgemeinschaft in der 3. Liga in einer tiefen Krise. Die Chancen auf den direkten Zweitliga-Aufstieg bestehen nur noch theoretisch. Eintracht Braunschweig und Hansa Rostock stehen so gut wie uneinholbar an der Spitze. Die letzte Möglichkeit ist deshalb der Relegationsplatz – und ein Trainerwechsel.
Nach drei Niederlagen in Folge und sechs Spieltage vor Ende trennt sich der Verein von Matthias Maucksch. „Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass Matthias Maucksch die Mannschaft nicht mehr in notwendigem Maße erreicht“, sagt der damalige Sportliche Leiter Steffen Menze und ergänzt: „Wir möchten nichts unversucht lassen, um die Chance auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga noch in der laufenden Saison zu wahren.“
Maucksch, der Dynamo in eineinhalb Jahren vom Abstiegskandidaten zu einem Aufstiegsanwärter geformt hatte, ist damit nicht einverstanden. „Das war keine sportliche, sondern eine vereinspolitische Entscheidung“, sagt Dynamos Bundesliga-Rekordspieler, dem vor allem Fehler in der Teamführung vorgeworfen wurden.
Für Maucksch übernimmt Ralf Loose. Der Trainerwechsel ist ein Erfolg. Dank einer beeindruckenden Aufholjagd mit fünf Siegen und einem Unentschieden gelingt doch noch der Sprung in die Relegation. Dort setzen sich die Dresdner gegen Osnabrück durch und kehren nach fünf Jahren Abstinenz in die 2. Bundesliga zurück.
April 2021: Alexander Schmidt ersetzt Markus Kauczinski
Ähnlich ist die Situation zehn Jahre später. Auch im Saisonendspurt 2021 will der Verein mit einem Trainerwechsel einen neuen Impuls setzen und entlässt Markus Kauczinski sechs Spiele vor dem Saisonschluss. Sein Ende besiegelt ein trostloses 0:3 im Heimspiel gegen den Halleschen FC. Es ist das vierte Spiel in Folge ohne Sieg und ohne Tor. Die Mannschaft ist von der Tabellenspitze auf Platz vier abgestürzt.
„Die Entwicklung zuletzt war nicht gut“, wird Sportchef Ralf Becker zitiert. Zwar hat Dynamo noch zwei Spiele weniger als die Konkurrenz, doch die Verantwortlichen fürchten um den Wiederaufstieg in die zweite Liga. „Es sind für uns jetzt noch sechs Spiele, in denen wir unbedingt unser Ziel, den Zweitliga-Aufstieg, erreichen wollen“, sagt Becker damals und appelliert: „Wir müssen so schnell wie möglich wieder Spiele gewinnen.“
Als Nachfolger wird Alexander Schmidt verpflichtet. Auch dieser Trainerwechsel ist erfolgreich. Schmidt verliert im Saisonendspurt
kein Spiel, erzielt fünf Siege und ein Unentschieden. Der Aufstieg wird einen Spieltag vor dem Saisonende mit einem 4:0-Heimsieg ausgerechnet gegen Schmidts Ex-Klub Türkgücü München perfekt gemacht.
März 2022: Guerino Capretti folgt auf Alexander Schmidt
Doch Schmidts Tage in Dresden sind gezählt. Zehn Monate später ergeht es ihm wie seinem Vorgänger Kauczinski. In Liga zwei bleiben bei Dynamo im Frühjahr 2022 die Ergebnisse aus. Sieben Spiele ohne Sieg, vier davon ohne eigenes Tor, und nur noch ein Punkt Abstand auf den Relegationsrang lassen den Verein handeln.
Nach der 0:1-Niederlage gegen Darmstadt 98 und der insgesamt zwölften Saisonniederlage muss Schmidt gehen. „Und auch wenn wir prinzipiell vom eingeschlagenen Weg vollkommen überzeugt sind, erhoffen wir uns von einer Veränderung auf der Cheftrainerposition in dieser kritischen Phase der Saison einen zusätzlichen Schub im Kampf um den Klassenerhalt“, erklärt Becker.
Schmidt selbst sieht das naturgemäß etwas anders. „Es tat mir weh, dass es so enden musste. Ich bin mir sicher, wir hätten den Klassenerhalt geschafft“, sagt er. Einen Tag nach seiner Entlassung wird Guerino Capretti als Nachfolger präsentiert. Becker betont bei dessen Vorstellung: „Ich finde, dass es eine absolute Top-Lösung ist.“
Der Sportchef täuscht sich. Capretti kann keines der verbleibenden zehn Saisonspiele gewinnen. Dynamo rettet sich in die Relegation und unterliegt dort dem Drittligisten Kaiserslautern. Nach dem Abstieg gehen der Verein und Capretti getrennte Wege. Nachfolger wird Anfang.