Sächsische Zeitung  (Meißen)

Warum sich Stauchitz bei den Radweg-Plänen an der B6 querstellt

Das Land plant zwischen Seerhausen und dem Abzweig Bloßwitz einen neuen Radweg. In der Gemeinde sieht man darin Geldversch­wendung.

- Von Stefan Lehmann

Braucht die Gemeinde Stauchitz einen Radweg entlang der B6? Geht es nach Gemeindera­t und Bürgermeis­ter, fällt diese Antwort eindeutig aus: In ihrer jüngsten Sitzung sprachen sich die Räte einstimmig gegen eine im Fall eines B6-Ausbaus geplante Trasse für Fahrradfah­rer im Bereich zwischen dem Abzweig Bloßwitz und dem Seerhausen­er Bahnhof/Abzweig Ragewitz aus.

Die dafür zunächst eingeplant­en 320.000 Euro seien aus seiner Sicht „weggeworfe­nes Steuergeld“, so Stauchitz’ Bürgermeis­ter Dirk Zschoke (Bündnis Deutschlan­d) – zumal absehbar sei, dass es bei diesen kalkuliert­en Kosten nicht bleiben werde. Zschoke warb deshalb im Gemeindera­t dafür, diesen Planungen nicht zuzustimme­n. Es handle sich um einen Radweg, „der von niemandem gebraucht oder auch genutzt würde“, betont Zschoke auf Nachfrage. Es gebe attraktive­re Alternativ­en im Umland, als direkt an einer Bundesstra­ße entlang, argumentie­rt er.

Planungen laufen weiter

Vorbereite­t wird die Radverbind­ung entlang der B6 schon seit fast fünf Jahren. 2019 hatte der Freistaat Sachsen mit einer Radverkehr­skonzeptio­n landesweit bestehende Bedarfe ermittelt, parallel erarbeitet­e auch das Landratsam­t ein solches Konzept. „In beiden Konzeption­en sind entlang der Bundesstra­ße 6 abschnitts­weise Radwegbeda­rfe ermittelt worden“, teilt eine Sprecherin des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) mit. „Dabei wurde vorher auch untersucht, ob im Nahbereich der Bundesstra­ße Radwegalte­rnativen bestehen.“ Das Ergebnis dieser Untersuchu­ngen wiederum sei, dass der Abschnitt zwischen dem Seerhausen­er Bahnhof und der Kreisgrenz­e zum Landkreis Nordsachse­n in die Klasse A eingestuft worden sei – ihm wurde also die höchste Priorität zugeordnet. Erste Untersuchu­ngen seien mittlerwei­le abgeschlos­sen, nach Angaben des Lasuv geht es mittlerwei­le an die technische­n Details. Etwa um den Kreuzungsb­ereich an der Bahnhofstr­aße, wo man mit kreuzendem Radverkehr rechnet und die Bundesstra­ße aus Radfahrers­icht schlecht einsehbar ist.

Der Gemeinde Stauchitz seien nun zwei Lösungsmög­lichkeiten für diese Kreuzung präsentier­t worden. Nach Abwägung aller Belange laufen Abstimmung­en gemeinsam mit der Gemeinde, wie an diesem Knotenpunk­t weiter verfahren werden soll.

Dass der Gemeindera­t das Vorhaben nun rundheraus ablehnte, statt sich für eine der beiden Lösungsmög­lichkeiten zu entscheide­n, hat laut Lasuv erst einmal keinen direkten Einfluss. Die Planung der ermittelte­n Vorzugsvar­iante Richtung Bloßwitz beziehungs­weise Oschatz werde fortgeführ­t.

Auch der Stauchitze­r Bürgermeis­ter weiß: Verhindern kann die Kommune das Vorhaben nicht. „Das Lasuv kann natürlich machen, was es will, aber wir wollen als Gemeinde auch dazu beitragen, dass das Geld des Steuerzahl­ers nicht zum Fenster hinausgesc­hmissen wird. Und soweit es in unserer Macht steht, werden wir diesen Unsinn auf Steuerzahl­erkosten verhindern.“In einem Punkt müsse die Kommune nämlich ihre Zustimmung erteilen – und das sei eine Umwidmung der Straße „Am Bahnhof“. „Damit können wir das Projekt zwar nicht verhindern, aber sicher erschweren. Das ist unser Ziel.“

Es ist nicht das erste Mal, dass der Radwegbau an der B6 in der Kritik steht. Vor wenigen Jahren war schon der Bau entlang der Strecke Zehren-Obermuschü­tz kontrovers diskutiert worden.

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Foto: Lutz Weidler Das Luftbild zeigt die B6 am Seerhausen­er Ortsrand: Vorn verläuft in einer Kurve die Bundesstra­ße. Sie soll einen Radweg bekommen. Aber wird der wirklich gebraucht?

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