Warum sich Stauchitz bei den Radweg-Plänen an der B6 querstellt
Das Land plant zwischen Seerhausen und dem Abzweig Bloßwitz einen neuen Radweg. In der Gemeinde sieht man darin Geldverschwendung.
Braucht die Gemeinde Stauchitz einen Radweg entlang der B6? Geht es nach Gemeinderat und Bürgermeister, fällt diese Antwort eindeutig aus: In ihrer jüngsten Sitzung sprachen sich die Räte einstimmig gegen eine im Fall eines B6-Ausbaus geplante Trasse für Fahrradfahrer im Bereich zwischen dem Abzweig Bloßwitz und dem Seerhausener Bahnhof/Abzweig Ragewitz aus.
Die dafür zunächst eingeplanten 320.000 Euro seien aus seiner Sicht „weggeworfenes Steuergeld“, so Stauchitz’ Bürgermeister Dirk Zschoke (Bündnis Deutschland) – zumal absehbar sei, dass es bei diesen kalkulierten Kosten nicht bleiben werde. Zschoke warb deshalb im Gemeinderat dafür, diesen Planungen nicht zuzustimmen. Es handle sich um einen Radweg, „der von niemandem gebraucht oder auch genutzt würde“, betont Zschoke auf Nachfrage. Es gebe attraktivere Alternativen im Umland, als direkt an einer Bundesstraße entlang, argumentiert er.
Planungen laufen weiter
Vorbereitet wird die Radverbindung entlang der B6 schon seit fast fünf Jahren. 2019 hatte der Freistaat Sachsen mit einer Radverkehrskonzeption landesweit bestehende Bedarfe ermittelt, parallel erarbeitete auch das Landratsamt ein solches Konzept. „In beiden Konzeptionen sind entlang der Bundesstraße 6 abschnittsweise Radwegbedarfe ermittelt worden“, teilt eine Sprecherin des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) mit. „Dabei wurde vorher auch untersucht, ob im Nahbereich der Bundesstraße Radwegalternativen bestehen.“ Das Ergebnis dieser Untersuchungen wiederum sei, dass der Abschnitt zwischen dem Seerhausener Bahnhof und der Kreisgrenze zum Landkreis Nordsachsen in die Klasse A eingestuft worden sei – ihm wurde also die höchste Priorität zugeordnet. Erste Untersuchungen seien mittlerweile abgeschlossen, nach Angaben des Lasuv geht es mittlerweile an die technischen Details. Etwa um den Kreuzungsbereich an der Bahnhofstraße, wo man mit kreuzendem Radverkehr rechnet und die Bundesstraße aus Radfahrersicht schlecht einsehbar ist.
Der Gemeinde Stauchitz seien nun zwei Lösungsmöglichkeiten für diese Kreuzung präsentiert worden. Nach Abwägung aller Belange laufen Abstimmungen gemeinsam mit der Gemeinde, wie an diesem Knotenpunkt weiter verfahren werden soll.
Dass der Gemeinderat das Vorhaben nun rundheraus ablehnte, statt sich für eine der beiden Lösungsmöglichkeiten zu entscheiden, hat laut Lasuv erst einmal keinen direkten Einfluss. Die Planung der ermittelten Vorzugsvariante Richtung Bloßwitz beziehungsweise Oschatz werde fortgeführt.
Auch der Stauchitzer Bürgermeister weiß: Verhindern kann die Kommune das Vorhaben nicht. „Das Lasuv kann natürlich machen, was es will, aber wir wollen als Gemeinde auch dazu beitragen, dass das Geld des Steuerzahlers nicht zum Fenster hinausgeschmissen wird. Und soweit es in unserer Macht steht, werden wir diesen Unsinn auf Steuerzahlerkosten verhindern.“In einem Punkt müsse die Kommune nämlich ihre Zustimmung erteilen – und das sei eine Umwidmung der Straße „Am Bahnhof“. „Damit können wir das Projekt zwar nicht verhindern, aber sicher erschweren. Das ist unser Ziel.“
Es ist nicht das erste Mal, dass der Radwegbau an der B6 in der Kritik steht. Vor wenigen Jahren war schon der Bau entlang der Strecke Zehren-Obermuschütz kontrovers diskutiert worden.