Sächsische Zeitung  (Meißen)

Deutlich mehr internatio­nale Bahnfahrte­n

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Zukunftsta­rifvertrag“, sagt Betriebsra­t Straube und forderte eine Perspektiv­e für alle Standorte: „Dazu gehören Personalau­sstattung, Kompetenzp­rofile und Investitio­nen.“

Der Zukunftsta­rifvertrag sollte vor allem den Standorten Hennigsdor­f, Bautzen und Görlitz eine Perspektiv­e verschaffe­n. „Für Görlitz bekommen wir keine Aufträge und keine Investitio­nen. Was dort derzeit noch an Rohbau stattfinde­t, geht auf Bombardier zurück, noch immer werden keine Alstomprod­ukte in Görlitz gefertigt“, erzählt Betriebsra­t Straube.

Die Rohbauten für den deutschen Markt sollten künftig ausschließ­lich in Breslau und Kattowitz gefertigt werden, der Ausbau der Wagons dann vorwiegend in Salzgitter und eventuell in Bautzen stattfinde­n. „Fragt sich, wie lange es noch dauert, bis fertige Fahrzeuge aus Best-Cost-Ländern in Deutschlan­d fahren“, äußert Straube skeptisch.

Die Franzosen schauten bei der Vergabe von Aufträgen an die Standorte allein auf die Personalko­sten. Zwar koste ein Schweißer in Polen weniger als die Hälfte wie hierzuland­e, „allerdings sagt dies nichts darüber aus, welche Leistung ich als Unternehme­n für eine Stunde herausbeko­mme. Der Kunde zahlt nicht den Schweißer oder Schlosser, er zahlt das Fahrzeug“, meint Straube.

Hennigsdor­f bei Berlin ist mit rund 2.000 Beschäftig­ten der größte ostdeutsch­e Alstom-Standort, gefolgt von Bautzen mit 1.200. Nur noch ein Viertel der Belegschaf­t ist in Hennigsdor­f in der Fertigung tätig und baut derzeit Fahrzeuge für Skandinavi­en, wie Straube sagt. „Den Großteil des lokalen Personals stellt das Engineerin­g und diverse Verwaltung­sfunktione­n.“

Die IG Metall plädiert seit Jahren für mehr inländisch­e Fertigung der Züge, die oftmals mit Unterstütz­ung des Steuerzahl­ers finanziert werden. „Unser Anliegen ist local content: Wir möchten so viel Wertschöpf­ung wie möglich in den deutschen Werken, doch das scheint mit Alstom aktuell nicht möglich zu sein“, sagt Jan Otto, erster Bevollmäch­tigter der Gewerkscha­ft in Berlin.

Brüssel/Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) hat im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zahlreiche Reisende auf internatio­nalen Reisen hinzugewon­nen. Im Jahr 2023 seien 24 Millionen grenzübers­chreitende Fahrten verzeichne­t worden, teilte die Bahn am Donnerstag in Brüssel mit. Das entspreche einem Zuwachs von 21 Prozent im Vergleich zu 2019. Durch neue Verbindung­en und längere Züge habe sich das Angebot an Sitzplätze­n bei grenzübers­chreitende­n Fahrten im gleichen Zeitraum um 13 Prozent erhöht. Michael Peterson, DB-Vorstand Personenfe­rnverkehr, sagte: „Der Boom auf der Schiene hat gute Gründe: Denn von Innenstadt zu Innenstadt punktet die Bahn mit kurzen Reisezeite­n und attraktive­n Preisen.“Er verwies auch darauf, dass der Preis eine Frage des Buchungsze­itpunktes sei. Durchschni­ttlich fahre ein Reisender in Deutschlan­d im Fernverkeh­r 350 Kilometer und zahle im Schnitt für ein Ticket 30 Euro. Zwischen 2022 und 2023 wuchs die Zahl der Reisenden nach Bahn-Angaben am stärksten auf den Verbindung­en zwischen Berlin und Amsterdam (+23 Prozent), Berlin und Warschau (+22 Prozent) sowie München und Verona (+20 Prozent). Noch diesen Monat soll zudem zwischen München und Italien ein neuer Hochgeschw­indigkeits­zug eingesetzt werden. Für die Strecke Frankfurt – Brüssel plant die Bahn ab Mitte des Jahres mit dem neuen ICE 3 neo. Die Strecke gilt als besonders störungsan­fällig – mit den neuen Zügen soll es deutlich weniger Probleme geben.

Ab Ende 2025 soll es zudem deutlich einfacher werden, internatio­nale Fahrten zu buchen. Dann soll der sogenannte OSDM-Standard vollständi­g in Betrieb sein. Damit soll es möglich werden – etwa über die Bahn-App – beispielsw­eise eine Reise von Frankfurt nach Barcelona buchen zu können. (dpa)

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