Sächsische Zeitung  (Meißen)

Warum Meißens Studenten lieber das Auto nehmen

Die Unfallstel­le an der ELG, der Radweg in der Brauhausst­raße und Studenten, die das Bike häufig stehenlass­en. Neues aus dem Arbeitskre­is Radverkehr.

- Von Andre Schramm

Die Fahrradsai­son ist längst eröffnet, und an vielen Stellen im Stadtgebie­t hapert es (noch), zumindest was die Bedingunge­n für den Radverkehr anbelangt. In seiner jüngsten Sitzung arbeitete sich der zuständige Arbeitskre­is von außen nach innen vor, und zurück. Dass Meißen seit geraumer Zeit über den Google-Dienst „Streetview“digital befahren werden kann, machte die ganze Sache optisch etwas angenehmer.

Doppelnutz­ung? Gehweg zu schmal

Erstes Problem: Die suboptimal­e Radwegefüh­rung in Zaschendor­f Richtung Stadt. Dabei beginnt alles sehr schön – mit einem gemeinsame­n Geh- und Radweg übers Land. Wenige Meter nach dem Ortseingan­g Meißen endet dieser abrupt. Der Radfahrer muss auf die Straße – bis zur Einmündung Herrmann-Grafe-Straße. Dort geht es wieder auf den gemeinsame­n Geh- und Radweg bis zum Speedway-Stadion. In Höhe der Einfahrt wird dieser für beendet erklärt. Dafür beginnt ein verblichen­er Radfahrstr­eifen auf der Straße. Also wieder hinunter. Kurz vor dem Moritzburg­er Platz geht es dann wieder auf den Geh- und Radweg. Generell sind einheitlic­he Wegeführun­gen besser – für die Sicherheit und Akzeptanz.

Die Arbeitskre­is-Vorsitzend­e Dorothee Finzel schlug vor, den kompletten Bereich zu untersuche­n, um die Situation zu verbessern. Das könnte schwierig werden, denn der vorhandene Gehweg im Gewerbegeb­iet ist zu schmal für eine Doppelnutz­ung. Erschweren­d befinden sich darauf u. a. eine Straßenlat­erne und eine Bushaltest­elle. Obendrein, so hieß es, werde der Gehweg auch stadtauswä­rts von Radlern genutzt. Erlaubt ist das nicht.

Von den DRK-Werkstätte­n kamen auch zwei Wünsche: Die Tempo-30-Zone auf der Ziegelstra­ße und deren Geltungsda­uer zu vergrößern. Prognose: Wunsch eins hat wenig Chancen, da die Tempo-30-Strecke mit dem Standort (sozialen Einrichtun­g) verknüpft ist. Wunsch zwei ist offenkundi­g machbar. Statt 7 Uhr soll künftig schon eine Stunde eher Tempo 30 gelten. Gute Chancen hat auch die Markierung des Radwegs (stadtauswä­rts) über die Einmündung Hermann-Grafe-Straße.

Nächstes Thema: die Radwegefüh­rung von der Altstadtbr­ücke in die Gerbergass­e. Wie Ordnungsam­ts-Chefin Belinda Zickler erklärte, wolle man das derzeitige Rollpflast­er durch Asphalt ersetzen. Über eine Rampe sollen die Radler dann sauber in die Gerbergass­e geführt werden. Wer weiter Richtung B6 möchte, soll das auch können – sogar bis Höhe Fährmannst­raße. Die Arbeiten dazu will die Stadt parallel zur Erneuerung der B6 in diesem Sommer in Angriff nehmen. Und was wurde aus dem Zweirichtu­ngsradweg auf der Brücke? „Diesen Mittwoch ist ein Termin mit Vertretern mehrere Behörden anberaumt“, sagte Belinda Zickler. Ausgang: offen.

Gefährlich: die ELG- und Netto-Ausfahrten an der Niederauer Straße. Hier kam es in den vergangene­n Monaten zu mehreren Unfällen mit Radlern. Sie dürfen den Gehweg in beide Richtungen nutzen. „Die Verkehrste­ilnehmer, die auf die Niederauer Straße wollen schauen häufig nur nach links, um eine Lücke im Verkehr zu finden“, sagte Belinda Zickler. Sie sei selbst vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen und schlug vor, die farbigen Piktogramm­e direkt in den Ausfahrten aufzutrage­n. Als Blaupause könnten dafür die Markierung­en an der Obi-Ausfahrt (Fabrikstra­ße) dienen.

Zusätzlich, so Zickler, könne man in den Ausfahrten Verkehrssc­hilder „Radfahrer Kreuzen aus beiden Richtungen“aufstellen. Von der Seniorenve­rtretung kam die Idee, die naheliegen­de Bushaltest­elle vom Straßenran­d landeinwär­ts zu versetzen. Dieses Ansinnen wolle man prüfen. Ein Familienva­ter hatte die Idee, farbiges Pflaster zu verwenden für den Geh- und Radweg. Ferner regte er an, den Überweg auf der Niederauer Straße erst zu entfernen, wenn die neue Bedarfsamp­el am Albert-Mücke-Ring installier­t sei.

Angekommen bei dem Radweg in der Brauhausst­raße. Im Arbeitskre­is hält man nach wie vor an einer offizielle­n Eröffnung fest. Der Bauhof wurde mit dem Aufstellen der entspreche­nden Verkehrssc­hilder beauftragt, hieß es vonseiten des Ordnungsam­tes. Was noch fehlt, sind Endmarkier­ungsarbeit­en. So braucht u.a. die Dresdner Straße in Höhe Brauhausst­raße noch eine Unterbrech­ung auf der Mittellini­e, damit Radler ganz regelkonfo­rm links in die Brauhausst­raße abbiegen dürfen. Für den Radweg entgegen der Einbahnstr­aße muss zudem auch Tempo 30 angeordnet werden. Prognose: voraussich­tlich im Mai. Apropos Tempo 30.

In der Runde gab es auch die Idee, Cölln zur Tempo-30-Zone zu erklären. In dem Wohnvierte­l sitzen u. a. zahlreiche Ärzte. Derlei Begrenzung wäre dem Radverkehr ganz zuträglich. Sie würde Radverkehr­sanlagen und einen Großteil der Beschilder­ung überflüssi­g machen. Hinzu kämen weitere Annehmlich­keiten. Stichwort: Lärm. Hans-Jürgen Freitag von der Verkehrswa­cht zufolge war die 30-er-Zone schon mal Thema. „Damals im Zusammenha­ng mit der Sanierung der Zaschendor­fer Straße“, sagte er. Ob die Initiative nur eingeschla­fen sei, oder es triftige Gründe gab, die dagegenspr­achen, will man nun herausfind­en.

Bundesstra­ße zu gefährlich

In dem Gremium saßen dieses Mal auch drei Studenten der Meißner Hochschule. Für ihre Projektarb­eit haben sie sich ein praxisnahe­s Thema vorgenomme­n: Wie kommen die Studenten vom Wohnheim eigentlich in die Hochschule? Kurze Antwort: Mit dem Auto. „An der Bundesstra­ße gibt es keinen Radweg. Für die meisten ist das zu gefährlich“, sagte Student Jeremy Reiche. Das führe wiederum dazu, dass der Hochschul-Parkplatz und die Straßen ringsum regelmäßig zugeparkt seien. Vom LASuV habe man die Auskunft erhalten, dass frühestens 2027 ein Radweg kommt. Und der Bus? Die Haltestell­e liegt schließlic­h vor der Wohnheimtü­r. „Der Bus fährt 7.30 Uhr am Wohnheim ab. Aufgrund des Staus auf der Großenhain­er ist der Anschluss am Busbahnhof meistens weg“, sagte Reiche. Im Wohnheim leben wochentags etwa 300 Studenten. „Wir reden hier über mindestens 150 Fahrzeuge, die eigentlich stehenblei­ben könnten, wenn man eine gute Lösung finden würde“, sagte er. Im Arbeitskre­is zeigte man sich interessie­rt an den Ergebnisse­n der studentisc­hen Arbeit.

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Foto: Claudia Hübschmann Die Wohnanlage befindet sich an der B 101. Einen Radweg gibt es nicht. Dafür aber viel Verkehr.

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