Klipphausen hat ein Riesenproblem im Gewerbegebiet
Ehrenamtliche sammeln regelmäßig Müll in der Gemeinde. In das Gewerbegebiet Klipphausen trauen sich nur die Hartgesottenen. Widerlich, was man dort findet.
Samstagvormittag. Die Frühjahrs-Müllsammelaktion in Klipphausen steht an. Insgesamt an zehn Orten über die Gemeinde verteilt treffen sich Einwohner, um Wiesen, Sträucher und Wälder vom Unrat zu befreien. Am Treffpunkt Gemeindeverwaltung gibt Charlene Veit die Routen bekannt. Wer hart im Nehmen ist, geht in das Gewerbegebiet an der Autobahn. Nur auf freiwilliger Basis und nur Erwachsene. Eine, die sich schon öfter traute, ist auch diesmal wieder dabei. „Ich habe jedes Mal Angst, dass ich etwas finde, was ich nicht finden will“, sagt Britta Vogt. Dabei hat sie schon wirklich viel Ekelhaftes gefunden. Mehr geht eigentlich nicht. Auch an diesem Tag.
Entspannt starten drei Freiwillige ihre Tour durch das Gewerbegebiet. Zigarettenschachteln, Pappbecher, Getränkedosen, Flaschen und jede Menge Zigarettenstummel. Bei dem ersten größeren Fund kann Britta Vogt noch lachen, Ähnliches hat sie schon hin und wieder gefunden. Sie hält etwas hoch und ruft, „das ist der erste herrenlose Herrenschlüpfer.“Von gebrauchten Damenschlüpfern hatte sie zuvor schon berichtet.
Dann geht es weiter. Britta Reif, das erste Mal dabei, zieht zwei große Plastikkanister aus dem Unterholz. Das viele Grün mit den Sträuchern im Gewerbegebiet ist wunderschön. Allerdings auch eine gute Gelegenheit für die Lkw-Fahrer, alles, was man sich denken oder nicht denken will, in die Büsche zu werfen. Was die Drei dann zum Vorschein bringen, ist einfach nur ekelhaft. Jede Menge volle Flaschen ziehen sie aus dem Gebüsch. Was ist da drin? Urin! Doch das ist nicht genug. Beutel mit undefinierbarem Inhalt werden gefunden. „Ich will gar nicht wissen, was darin ist“, sagt Britta Vogt, denn es stinkt zudem widerlich an der Fundstelle. Und dann werden auch etwas verstecktere Plätze im Gebüsch aufgesucht, wo klar ist, was sie sind. Große Naturklos. Bei der Reinigungsaktion im Klipphausener Ortsteil ist die Jugendfeuerwehr wieder stark vertreten. „Das hat schon Tradition, die haben schon in der 90er Jahren den Fußweg saubergemacht“, erzählt Klaus Peter Vogt und ergänzt, „es ist schön, dass so viele junge Leute da sind“. Zudem erzählt er, dass die Orte Hühndorf und Weistropp über ihren Heimatverein schon viele Jahre eine eigene Frühjahrsaktion organisieren.
Eine Lösung muss gefunden werden
Zweimal jährlich findet die flächendeckende Aktion „Gemeinsam für ein schönes Klipphausen“statt, deren Initiator Falk Winkler ist. 2019 schob er das erste Müllsammeln in Röhrsdorf an. Schnell war die Idee geboren, die Säuberungstage in der gesamten Gemeinde zu organisieren. Winkler lernte solche Aktionen in seiner Kindheit in der Sächsischen Schweiz kennen. „Als Landschaftsgärtner wollte ich hier so etwas umsetzen“, sagt er.
Viele Freiwillige haben sich gefunden, die im Frühjahr und Herbst die Koordination an verschiedenen Orten übernehmen. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen dabei von der Gemeinde mit Bratwürsten und Getränken, und der Klipphausener „Unser Bäcker“spendet die Brötchen. So können die fleißigen Bienchen nach der Arbeit noch gemütlich zusammensitzen.
Die Säuberungsaktion im Gewerbegebiet war wieder hart an der Grenze. An vielen Stellen stinkt es schon jetzt, dass man es kaum aushält. Nicht auszumalen, wie es im Hochsommer dort sein muss. Bereits seit vielen Jahren gibt es Überlegungen, wie man die Entleerungen verhindern kann.
Klar ist, dass die Lkw-Fahrer einen Stellplatz brauchen. Da die Autobahn-Parkplätze regelmäßig voll sind, müssen sich die Trucker einen Ort suchen. Das Gewerbegebiet an der Autobahn ist dafür ideal. DixiToiletten werden an diesem Tag ins Gespräch gebracht. Doch wer soll sie finanzieren? Und regelmäßig gereinigt werden müssen sie auch. Frank Winkler meint, „Dixi-Klos oder Container können nur eine Notlösung sein. Die Fuhrunternehmen müssen an den Autobahnen etwas schaffen.“Doch bis vielleicht etwas in dieser Richtung entsteht, müssen immer wieder der Bauhof und die Freiwilligen ihren Ekel überwinden, um gebrauchte Slips und Fäkalien zu entsorgen.