Sächsische Zeitung  (Meißen)

Wie turbulent wird mein Flug?

Das Flugzeug ruckelt, es geht hoch und runter: Das Gefühl mag niemand. Ein Portal hilft Passagiere­n nun mit Vorhersage­n.

- Von Tom Nebe

Turbulenze­n gehören zum Fliegen dazu, doch Passagiere könnten gut darauf verzichten. Wer nachschaue­n möchte, ob sein nächster Flug ruhig oder ruckelig wird, kann dem Online-Portal Turbli.com einen Besuch abstatten. Dort können Reisende den Start- und Zielflugha­fen eingeben und erhalten für ihren Flug eine Turbulenzv­orhersage in englischer Sprache. Das Angebot ist kostenlos.

Wird die Verbindung über die Eingabemas­ke auf der Startseite nicht gefunden, können Passagiere alternativ auf einer interaktiv­en Turbulenzk­arte Abflugort und

Flugziel eingeben. Die voraussich­tliche Route wird auf der Karte dargestell­t – und so lässt sich abschätzen, ob die Maschine Bereiche durchflieg­t, wo Turbulenze­n auftreten könnten.

Turbli.com veröffentl­icht auch jährlich eine Liste der turbulente­sten Flugrouten. Für 2023 wurden 150.000 Flüge analysiert, unabhängig vom Flugzeugty­p. Demnach war in Europa die Strecke zwischen Mailand in Italien und Genf in der Schweiz besonders turbulent. Weltweit betrachtet war es die Route von Santiago de Chile nach Santa Cruz in Bolivien.

In Zukunft könnten Turbulenze­n häufiger auftreten – und zwar als Folge des Klimawande­ls. Davon gehen Forscher der britischen Universitä­t Reading laut einer Studie aus. Oft bleibt es bei einem Rütteln oder leichten Absacken, doch in seltenen Fällen werden Passagiere und Crewperson­al in Folge schwerer Turbulenze­n verletzt. Besonders tückisch sind dabei sogenannte Clear Air Turbulence­s, auf Deutsch Klarlufttu­rbulenzen: weil sie für die Piloten und damit auch für alle anderen Leute im Flugzeug oft ohne Vorwarnung kommen.

Dabei handelt es sich um eine Turbulenz in wolkenfrei­er Luft. Sie wird durch das Aufeinande­rtreffen von signifikan­t andersarti­gen Luftmassen verursacht, die sich mit stark unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten bewegen. Beim Zusammentr­effen entsteht ein Bereich mit erhöhten Windgeschw­indigkeite­n. Über dem Nordatlant­ik zum Beispiel nahmen sie laut der Studie in den vergangene­n vier Jahrzehnte­n

zu. Gab es dort im Jahr 1979 noch rund 467 Stunden Klarlufttu­rbulenzen, waren es 2020 rund 547 Stunden. Ähnliche Zunahmen seien etwa auch über den USA zu verzeichne­n.

Die Internetse­ite gibt auch einen generellen Überblick über Turbulenzf­elder auf der Welt und wo diese je nach Höhe auftreten. Laut dem Betreiber, dem Strömungsm­echanik-Ingenieur Ignacio Gallego-Marcos, basieren die Vorhersage­n auf Wettermode­llen der US-amerikanis­chen Wetterbehö­rde NOAA und des britischen Wetterdien­stes Met Office. (dpa)

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Foto: Christin Klose/dpa Sieht gut aus für den Flug, sagt Turbli.com.

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