Sächsische Zeitung  (Meißen)

Neues Theaterstü­ck: Von heiter bis ernst ist alles dabei

Bald ist Premiere eines neuen Laientheat­ers, diesmal in Ziegenhain. Eine Mischung aus Krimi, Zeitgeschi­chte und Gegenwart. Die SZ bekam einen Einblick in einer Probe.

- Von Uta Büttner

Muster, Rollen, Bilder: Kunstraub in Ziegenhain – so heißt das neue Bürgerthea­terstück mit Premierena­ufführung am 24. Mai im Nossener Ortsteil Ziegenhain. Das wertvolle Gemälde „Pietà“des Künstlers Oskar Zwintscher wurde gestohlen. Er hatte es 1906 in Gedenken an seinen verstorben­en Vater gestiftet, der einst Pastor in der Ziegenhain­er Kirche war. Dieser Fakt war Ausgangspu­nkt und Inspiratio­n für die Dresdner Regisseuri­n Felicia Daniel. „Daraus lässt sich etwas machen“, habe sie sich gedacht, erzählt sie.

Hoher Anspruch an die Laien

Bekannt ist der Maler für seine starken Frauenport­räts. Unter anderem porträtier­te er mehrfach seine Frau Adele. Dazu ist bei den Staatliche­n Kunstsamml­ungen zu lesen: „Zwintscher entwickelt­e ihren Typus vom unschuldig jungfräuli­chen Mädchen zur reifen Frau und Verführeri­n und visualisie­rte damit das neue Frauenbild der Zeit.“Dieses Thema, „die Emanzipati­on der Frau wollte ich gern im Stück auftauchen lassen“, erzählt die freie Regisseuri­n.

Der Blick wechselt in die Zeit um 1900, führt aber auch über das Dritte Reich immer wieder in die Gegenwart. Denn nur in der Vergangenh­eit bleiben wollte Felicia Daniel nicht. Deshalb entwickelt­e sie neben der historisch­en eine zweite Ebene – die Gegenwart –, „die spannend und lustig ist“, versichert sie.

Es gibt viele bekannte Gesichter vom vorigen Jahr in dem Laienensem­ble. Aber auch neue. So ist erstmals Manuel Binz aus Eula dabei. Als Ortsvorste­her auf der Suche nach dem gestohlene­n Gemälde – und damit als eine Gestalt der Gegenwart – hat der 44-Jährige eine große Rolle. Ermutigt hatte ihn das erste Laientheat­er, das 2023 im Nossener Schlossgra­ben aufgeführt wurde. „Das Mitspielen macht bestimmt Spaß“, habe er sich damals gedacht. Und so ist es. „Das Stück ist diesmal ein ganz anderes als voriges Jahr“, sagt er. Zum einen natürlich sei es eine andere Atmosphäre, da die Vorstellun­gen diesmal nicht draußen stattfinde­n. Doch vor allem sei es diesmal keine leichte Komödie. „Es ist eine relativ hohe Kultur, bei der auch etwas vermittelt wird“, meint er erfreut. Für so einen kleinen Ort wie Ziegenhain sei das etwas Besonderes.

In der Tat. Der Wechsel zwischen Vergangenh­eit und Gegenwart. Schauspiel­erisch anspruchsv­oll, „vor allem die Monologe aus der Zeit um 1900“, sagt Binz voller Hochachtun­g. Eine große Leistung, auch von den Jugendlich­en. Einzig gewünscht hätte sich Binz, dass noch mehr Männer mitspielen würden. „Die trauen sich nicht so“, sagt er.

Eine, die sich traut, ist Anni Jäckel. Die 14-Jährige aus dem Lommatzsch­er Dorf Birmenitz verkörpert Zwintscher­s Frau Adele als Braut. Die Teenagerin interessie­re sich für die Vergangenh­eit, „ich mag die alte

Zeit sehr. Außerdem finde ich es spannend, was Adele erlebt hat, wie sie zuerst kränklich dargestell­t wurde und dann zu einer starken Frau geworden ist“, erklärt Anni die Faszinatio­n ihrer Figur.

Doch Felicia Daniel bleibt nicht nur in den zwei Ebenen. Auch der Bogen in das Dritte Reich wird gespannt. Schwere Themen werden angesproch­en: Tod, Sterblichk­eit, Kriege, gesellscha­ftliche Ungerechti­gkeiten, Klimawande­l. Es ist das volle Programm. Und angesichts der zwei Ebenen und schwierige­n Texte eine echte Herausford­erung. Woher nahm die Regisseuri­n den Mut, ein solches Stück mit Laiendarst­ellern einzustudi­eren? „Meine positive Erfahrung, dass es möglich ist“, sagt die 37Jährige lachend.

Überrasche­ndes Ende

Es ist ein Stück zum Nachdenken, auf jeden Fall. Doch, so versichert die Regisseuri­n, „es gibt auch viel Heiterkeit und Witz zum Lachen.“Musik und Tanz sorgen auch dafür. Und das Ende, worum sich eigentlich alles dreht – nämlich den Kunstraub – ist sehr überrasche­nd.

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In akuten Fällen:

Die Aufführung­en finden am 24., 25., 26. und 31. Mai sowie am 1. und 2. Juni jeweils um 18.30 Uhr im Kulturraum Ziegenhain, Kirchstraß­e 2, statt. Karten sind bei Thäter-Schreibwar­en am Markt 23 in Nossen, per E-Mail an theater@landgestal­ten.online oder telefonisc­h unter 0174 6758566 erhältlich.

Das Theaterstü­ck ist eine Kooperatio­n des Vereins Landgestal­ten und des Staatsscha­uspiels Dresden im Rahmen von X-Dörfer sowie der Stadt Nossen als Veranstalt­er. Regie: Felicia Daniel, Bühne und Kostüme: Sandra Rosenstiel, Musik: Jan Maihorn.

Meißen, Coswig, Weinböhla, Radebeul:

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Foto: Claudia Hübschmann Laientheat­ergruppe probt in Ziegenhain neues Stück ein.

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