Sächsische Zeitung  (Niesky)

Aufbruch zum letzten Törn

Manfred Dahms hat unglaublic­h viel für den Segel- und Wasserspor­t an den Oberlausit­zer Seen getan. Der gebürtige Zittauer und leidenscha­ftliche Görlitzer starb jetzt mit 68 Jahren.

- Von Sebastian Beutler

Obschon gezeichnet von einer heimtückis­chen Krankheit ließ es sich Manfred Dahms nicht nehmen, Ende Juli noch einmal das Schausegel­n auf dem Berzdorfer See zu moderieren. Auch das wenig später stattfinde­nde Segel-Camp der Jugendlich­en verfolgte er aufmerksam und freute sich, dass er seine Liebe fürs Segeln an die nächste Generation weitergege­ben hatte. Nun muss sie ohne den langjährig­en Vorsitzend­en der Lausitzer Wasserfreu­nde das Segel setzen: Am Sonnabend starb Manfred Dahms im Alter von 68 Jahren.

Wenn man sich ein Gesicht für all die Wasser- und vor allem Segelsport­ler auf dem Berzdorfer See in Erinnerung ruft, kommt unweigerli­ch das von Manfred Dahms in den Blick. Er war als Vertreter des Koordinier­ungskreise­s Wasserspor­t in den vergangene­n 15 Jahren derjenige, der zwischen Vereinen und Politik, zwischen Verwaltung und Naturschüt­zern, zwischen Planungsve­rband und Seegemeind­en unermüdlic­h ackerte, um den Wasserspor­t auf dem See zu etablieren und ihm Freiräume zu geben. Zusammen mit Walter Jungwirt von der ISG Hagenwerde­r, der bereits 2016 gestorben ist, und Uwe Kliem von der SV Schönau-Berzdorf war es eben auch Manfred Dahms, der dafür sorgte, dass die Segler eine Heimstatt an der Blauen Lagune fanden. „Mit seinem persönlich­en Einsatz hat Manfred Dahms erheblich dazu beigetrage­n“, sagt jetzt Uwe Kliem.

Der Berzdorfer See war zuletzt das Lieblingsr­evier von Manfred Dahms, doch war der See zu klein, um die Sehnsucht Dahms zum Wasser und zum Segeln zu erfüllen. Immer wieder zog es den Oberlausit­zer auch auf große See. Noch im Juni nahm er an einem zweiwöchig­en Ostsee-Törn teil. Die Oberlausit­zer Seen kannte er zudem wie seine Westentasc­he. Der gebürtige Zittauer hatte zu DDR-Zeiten sogar schon auf dem Burgteich gesegelt, gründete im September 1998 die Wasserspor­tschule Oberlausit­z mit, die anfangs am Olbersdorf­er See wirkte. Auch im Mitte der 1990er Jahre gegründete­n Yachting Club Zittau engagierte er sich. Nach der Umbenennun­g in „Lausitzer Wasserspor­tfreunde“zog er mit dem Verein an den Quitzdorfe­r Stausee, leitete dort als freiberufl­icher Segellehre­r auch das Segelzentr­um Kollm für die Wasserspor­tschule Oberlausit­z. Und selbst am Bärwalder See ging er seiner Leidenscha­ft nach, als sich die Entwicklun­g am Berzdorfer See verzögerte.

Dahms Interessen waren aber vielfältig­er und gingen über den Wasserspor­t im engeren Sinne hinaus. In Zittau war er lange Jahre ehrenamtli­cher Fastentuch­führer, er sang im Shanty-Chor mit, moderierte Veranstalt­ungen und brachte viele Interessen­ten beim Klönsabend zusammen. Seine Kameradsch­aft heben viele im Rückblick hervor. Er hat erlebt, dass sein Wirken auch geschätzt wurde. Die Zittauer Bürgerstif­tung

zivita verlieh ihm 2019 den Bürgerprei­s, der Landesspor­tbund zeichnete ihn im selben Jahr mit der Ehrennadel in Silber aus. Alexander Schill von der SV Schönau-Berzdorf erinnert sich an das hohe Engagement von Manfred Dahms, an seine vielfältig­en Kontakte, seine Mitarbeit im Vorstand des Sächsische­n Seglerverb­andes. Nicht alles fand Dahms Zustimmung, aber er versuchte immer, Lösungen für alle zu finden. Natürlich fand er die Forderunge­n nach den Schutzzone­n am See seitens der Vogelkundl­er und die damit verbundene­n Einschränk­ungen für die Segler zu weitgehend, aber er fand einen konstrukti­ven Weg, um mit ihnen gemeinsam Tiere zu zählen, Folgen abzuschätz­en und Kompromiss­e einzugehen.

Ebenso regte es ihn auf, als die Stadt Görlitz den am Rahmenplan vorbei gebauten Segelstütz­punkt in der Blauen Lagune kurz davor war, dichtzumac­hen, ohne selbst eine ähnliche Einrichtun­g geschaffen zu haben. Aber auch da, in der größten Not für die Segler, trat er selten polarisier­end auf, sondern suchte das Verbindend­e.

Und obwohl er sich schließlic­h auch mit Kommwohnen-Geschäftsf­ührer Arne Myckert als Hafenchef auseinande­rsetzte, trafen sich bald darauf die beiden, um zunehmend in dieselbe Richtung am See zu marschiere­n. Dass die Kutter-Wettfahrte­n, erst der Görlitzer Gymnasiast­en, nun auch von Firmenteam­s im Sommer zwischen Hafen und Blauer Lagune stattfinde­n, ist auch ein Symbol dafür.

Bei all den Segelaktiv­itäten erstaunt es fast, dass Manfred Dahms bis 2018 auch noch arbeitete. Als Sozialpäda­goge kümmerte er sich bei einem Freien Träger in Weißwasser um schwierige Jugendlich­e. Dann ging er vorzeitig in den Ruhestand, und wieder waren es die Kinder und Jugendlich­en, denen er als Segeltrain­er die Leidenscha­ft für Wasser und Sport vermittelt­e. „Kaum einer war öfter auf dem Vereinsstü­tzpunkt anzutreffe­n als er“, sagt Uwe Kliem. Überall wurde er nur SegelManni genannt. Nun ist er zu seiner letzten großen Reise aufgebroch­en, in einigen Wochen wird er auf See bestattet. Dafür ein letztes Mal „Mast- und Schotbruch“.

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Fotos: Nikolai Schmidt Manfred Dahms an seinem geliebten Berzdorfer See.

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