Aufbruch zum letzten Törn
Manfred Dahms hat unglaublich viel für den Segel- und Wassersport an den Oberlausitzer Seen getan. Der gebürtige Zittauer und leidenschaftliche Görlitzer starb jetzt mit 68 Jahren.
Obschon gezeichnet von einer heimtückischen Krankheit ließ es sich Manfred Dahms nicht nehmen, Ende Juli noch einmal das Schausegeln auf dem Berzdorfer See zu moderieren. Auch das wenig später stattfindende Segel-Camp der Jugendlichen verfolgte er aufmerksam und freute sich, dass er seine Liebe fürs Segeln an die nächste Generation weitergegeben hatte. Nun muss sie ohne den langjährigen Vorsitzenden der Lausitzer Wasserfreunde das Segel setzen: Am Sonnabend starb Manfred Dahms im Alter von 68 Jahren.
Wenn man sich ein Gesicht für all die Wasser- und vor allem Segelsportler auf dem Berzdorfer See in Erinnerung ruft, kommt unweigerlich das von Manfred Dahms in den Blick. Er war als Vertreter des Koordinierungskreises Wassersport in den vergangenen 15 Jahren derjenige, der zwischen Vereinen und Politik, zwischen Verwaltung und Naturschützern, zwischen Planungsverband und Seegemeinden unermüdlich ackerte, um den Wassersport auf dem See zu etablieren und ihm Freiräume zu geben. Zusammen mit Walter Jungwirt von der ISG Hagenwerder, der bereits 2016 gestorben ist, und Uwe Kliem von der SV Schönau-Berzdorf war es eben auch Manfred Dahms, der dafür sorgte, dass die Segler eine Heimstatt an der Blauen Lagune fanden. „Mit seinem persönlichen Einsatz hat Manfred Dahms erheblich dazu beigetragen“, sagt jetzt Uwe Kliem.
Der Berzdorfer See war zuletzt das Lieblingsrevier von Manfred Dahms, doch war der See zu klein, um die Sehnsucht Dahms zum Wasser und zum Segeln zu erfüllen. Immer wieder zog es den Oberlausitzer auch auf große See. Noch im Juni nahm er an einem zweiwöchigen Ostsee-Törn teil. Die Oberlausitzer Seen kannte er zudem wie seine Westentasche. Der gebürtige Zittauer hatte zu DDR-Zeiten sogar schon auf dem Burgteich gesegelt, gründete im September 1998 die Wassersportschule Oberlausitz mit, die anfangs am Olbersdorfer See wirkte. Auch im Mitte der 1990er Jahre gegründeten Yachting Club Zittau engagierte er sich. Nach der Umbenennung in „Lausitzer Wassersportfreunde“zog er mit dem Verein an den Quitzdorfer Stausee, leitete dort als freiberuflicher Segellehrer auch das Segelzentrum Kollm für die Wassersportschule Oberlausitz. Und selbst am Bärwalder See ging er seiner Leidenschaft nach, als sich die Entwicklung am Berzdorfer See verzögerte.
Dahms Interessen waren aber vielfältiger und gingen über den Wassersport im engeren Sinne hinaus. In Zittau war er lange Jahre ehrenamtlicher Fastentuchführer, er sang im Shanty-Chor mit, moderierte Veranstaltungen und brachte viele Interessenten beim Klönsabend zusammen. Seine Kameradschaft heben viele im Rückblick hervor. Er hat erlebt, dass sein Wirken auch geschätzt wurde. Die Zittauer Bürgerstiftung
zivita verlieh ihm 2019 den Bürgerpreis, der Landessportbund zeichnete ihn im selben Jahr mit der Ehrennadel in Silber aus. Alexander Schill von der SV Schönau-Berzdorf erinnert sich an das hohe Engagement von Manfred Dahms, an seine vielfältigen Kontakte, seine Mitarbeit im Vorstand des Sächsischen Seglerverbandes. Nicht alles fand Dahms Zustimmung, aber er versuchte immer, Lösungen für alle zu finden. Natürlich fand er die Forderungen nach den Schutzzonen am See seitens der Vogelkundler und die damit verbundenen Einschränkungen für die Segler zu weitgehend, aber er fand einen konstruktiven Weg, um mit ihnen gemeinsam Tiere zu zählen, Folgen abzuschätzen und Kompromisse einzugehen.
Ebenso regte es ihn auf, als die Stadt Görlitz den am Rahmenplan vorbei gebauten Segelstützpunkt in der Blauen Lagune kurz davor war, dichtzumachen, ohne selbst eine ähnliche Einrichtung geschaffen zu haben. Aber auch da, in der größten Not für die Segler, trat er selten polarisierend auf, sondern suchte das Verbindende.
Und obwohl er sich schließlich auch mit Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert als Hafenchef auseinandersetzte, trafen sich bald darauf die beiden, um zunehmend in dieselbe Richtung am See zu marschieren. Dass die Kutter-Wettfahrten, erst der Görlitzer Gymnasiasten, nun auch von Firmenteams im Sommer zwischen Hafen und Blauer Lagune stattfinden, ist auch ein Symbol dafür.
Bei all den Segelaktivitäten erstaunt es fast, dass Manfred Dahms bis 2018 auch noch arbeitete. Als Sozialpädagoge kümmerte er sich bei einem Freien Träger in Weißwasser um schwierige Jugendliche. Dann ging er vorzeitig in den Ruhestand, und wieder waren es die Kinder und Jugendlichen, denen er als Segeltrainer die Leidenschaft für Wasser und Sport vermittelte. „Kaum einer war öfter auf dem Vereinsstützpunkt anzutreffen als er“, sagt Uwe Kliem. Überall wurde er nur SegelManni genannt. Nun ist er zu seiner letzten großen Reise aufgebrochen, in einigen Wochen wird er auf See bestattet. Dafür ein letztes Mal „Mast- und Schotbruch“.