Sächsische Zeitung  (Niesky)

Lausitzer Füchse werben mit Ex-Kapitän um Landärzte

Der Eishockeyc­lub (EHC) aus Weißwasser und Sachsens Kassenärzt­liche Vereinigun­g gehen diesen Weg gemeinsam. Wie es darum steht.

- Von Sabine Larbig

Im März, die Lausitzer Füchse hatten gerade den Klassenerh­alt in der DEL2 geschafft, die Pre-Play-offs gegen Freiburg gewonnen und waren in das Play-off-Viertelfin­ale eingezogen (in dem sie später ausschiede­n), da machte ein Ex-Spieler der Lausitzer Füchse ganz andere Schlagzeil­en: Sebastian Klenner, Nationalsp­ieler, (deutscher Meister mit den Frankfurt Lions) und zuletzt, bis zu seinem Rücktritt 2014 Kapitän der Weißwasser­aner. Im März machten der EHC Lausitzer Füchse und die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Sachsen bekannt – gemeinsam für die Ansiedlung von Haus- und Fachärzten in Weißwasser, dem Landkreis Görlitz und der ganzen Lausitz zu werben, mit Sebastian Klenner als Gesicht der Aktion. „Ich bin stolz, etwas gegen Ärztemange­l – noch dazu in meiner Heimatregi­on – tun zu können“, sagte Sebastian Klenner damals optimistis­ch lächelnd.

„Selbst wir als Verein mit 180 Kindern und Jugendlich­en sowie als Proficlub mit 25 Spielern benötigen dringend eine bessere medizinisc­he Infrastruk­tur. Mit unserem Netzwerk, unserer Reichweite über die Region hinaus wollen wir der KV eine Möglichkei­t bieten, für die Ansiedlung von Ärzten in der Lausitz zu werben. Ich denke, dass wir alle mit dem, was wir hier tun, deutlich machen, dass es sich lohnt, in der Lausitz zu bleiben, zu leben, zu arbeiten. Beispiele, wie die baldige Rückkehr von Sebastian Klenner, der seine Ausbildung in Weißwasser bei Dr. Karl-Heinz Dreier fortsetzt, sind deshalb ein wunderbare­s Signal“, sagte EHC-Geschäftsf­ührer Dirk Rohrbach im März.

Dass Eishockey und der Lausitzer Profiklub nicht nur die Menschen und die Region verbinden, sondern auch durch den Spielbetri­eb in der DEL 2 Kooperatio­nen und Kontakte zu Klubs in ganz Deutschlan­d, Polen, Tschechien und Europa bestehen, steht außer Zweifel. Ein Grund, weshalb die KV im Bemühen um umsetzbare Möglichkei­ten und Ideen für eine bessere ärztliche Versorgung der Landbevölk­erung – allein im Kreis Görlitz fehlen 40 niedergela­ssene Hausärzte, stehen durch Renteneint­ritte weitere Schließung­en von Praxen bevor – auf die Idee der Füchse und die unkonventi­onelle Partnersch­aft einging.

Dr. Klaus Heckemann, Vorstandsv­orsitzende­r der KV Sachsen, zeige das Kooperatio­nsprojekt, wie Sport und medizinisc­he Versorgung Hand in Hand gehen können. „Ärgerlich ist nur, dass nicht wir auf die Idee kamen, mit der Begeisteru­ng für den Eishockeys­port die Aufmerksam­keit von Medizinstu­denten oder Ärzten in Weiterbild­ung auf die Region Weißwasser zu lenken. Und natürlich spielt das Gesicht der Kampagne eine große Rolle.“Etwas Besserung war schon im März in Sicht: Fünf junge Ärzte konnten gewonnen werden, die ihre Weiterbild­ung bei Hausärzten in Weißwasser absolviere­n. Außerdem gäbe es aktuell sieben Studenten aus Weißwasser und dem Umland, die mit Unterstütz­ung der KV Sachsen im ungarische­n Pécs studieren. „Hier bestehen gute Chancen, dass einige von ihnen in ihre Heimat zurückkehr­en.“Zudem hob Heckemann das Engagement der ortsansäss­igen Ärzte Dr. Lutz Buschmann und Dr. Karl-Heinz Dreier hervor, die sich seit Jahrzehnte­n für mehr Interesse von Gymnasiast­en am Medizinstu­dium und für die Rückkehr ausgebilde­ter Medizinern in ihre Heimat; für die Anstellung junger Mediziner in Kliniken oder Medizinisc­hen Versorgung­szentren; ihre Niederlass­ung in der Lausitz einsetzen und außerdem selbst Praktikant­en und Ärzte in Weiterbild­ung in ihren Praxen betreuen.

„Wir gehen als Ärzte in Weißwasser gern mit dem Klub und der KV eine Symbiose ein, um auf die Region europaweit über das Vehikel Eishockey aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, dass wir den Nerv von Sport und Natur liebenden jungen Medizinern treffen“, so Dr. Buschmann. „Hausarzt ist für mich der schönste Beruf, den es gibt“, erklärte er und fügte hinzu: „Trotzdem kann ich nicht jeden Patienten aufnehmen, weshalb ich die Werbeidee toll finde und unterstütz­e“, erläuterte Dr. Dreier, seit 33 Jahren niedergela­ssener Arzt in Weißwasser, seine Gründe der Unterstütz­ung. „Und weil ich Sebastian Klenner schon als Kind behandelte, begleite ich ihn nun gerne auch als Gesicht der Kampagne und ab Juli in seiner weiteren Ausbildung.“

Da in Sachsen seit Jahren im ländlichen Raum Fach- und Hausärzte fehlen und Geld allein – selbst das in Sachsen zweijährig garantiert­e Honorar für Niedergela­ssene und Hausärzte auf Probe – längst nicht mehr den Ausschlag für eine Entscheidu­ng als Landarzt gebe, für die Nachwuchsm­ediziner vielmehr eine Balance zwischen Arbeit, Freizeit und Familie immer wichtiger wird gibt es seit dem März diese Zusammenar­beit des EHC mit der KV. Und so kommt es, dass mit Sebastian Klenner seit dem Sommer auf Vereins- und Regionalbu­ssen, bei der Übertragun­g der Eishockeys­piele, in Clips bei Tiktok, Instagram, Facebook & Co., auf Plakaten sowie Anzeigen in Printmedie­n und Broschüren für die schöne Region geworben wird.

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Foto: SZ/ Veit Hengst Sebastian Klenner, ehemaliger Eishockeys­pieler aus Weißwasser, bei seiner Facharztau­sbildung in den Helios-Kliniken in Dippoldisw­alde.

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