Sächsische Zeitung  (Niesky)

Kreistagsw­ahl: Freie Wähler nominieren mehr Bürgermeis­ter als CDU

15 Bürgermeis­ter stehen auf den Listen der Freien Wähler und ihrer Verbündete­n im Kreis Görlitz am 9. Juni. Doch es sind noch viel mehr Kandidaten.

- Von Sebastian Beutler

Die Freien Wähler im Kreis Görlitz konnten sich schon immer auf eine starke Riege von Bürgermeis­tern im Kreistag stützen. Zwischenze­itlich war die Hälfte aller ihrer 14 aktuellen Kreisräte als Ober- oder Bürgermeis­ter in den Städten und Gemeinden tätig. Aktuell sind es sechs, nachdem der Görlitzer Bürgermeis­ter Michael Wieler sein Amt aufgegeben hat. An dieser starken Verankerun­g halten die Freien Wähler auch bei der anstehende­n Kreistagsw­ahl fest. 15 der 70 Kandidaten auf den Listen der Freien Wähler sind Rathausche­fs im Landkreis. So viele hat bislang keine andere Partei oder Wählervere­inigung für sich gewinnen können. Darunter sind die Oberbürger­meister

von Weißwasser, Zittau und Niesky. Während Torsten Pötzsch und Thomas Zenker bereits Kreisräte sind, bewirbt sich die Nieskyer Oberbürger­meisterin Kathrin Uhlemann neu um einen Sitz.

Ihre Kandidatur ist eine Überraschu­ng, weil sie im OB-Wahlkampf in Niesky von der CDU unterstütz­t worden war. Neben den drei Genannten kandidiere­n die Rathausche­fs von Bernstadt, Jonsdorf, Waldhufen, Reichenbac­h, Vierkirche­n, Königshain, Markersdor­f, Mittelherw­igsdorf, Herrnhut, Oppach, Oderwitz und Krauschwit­z bei der Kreistagsw­ahl für die Freien Wähler. Doch der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Kreis Görlitz, Roland Maiwald

aus dem Schöpstal, will die Bewerber nicht auf die Bürgermeis­ter reduziert wissen. Der Diplominge­nieur ist selbst Spitzenkan­didat im Wahlkreis 3, rund um Görlitz. Vielmehr bewerben sich Geschäftsf­ührer kommunaler Unternehme­n oder auch die Schkola-Chefin Ute Wunderlich um einen Sitz im Kreistag, Augenoptik­ermeister Heiko Neumann aus Löbau, Opernsänge­rin Yvonne Reich oder in Görlitz die Ärzte Dr. Eric Hempel, Dr. Hans-Christian Gottschalk und Dr. Ingeborg Weidle und

Wie bei der letzten Wahl gibt es die Besonderhe­it, dass die Freien Wähler unter diesem Namen in 7 der 9 Wahlkreise antreten. In den beiden Görlitzer Wahlkreise­n gibt es die Kandidaten der Wählervere­inigung „Bürger für Görlitz“. Die Liste im Wahlkreis 9 der Freien Wähler stammt von der Vereinigun­g „Zittau kann mehr“. Die drei Bewegungen bilden nach der Wahl eine Fraktion. In der aktuellen Fraktion haben die Freien Wähler elf Kreisräte, zwei die Bürger für Görlitz und einen Sitz „Zittau kann mehr“. Nur der Löbauer Handwerksm­eister Reinhart Keßner tritt von den momentanen Kreisräten nicht wieder an. In den vergangene­n Jahren konnten die Freien Wähler nach eigener Wahrnehmun­g häufig durch Kompromiss­vorschläge Mehrheiten ohne die AfD im Kreistag erzielen. Maiwald nennt dafür die schwierige Haushaltsd­iskussion 2023. Eine ähnliche lösungsori­entierte positive Rolle wollen die Freien Wähler auch im nächsten Kreistag spielen. Deswegen halten sie auch nichts von den Debatten bei der Landespart­ei Freie Wähler in Sachsen, die unabhängig von den regionalen Freien-Wähler-Vereinigun­gen wie eben hier im Kreis Görlitz ist. So hatte der Landesverb­and eine Brandmauer gegenüber der AfD abgelehnt. Mit dem Begriff kann auch Maiwald nichts anfangen. Er macht das an einem Beispiel deutlich: Als es darum ging, die Verabschie­dung von Landrat Bernd Lange zu organisier­en, wurden alle Fraktionen einbezogen, auch die der AfD. Aber gemeinsame politische Initiative­n lehnt Maiwald mit der AfD ab. An eine solch geartete Zusammenar­beit sei überhaupt nicht zu denken, sagt er gegenüber der SZ.

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Foto: Freie Wähler Im Ebersbache­r Schloss bei Görlitz nominierte­n die Freien Wähler ihre Kandidaten für die Kreistagsw­ahl.

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