Kreistagswahl: Freie Wähler nominieren mehr Bürgermeister als CDU
15 Bürgermeister stehen auf den Listen der Freien Wähler und ihrer Verbündeten im Kreis Görlitz am 9. Juni. Doch es sind noch viel mehr Kandidaten.
Die Freien Wähler im Kreis Görlitz konnten sich schon immer auf eine starke Riege von Bürgermeistern im Kreistag stützen. Zwischenzeitlich war die Hälfte aller ihrer 14 aktuellen Kreisräte als Ober- oder Bürgermeister in den Städten und Gemeinden tätig. Aktuell sind es sechs, nachdem der Görlitzer Bürgermeister Michael Wieler sein Amt aufgegeben hat. An dieser starken Verankerung halten die Freien Wähler auch bei der anstehenden Kreistagswahl fest. 15 der 70 Kandidaten auf den Listen der Freien Wähler sind Rathauschefs im Landkreis. So viele hat bislang keine andere Partei oder Wählervereinigung für sich gewinnen können. Darunter sind die Oberbürgermeister
von Weißwasser, Zittau und Niesky. Während Torsten Pötzsch und Thomas Zenker bereits Kreisräte sind, bewirbt sich die Nieskyer Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann neu um einen Sitz.
Ihre Kandidatur ist eine Überraschung, weil sie im OB-Wahlkampf in Niesky von der CDU unterstützt worden war. Neben den drei Genannten kandidieren die Rathauschefs von Bernstadt, Jonsdorf, Waldhufen, Reichenbach, Vierkirchen, Königshain, Markersdorf, Mittelherwigsdorf, Herrnhut, Oppach, Oderwitz und Krauschwitz bei der Kreistagswahl für die Freien Wähler. Doch der Vorsitzende der Freien Wähler im Kreis Görlitz, Roland Maiwald
aus dem Schöpstal, will die Bewerber nicht auf die Bürgermeister reduziert wissen. Der Diplomingenieur ist selbst Spitzenkandidat im Wahlkreis 3, rund um Görlitz. Vielmehr bewerben sich Geschäftsführer kommunaler Unternehmen oder auch die Schkola-Chefin Ute Wunderlich um einen Sitz im Kreistag, Augenoptikermeister Heiko Neumann aus Löbau, Opernsängerin Yvonne Reich oder in Görlitz die Ärzte Dr. Eric Hempel, Dr. Hans-Christian Gottschalk und Dr. Ingeborg Weidle und
Wie bei der letzten Wahl gibt es die Besonderheit, dass die Freien Wähler unter diesem Namen in 7 der 9 Wahlkreise antreten. In den beiden Görlitzer Wahlkreisen gibt es die Kandidaten der Wählervereinigung „Bürger für Görlitz“. Die Liste im Wahlkreis 9 der Freien Wähler stammt von der Vereinigung „Zittau kann mehr“. Die drei Bewegungen bilden nach der Wahl eine Fraktion. In der aktuellen Fraktion haben die Freien Wähler elf Kreisräte, zwei die Bürger für Görlitz und einen Sitz „Zittau kann mehr“. Nur der Löbauer Handwerksmeister Reinhart Keßner tritt von den momentanen Kreisräten nicht wieder an. In den vergangenen Jahren konnten die Freien Wähler nach eigener Wahrnehmung häufig durch Kompromissvorschläge Mehrheiten ohne die AfD im Kreistag erzielen. Maiwald nennt dafür die schwierige Haushaltsdiskussion 2023. Eine ähnliche lösungsorientierte positive Rolle wollen die Freien Wähler auch im nächsten Kreistag spielen. Deswegen halten sie auch nichts von den Debatten bei der Landespartei Freie Wähler in Sachsen, die unabhängig von den regionalen Freien-Wähler-Vereinigungen wie eben hier im Kreis Görlitz ist. So hatte der Landesverband eine Brandmauer gegenüber der AfD abgelehnt. Mit dem Begriff kann auch Maiwald nichts anfangen. Er macht das an einem Beispiel deutlich: Als es darum ging, die Verabschiedung von Landrat Bernd Lange zu organisieren, wurden alle Fraktionen einbezogen, auch die der AfD. Aber gemeinsame politische Initiativen lehnt Maiwald mit der AfD ab. An eine solch geartete Zusammenarbeit sei überhaupt nicht zu denken, sagt er gegenüber der SZ.