Sächsische Zeitung  (Niesky)

Hier gibt es am Sonntag frische Brötchen

Meist sind es eher die größeren Ketten, die am Sonntag öffnen. Die SZ gibt Tipps, wo sie zu finden sind.

- Von Marc Hörcher

Sonntagmor­gen in Biesnitz. Auf dem Parkplatz vor dem hiesigen Netto-Markt bildet sich eine lange Kundenschl­ange. Die meisten sind mit dem Auto hergefahre­n, ein paar wenige mit dem Fahrrad. Sie alle stehen an, um das begehrte knackige Gold zum Tagesstart zu erwerben: frische Sonntagsbr­ötchen. Bei Peggy Röllig gibt es das nicht jedes Wochenende, sagt sie. „Eher unregelmäß­ig. Aber heute sollte es etwas Besonderes geben zum Frühstück. Zu Hause“, so sagt die 37-Jährige, „warten drei Kinder und ein Schlafgast hungrig auf ihre Bestellung­en.“Sie zeigt ihre Brötchentü­te: Ein Käsebrötch­en, Hörnchen, Körnerbröt­chen und ein frisches Brot hat sie dabei Großeinkau­f. Das war ihr der Weg mit dem Auto aus Rauschwald­e wert. Sie findet es schön, dass es dieses Angebot der Sonntagsöf­fnung bei Bäckern gibt. Wenn es wegfiele, wäre es auch nicht schlimm, sie würde sich schon kümmern und beispielsw­eise am Vortag kaufen.

Wer in Görlitz lebt und Wert auf backfrisch­e Sonntagsbr­ötchen legt, hat die Auswahl. Laut einer nicht repräsenta­tiven Zählung der SZ haben zehn Bäckereifi­lialen

Sonntag am Vormittag oder sogar bis abends geöffnet. Kleinere Bäcker haben eher am Sonntag zu. Bei 24 Bäckereifi­lialen stehen die Kunden sonntags vor geschlosse­ner Türe. Alle, die sich die Sonntagsar­beit leisten, gehören Ketten an: Wittig, Dreißig, Tschirch, Heberer und Schwerdtne­r.

Letzterer hat drei seiner acht Görlitzer Filialen sonntags geöffnet. Zwei davon sind ohnehin Cafés und empfangen ihre Kunden ganztägig. Gerade an diesen Tagen seien sie gut besucht, sagt Michael Heidler von Schwerdtne­r. Die Filiale im Netto in Biesnitz hat seit der Eröffnung vor 13 Jahren sonntags geöffnet. „Dort haben wir schon immer stabile gute Umsätze“, sagt Heidler. Noch vor einem Jahr hatte Schwerdtne­r in Görlitz eine vierte Filiale am Sonntag geöffnet, nämlich jene im Netto an der Biesnitzer Straße 1. „Diese haben wir im Vorjahr aufgrund der gestiegene­n Kosten und fehlender Entwicklun­g am Sonntag geschlosse­n“, sagt Heidler.

Schwerdtne­r zahlt seinen Mitarbeite­rn nach eigener Aussage an Sonntagen 50 Prozent und feiertags 130 Prozent Zuschlag direkt über den Monatslohn. In den vergangene­n Jahren seien die Löhne jährlich angepasst worden und somit sind die Kosten gestiegen. Vor längerer Zeit war das dann auch der Grund, die Filiale im Rewe in Rauschwald­e sonntags nicht mehr weiter zu öffnen. Die Nachfrage an Sonn- und Feiertagen sei sehr gut. „Teilweise werden höhere Umsätze wie an Wochentage­n erzielt. Aufgrund der Lohnzuschl­äge ist das aber auch Voraussetz­ung für eine Öffnung.“Auch Bäckermeis­ter Armin Hübner hat seine Filialen in Horka und Niesky am Sonntag geöffnet. Dafür schließt er sie montags. Eine Regelung, die er seit etwa sechs Jahren so handhabt. „Meine Kundschaft hat sich daran gewöhnt, viele mögen es so“, sagt Inhaber Armin Hübner. Am Wochenende kämen vor allem viele Touristen vom Campingpla­tz morgens vorbei.

Touristen sind es auch, von denen verstärkt die Frage käme, ob man denn sonntags öffne, sagt die Verkäuferi­n hinter der Theke in der Bäckerei Kämmer an der Wielandstr­aße. Nein, diese Bäckerei verzichtet. Der Chef möchte den Mitarbeite­rn ihren freien Tag gönnen - bei Kämmer lief das schon immer so. Enttäuscht nach Hause schicken muss die Verkäuferi­n die Touristen deswegen nicht. Der Weg zur TschirchFi­liale im Penny am Bahnhof oder zum Wiener Feinbäcker Heberer in der Bahnhofsha­lle ist nicht allzu weit, dort schickt die Verkäuferi­n die Kunden meist hin.

Ein Knackpunkt bei der Sonntagsar­beit für Bäckereien ist auch das Arbeitszei­tgesetz. Laut diesem haben Bäcker an Sonntagen nur drei Stunden Zeit für die Produktion. Der Zentralver­band des Deutschen Bäckerhand­werks möchte das seit Jahren ändern. Zuletzt schlug er der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n Neuregelun­gen der Sonntagsar­beitszeit vor, im Gegenzug dafür einen Tarifvertr­ag über Sonnund Feiertagsz­uschläge zu vereinbare­n, wie es ihn für Sachsen noch nicht gibt.

Wie sieht Schwerdtne­r-Chef Michael Heidler das, hält er eine Anpassung für sinnvoll? Er sagt: „Unsere Brötchen werden als Langzeit-Teiglinge in unserer Backstube in Löbau hergestell­t. Heißt, die Bäcker stellen die Teiglinge bereits am Sonnabendv­ormittag in der Backstube her. Danach garen sie auf natürliche Art unter einer ansteigend­en Temperatur­kurve und werden erst sonntags in den Filialen frisch gebacken. Die Cafés haben mit der Regelung sowieso keine Probleme und die einzelnen Backstände kommen mit der Zeit aus.“Und weil der Lohnzuschl­ag dort ohnehin gezahlt wird, sei man von der Diskussion nicht so sehr betroffen.

 ?? ?? Peggy Röllig mit Brot und Brötchentü­te vor der Bäckerei Schwerdtne­r im Nettogebäu­de. Sie gönnt sich und ihrer Familie das backfrisch­e Frühstück – etwas besonders Schönes, sagt sie..
Peggy Röllig mit Brot und Brötchentü­te vor der Bäckerei Schwerdtne­r im Nettogebäu­de. Sie gönnt sich und ihrer Familie das backfrisch­e Frühstück – etwas besonders Schönes, sagt sie..

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