Hier gibt es am Sonntag frische Brötchen
Meist sind es eher die größeren Ketten, die am Sonntag öffnen. Die SZ gibt Tipps, wo sie zu finden sind.
Sonntagmorgen in Biesnitz. Auf dem Parkplatz vor dem hiesigen Netto-Markt bildet sich eine lange Kundenschlange. Die meisten sind mit dem Auto hergefahren, ein paar wenige mit dem Fahrrad. Sie alle stehen an, um das begehrte knackige Gold zum Tagesstart zu erwerben: frische Sonntagsbrötchen. Bei Peggy Röllig gibt es das nicht jedes Wochenende, sagt sie. „Eher unregelmäßig. Aber heute sollte es etwas Besonderes geben zum Frühstück. Zu Hause“, so sagt die 37-Jährige, „warten drei Kinder und ein Schlafgast hungrig auf ihre Bestellungen.“Sie zeigt ihre Brötchentüte: Ein Käsebrötchen, Hörnchen, Körnerbrötchen und ein frisches Brot hat sie dabei Großeinkauf. Das war ihr der Weg mit dem Auto aus Rauschwalde wert. Sie findet es schön, dass es dieses Angebot der Sonntagsöffnung bei Bäckern gibt. Wenn es wegfiele, wäre es auch nicht schlimm, sie würde sich schon kümmern und beispielsweise am Vortag kaufen.
Wer in Görlitz lebt und Wert auf backfrische Sonntagsbrötchen legt, hat die Auswahl. Laut einer nicht repräsentativen Zählung der SZ haben zehn Bäckereifilialen
Sonntag am Vormittag oder sogar bis abends geöffnet. Kleinere Bäcker haben eher am Sonntag zu. Bei 24 Bäckereifilialen stehen die Kunden sonntags vor geschlossener Türe. Alle, die sich die Sonntagsarbeit leisten, gehören Ketten an: Wittig, Dreißig, Tschirch, Heberer und Schwerdtner.
Letzterer hat drei seiner acht Görlitzer Filialen sonntags geöffnet. Zwei davon sind ohnehin Cafés und empfangen ihre Kunden ganztägig. Gerade an diesen Tagen seien sie gut besucht, sagt Michael Heidler von Schwerdtner. Die Filiale im Netto in Biesnitz hat seit der Eröffnung vor 13 Jahren sonntags geöffnet. „Dort haben wir schon immer stabile gute Umsätze“, sagt Heidler. Noch vor einem Jahr hatte Schwerdtner in Görlitz eine vierte Filiale am Sonntag geöffnet, nämlich jene im Netto an der Biesnitzer Straße 1. „Diese haben wir im Vorjahr aufgrund der gestiegenen Kosten und fehlender Entwicklung am Sonntag geschlossen“, sagt Heidler.
Schwerdtner zahlt seinen Mitarbeitern nach eigener Aussage an Sonntagen 50 Prozent und feiertags 130 Prozent Zuschlag direkt über den Monatslohn. In den vergangenen Jahren seien die Löhne jährlich angepasst worden und somit sind die Kosten gestiegen. Vor längerer Zeit war das dann auch der Grund, die Filiale im Rewe in Rauschwalde sonntags nicht mehr weiter zu öffnen. Die Nachfrage an Sonn- und Feiertagen sei sehr gut. „Teilweise werden höhere Umsätze wie an Wochentagen erzielt. Aufgrund der Lohnzuschläge ist das aber auch Voraussetzung für eine Öffnung.“Auch Bäckermeister Armin Hübner hat seine Filialen in Horka und Niesky am Sonntag geöffnet. Dafür schließt er sie montags. Eine Regelung, die er seit etwa sechs Jahren so handhabt. „Meine Kundschaft hat sich daran gewöhnt, viele mögen es so“, sagt Inhaber Armin Hübner. Am Wochenende kämen vor allem viele Touristen vom Campingplatz morgens vorbei.
Touristen sind es auch, von denen verstärkt die Frage käme, ob man denn sonntags öffne, sagt die Verkäuferin hinter der Theke in der Bäckerei Kämmer an der Wielandstraße. Nein, diese Bäckerei verzichtet. Der Chef möchte den Mitarbeitern ihren freien Tag gönnen - bei Kämmer lief das schon immer so. Enttäuscht nach Hause schicken muss die Verkäuferin die Touristen deswegen nicht. Der Weg zur TschirchFiliale im Penny am Bahnhof oder zum Wiener Feinbäcker Heberer in der Bahnhofshalle ist nicht allzu weit, dort schickt die Verkäuferin die Kunden meist hin.
Ein Knackpunkt bei der Sonntagsarbeit für Bäckereien ist auch das Arbeitszeitgesetz. Laut diesem haben Bäcker an Sonntagen nur drei Stunden Zeit für die Produktion. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks möchte das seit Jahren ändern. Zuletzt schlug er der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Neuregelungen der Sonntagsarbeitszeit vor, im Gegenzug dafür einen Tarifvertrag über Sonnund Feiertagszuschläge zu vereinbaren, wie es ihn für Sachsen noch nicht gibt.
Wie sieht Schwerdtner-Chef Michael Heidler das, hält er eine Anpassung für sinnvoll? Er sagt: „Unsere Brötchen werden als Langzeit-Teiglinge in unserer Backstube in Löbau hergestellt. Heißt, die Bäcker stellen die Teiglinge bereits am Sonnabendvormittag in der Backstube her. Danach garen sie auf natürliche Art unter einer ansteigenden Temperaturkurve und werden erst sonntags in den Filialen frisch gebacken. Die Cafés haben mit der Regelung sowieso keine Probleme und die einzelnen Backstände kommen mit der Zeit aus.“Und weil der Lohnzuschlag dort ohnehin gezahlt wird, sei man von der Diskussion nicht so sehr betroffen.