Was drei Nieskyer Geschäftsfrauen in der Horkaer Straße hält
Die beliebte Einkaufsstraße lebt vom Zusammenhalt der Händler und zufriedener Kunden. Sie hat aber das Potenzial zu mehr.
Es ist der April geworden, an dem gleich drei Frauen ihre Geschäfte in der Horkaer Straße in Niesky eröffneten. Die Rede ist von Katrin Hille, Catherine Kleicke und Stefanie Dunsch. Was sie unterscheidet, ist das Jahr des Beginns. Katrin Hille eröffnete zusammen mit ihrem Ehemann Hubert die Reiseagentur Niesky zum 1. April 1990. Friseurmeisterin Catherine Kleicke schaut auf ein kleines Jubiläum am 5. April: Seit zehn Jahren gibt es die CK Friseure gegenüber der Reiseagentur. Ihr Modegeschäft „Angezogen“betreibt Stefanie Dunsch ein Jahr. Was alle drei Geschäftsfrauen gemeinsam haben? Sie fühlen sich geschäftlich angekommen in der Horkaer Straße, egal, ob ein Jahr dabei oder über drei Jahrzehnte.
Die Horkaer Straße ist kein verkehrsberuhigter Boulevard, auf dem man entlangschlendern kann. Eine Staatsstraße führt durch die beiden Häuserreihen und die Straße ist mit Kraftfahrzeugen stark frequentiert. Zwar ist die Horkaer eine Einbahnstraße, die aber das Kurzzeitparken auf einer Straßenseite zulässt. „Das bringt mir viel Laufkundschaft, die vor meinem
Geschäft parken kann. Außerdem wird man gesehen vom Durchgangsverkehr“, berichtet Stefanie Dunsch. Sie könnte sich keinen besseren Standort für ihr Geschäft mit Oberbekleidung vorstellen. Deshalb fällt ihr Fazit wie eine Lobeshymne aus: „Es war ein sehr schönes und aufregendes erstes Jahr mit vielen lieben und vor allem zufriedenen Kunden. Ich bin sehr glücklich, mir diesen Traum von meiner eigenen Modeboutique erfüllt zu haben.“
Für Catherine Kleicke ist die Horkaer Straße ein sehr guter Standort. „Wir haben im Innenhof unseren eigenen großen Kundenparkplatz mit ebenerdigem Eingang zum Salon, somit auch sehr angenehm für Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen. Durch die großen lichtdurchfluteten Schaufenster hat man einen herrlichen Blick in den benachbarten grünen Park.“Durch die Geschäfte und die Einkaufsmärkte um den Friseursalon kommen auch Laufkundschaft und manche Kunden, die aus den umliegenden Dörfern kommen, verbinden den Friseurbesuch mit dem Einkauf in Niesky. „Man muss aber auch um seine Kunden werben, für sie da sein“, ergänzt Katrin Hille. Sei es mit einem Anruf zum Geburtstag, einer Reiseempfehlung oder die Einladung zu eigenen Reiseveranstaltungen. Inzwischen bucht die zweite Generation ihrer Kundschaft Reisen und sie kommen oft mit ihren Kindern, also bereits der dritten Generation.
Hilles sind zwei der wenigen Geschäftsleute
in der Horkaer Straße, die seit der Wende immer noch präsent sind. Drei Mitarbeiterinnen haben sie beschäftigt, eine ist seit 25 Jahren dabei. „Uns zeichnet Kontinuität aus“, betont Frau Hille. Dass sie mit ihrer Reiseagentur seit 34 Jahren „am Markt“sind, führt sie auf drei stabile Säulen zurück, die ihr Geschäft stützen: zufriedene Kunden, engagiertes Personal und persönliche Leidenschaft. Ganz gleich, welche Waren oder Dienstleistungen angeboten werden, ein Konkurrenzdenken unter den Händlern ist nicht verbreitet. Stefanie Dunsch führt nicht das einzige Modegeschäft auf der Horkaer. Gleich neben ihr sind zwei weitere. „Jeder hat sich auf eine bestimmte Stilrichtung spezialisiert. Ich bevorzuge sportlich-schicke Kleidung. Zudem empfehlen wir uns untereinander, wenn der Kunde nicht das Richtige bei einem findet“, sagt sie. „Das fördert den Zusammenhalt.“
Das Miteinander unter den Unternehmern auf der Horkaer Straße ist sehr herzlich, empfindet Cathrin Kleicke und erzählt: „Wenn ein Geschäft Jubiläum, Eröffnung oder Schließung feiert, werden die Händler der Straße zum Frühstück eingeladen und jeder beteiligt sich am Geschenk. Diese Tradition finde ich sehr schön!“Catherine Kleicke hatte das zu ihrem „Zehnjährigen“selbst erlebt. Wenn die Friseurmeisterin an die zehn Jahre zurückdenkt, stellt sie fest, dass sie ihr viele verschiedene und schöne Erlebnissen gebracht haben. So nennt sie die Teilnahme an dem TV-Format von VOX „4 Hochzeiten und eine Traumreise“oder die Dokumentation vom MDR „Zurück Zuhause“. Auf ihr Team bezogen zählen das Verkleiden zu Fasching, die Abende im Sommer, die Besuche auf der Branchenmesse, die Seminare und die schönen Weihnachtsfeiern dazu. Im Gegensatz zur Corona-Zeit, verbunden mit dem langjährigen finanziellen Schaden. Sie war das Negativste in den zehn Jahren.
Katrin Hille gehört zu denjenigen, die die Fäden zu den Händlern über die Horkaer Straße hinaus zusammenhalten. Es hat sich wieder ein Händlerstammtisch in der Stadt gebildet, der sich mehrmals im Jahr trifft und gemeinsame Aktionen plant und durchführt. Über Niesky hinaus besonders wahrgenommen wurde die Solidarität der Händler mit den Waggonbauern, die um den Erhalt des Werkes kämpften. Dass die Stadt einen City-Manager beschäftigt, kommt bei den Einzelhändlern positiv an, sagt Katrin Hille. Neben der Unterstützung ist durch ihn die verloren gegangene Verbindung der Geschäftsleute zum Rathaus wieder neu geknüpft worden.
Der Idealzustand wäre, wenn alle Geschäfte in der Horkaer Straße offen wären. Besonders, wenn der Blick vom Zinzendorfplatz in die Einkaufstraße fällt, schrecken die leeren Schaufenster linksseitig mehr von einem Bummel ab, als dass sie dazu einladen. Aber die Häuser sind Privatbesitz, das erschwert ihre Wiederbelebung.