Tag des Zorns
Dresdens Philharmonie und der MDR-Chor begeisterten mit machtvollem Verdi-Requiem.
– darunter sowohl propalästinensische als auch proisraelische Demonstrationen. Tausende Teilnehmer werden erwartet. „Die Intensität wird mit den Demonstrationen parallel zum Eurovision Song Contest noch zunehmen“, sagt Sieradzki.
Malmö ist eine kompakte Stadt. Daher sei vieles sehr zentral, in der Stadtmitte. „Man kann das Problem also auf der Straße sehen, was man in Stockholm oder Göteborg nicht so sehr kann“, sagt Björn Westerström. Er ist Forscher eines Projekts der Stadt gegen Antisemitismus, macht aktiv Aufklärungsarbeit. Die südschwedische Stadt hat etwa 360.000 Einwohnerinnen und Einwohner, darunter viele mit palästinensischer Abstammung.
Die Polizei kündigte an, mit einem Großaufgebot in der Stadt präsent zu sein. Auch Verstärkung aus Dänemark und Norwegen wurde angefordert. Eine öffentliche ESC-Party wurde abgesagt. „Ich weiß mit Sicherheit, dass die Stadt gut vorbereitet ist. Allerdings weiß man, dass es immer etwas Unerwartetes geben kann“, sagt Experte Mattsson. (dpa)
Anfang Mai ein Requiem? Warum? Vielleicht, weil Verdi aus dem Text geradezu eine oratorische Oper gemacht hat. Oder weil es einfach großartige Musik ist, interpretiert auf höchstem Niveau. Wer sich aber am Sonntagabend im Dresdner Kulturpalast auf die breit gefächerte Interpretation der lateinischen Texte über Schuld und Vergänglichkeit, über Strafe und Gnade, über Hoffnung und Versöhnung eingelassen hat, konnte auch ergriffen werden von der aktuellen, durchaus ambivalenten Bedeutung, gerade in der zeitlichen Nähe zum 8. Mai.
Nach einer aus dem Nichts, im klangvollen Pianissimo beginnenden Einleitung konfrontiert das schlagkräftige „Dies irae“den Zuhörer mit dem zukünftig erwarteten und gleichzeitig schon heute präsenten „Tag des Zorns“. Immer wieder wird die „Sequentia“, der zweite und umfangreichste Teil des Requiems, von diesem Thema aufgespalten. So offenbart sich die Mehrdeutigkeit des Textes: Es ist das machtvolle Dreinschlagen eines göttlichen Richters und doch gleichzeitig eigene geballte, aufgehäufte Schuld, die zurückschlägt.
Verdi hat in seiner Entfaltung der Texte immer wieder die Perspektive gewechselt. Mal ist er Betrachter, mal Betroffener, mal sehnt er sich nach göttlicher Gerechtigkeit, mal erfleht er Gnade und Nachsicht. Für die Toten und für sich. Es ist die Ambivalenz des menschlichen Seins aus der Perspektive des Glaubenden. Die Bitte um Erbarmen (Kyrie), die Furcht vor Gerechtigkeit (Liber scriptus), die Bitte um Gnade (Salva me) und die Hoffnung auf Erlösung (Recordare). Dieses „Dies irae“kann mitreißen, kann bewegen und ängstigen – je nachdem, auf welcher Seite man steht.
Die Interpretation im Kulturpalast wurde von Daniel Oren, Opernchef in Salerno und Verona, geleitet. Mit viel Inspiration setzt er wichtige Impulse der Interpretation, fordert extreme Dynamik, weiß die vielen verschiedenen Ausdrucksformen zu einem Ganzen zu verbinden, gönnt sich und den Interpreten keine Ruhepause.
Die Dresdner Philharmonie macht aus den Ideen Klang. Sie ist souverän im Spiel und bietet eine sichere Basis, aus der sich die Höhepunkte entwickeln und die vielfältigen Farben strahlen können.
Das Publikum flippte förmlich aus
Mit Maria José Siri (Sopran), Varduhi Abrahamyan (Mezzo), Stefan Pop (Tenor) und Michele Pertusi (Bass) war ein klanggewaltiges, operngeschultes Solistenquartett Garant für großartige Momente. Beeindruckend waren die breiten Charakterisierungsmöglichkeiten des Basses, die Strahlkraft der Sopranistin, die Innigkeit des Mezzo und die Wandelbarkeit des Tenors. Ob in den großen solistischen Parts, ob als differenziert geführtes A-cappella-Ensemble oder in der Stretta über dem gewaltigen Ensemble des vollen Orchesters und Chores, jeder Solist hatte seine großen Momente und war souveräner Träger der Musik.
Das wohl größte Gewicht des Abends hatte jedoch der Chor. Der MDR-Rundfunkchor, das größte und sicher auch eines der besten Ensembles seiner Art, bewies einmal mehr seine Meisterschaft. Er glänzte mit Klangkultur und Textverständlichkeit, war ausdrucksstark und klangvoll noch im leisesten Piano, machtvoll im Forte. Nicht enden wollender Applaus!
7:17 3:2 (-11, -9, 5, 6, 6) 0:3 (-12, -7, -7)