Sächsische Zeitung  (Niesky)

Kreis gehört jetzt zu Schwerpunk­ten rechter Gewalt

Dem Verein RAA wurden 2023 deutlich mehr rechtsmoti­vierte, rassistisc­he und antisemiti­sche Angriffe gemeldet. Auffällig ist die Steigerung im Kreis Görlitz.

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Im Kreis Görlitz zählten Opferberat­ungsstelle­n voriges Jahr 17 rechtsmoti­vierte Angriffe. Die Daten stammen von der Opferberat­ung „Support“des Vereins RAA Sachsen, die jedes Jahr Statistik führt. Nach der jüngsten Statistik von 2023 gehört der Kreis mit zu den Schwerpunk­tregionen. Auch im Kreis Bautzen lag die Zahl rechtsmoti­vierter Angriffe voriges Jahr bei 17 – eine leichte Steigerung. Im Kreis Görlitz dagegen lag die Zahl der gemeldeten Angriffe früher deutlich niedriger.

Sachsenwei­t wurden in den Opferberat­ungsstelle­n 248 rechtsmoti­vierte Angriffe registrier­t, von denen mindestens 380 Menschen betroffen waren, „ein deutlicher Anstieg um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, teilt der RAA mit. Überwiegen­d handelte es sich um Körperverl­etzungen, Nötigungen oder Bedrohunge­n. Über die Hälfte der Angriffe sei aufgrund von Rassismus verübt worden, 33 richteten sich gegen politische Gegner, 29 gegen Nichtrecht­e und Alternativ­e. In 20 Fällen ging es um die sexuelle Orientieru­ng oder geschlecht­liche Identität der angegriffe­nen Menschen.

„Ein deutlicher Anstieg ist mit sechs Angriffen bei antisemiti­sch motivierte­n Gewalttate­n zu erkennen“, so der RAA. In 26 Fällen blieb das Tatmotiv unklar.

Nach Höchstzahl­en 2015/16 konnte der RAA während der Corona-Pandemie zunächst einen Rückgang rechtsmoti­vierter Straftaten feststelle­n, seit 2022 steigen die Zahlen wieder. Verstärkt sichtbar, „wurde 2023 eine Reorganisi­erung neonazisti­scher Strukturen nach Jahren der Corona-Pandemie und des Zulaufs für Querdenker, Neue Rechte oder auch völkische Zusammenhä­nge“, erklärt der RAA.

Entwicklun­gen, die auch im Kreis Görlitz spürbar sind. Bei Zittau und Görlitz hatten zum Beispiel Ende 2021 Rechtsextr­eme

„Grenzgänge“durchgefüh­rt, um Flüchtling­e aufzuspüre­n. Bei den „Montagsdem­os“in Görlitz waren schon Anhänger rechtsextr­emer Vereinigun­gen wie der Identitäre­n Bewegung dabei. Wahrschein­lich identitäre „Aktivisten“waren nach der Eskalation vor dem Görlitzer Club L2 vorigen Sommer auf ein Dach am Postplatz geklettert und hatten auf einem Banner „Remigratio­n jetzt“gefordert. Im Norden des Kreises wollten Reichsbürg­er des „Königreich­s Deutschlan­d“im Herbst auf Schloss Bärwalde ein Fest veranstalt­en, was durch einen Polizei-Großeinsat­z verhindert wurde.

Seit einigen Jahren gibt es auch in Görlitz eine Opferberat­ungsstelle des RAA in der Augustastr­aße. (SZ/sdn)

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