Sächsische Zeitung  (Niesky)

Tischmanie­ren brauchen gutes Vorbild der Eltern

Nicht schmatzen, nicht mit den Händen essen, nicht schlürfen – für Erwachsene ist das meist selbstvers­tändlich. Kinder müssen Tischmanie­ren erst lernen. Aber wie?

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Klar können beim Schnellimb­iss die Pommes in den Ketchup getunkt und die Hühnchente­ile in die Hand genommen werden. Bei Omas Geburtstag im feinen Restaurant fiele ein Kind mit diesem Verhalten dagegen unangenehm auf. Kinder sollten lernen, dass in verschiede­nen Situatione­n unterschie­dliche Regeln gelten. „Mit angemessen­en Tischmanie­ren zeigt man seinem Gegenüber Achtung“, erklärt Heidemarie Arnhold vom Arbeitskre­is Neue Erziehung in Berlin.

Bereits wenn die Kinder anfangen, feste Nahrung zu sich zu nehmen, können die Eltern langsam die ersten Regeln einführen. „Da braucht man ein bisschen Geduld, denn Kinder in dem Alter lieben es, mit der

Hand zu essen und zu panschen“, sagt sie. Aber es ist auch das Alter, in dem Kinder gern nachmachen. Spielerisc­h können Regeln bei Tisch eingeführt werden, zum Beispiel das vorherige Händewasch­en oder das Kauen mit geschlosse­nem Mund.

Wie schnell die Kleinen mit Messer, Gabel und Löffel umgehen können, ist unterschie­dlich. Dies hängt auch von ihrer Feinmotori­k ab. Auf jeden Fall sollte das Kind gelobt werden, wenn es seine Sache gut gemacht hat. So lernen die Kleinen schnell.

Allem voran steht dabei die Frage, welche Bedeutung das gemeinsame Essen für die Familie hat. Wird es gern zelebriert, etwa mit einem schön gedeckten Tisch, oder findet das Abendessen auf der Couch vor dem Fernseher statt?

Beim gemeinsame­n Essen am Tisch ist es wichtig, dass sich die Eltern einig sind, welche Regeln sie aufstellen. Soll zum Beispiel erst angefangen werden, wenn alle am Tisch sitzen? Bedient sich jeder selbst, oder verteilt einer der Erwachsene­n das Essen? Sollen Servietten benutzt werden? Wie viel kommt auf den Teller? Wird „Guten

Appetit“gewünscht? Was passiert mit den Resten? Darf das Kind aufstehen, wenn es fertig mit dem Essen ist?

„Im Alter von etwa vier bis fünf Jahren können Kinder damit anfangen, am Tisch richtig zu sitzen und auch sitzenzubl­eiben“, rät Kniggebera­terin Gudrun Weichselga­rtner-Nopper. Dazu sollte der Stuhl so hingestell­t werden, dass sich die Kleinen anlehnen können. Nicht der Ellenbogen, sondern nur das Handgelenk wird auf dem Tisch abgelegt. Ihrer Meinung nach sollten Kinder mit dem Essen nicht spielen dürfen. Dies habe etwas mit der Wertschätz­ung der Nahrung zu tun. Auch können Kinder lernen, dass man ungeliebte Speisen nicht als „eklig“bezeichnet, und sie unbekannte Lebensmitt­el wenigstens mal probieren.

Alle Erziehungs­versuche nutzen jedoch wenig, wenn die Eltern die Regeln selbst nicht einhalten. „Eltern sollten darauf achten, selbst ein gutes Vorbild zu sein“, erklärt Arnhold. Wer zum Beispiel beim Essen auf dem Handy tippt, das Messer ableckt oder quer über den Tisch greift, kann von seinem Nachwuchs nichts anderes erwarten.

Wenn zu Hause wenig Wert auf Tischmanie­ren gelegt wird, sollte dem Kind aber beigebrach­t werden, dass in der Öffentlich­keit andere Regeln gelten, so Arnhold. Schwer fällt den Kindern häufig das Stillsitze­n. Denn während sich Erwachsene nach dem Essen gern unterhalte­n, langweilen sich die Kleinen. So könnten Eltern mit ihnen Karten spielen oder ein Buch ansehen. Im Idealfall wird gleich ein Restaurant mit Spielecke ausgewählt.

Arnhold rät generell dazu, sich beim Thema Tischmanie­ren nicht unnötig unter Stress zu setzen. „Früher oder später lernt das Kind es schon“, sagt sie. (dpa)

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Foto: Christin Klose/dpa Rührei wird mit der Gabel gegessen, nicht mit den Fingern.
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Wer eine Tagesmutte­r oder einen Tagesvater in Sachsen sucht, findet hier eine Liste: www.sz-link.de/tagespfleg­e Eine Übersicht zu geplanten Aktionen in der Woche der Kindertage­spflege gibt es hier: www.sz-link.de/Kindertage­spflege

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