Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Als Albert Schweitzer Decin besuchte
Vor 100 Jahren gab der berühmte Urwaldarzt ein Konzert. Das wird heute wiederholt.
Am Sonnabend um 16 Uhr erklingt in der Christuskirche zu Děčín (Tetschen) ein Konzert, das sich fast deckungsgleich so bereits vor über 100 Jahren abgespielt hatte. Die Orgeltasten betätigte am 15. Januar 1923 kein anderer als der berühmte Urwaldarzt Albert Schweitzer. Er war nämlich auch ein versierter Orgelspieler und darüber hinaus ein exzellenter Bach-Kenner. Schweitzer lebte zu dem Zeitpunkt bereits über vier Jahre in Lambarene, wo er ein Krankenhaus aufbaute. Der Besuch in Děčín war eingebettet in eine Werbetour, die er quer durch Deutschland und Österreich veranstaltete.
Nach Děčín hatte ihn die evangelische Gemeinde eingeladen. Genau genommen gastierte Schweitzer gar nicht in Děčín, sondern in Bodenbach, das damals eine selbstständige Stadt auf der linken Elbseite war und heute als Stadtteil Podmokly bekannt ist.
Interessant ist, dass die evangelische Christusgemeinde damals zu einem erheblichen Teil aus sächsischen Zollbeamten bestand. Sachsen hatte nämlich seine Zollstation an der Grenze in Podmokly eingerichtet.
Verbindungen nach Sachsen
Das ist nicht die einzige Verbindung nach Sachsen. An den Besuch Schweitzers erinnert zwar eine Gedenktafel. Die ganzen Hintergründe des Besuches recherchierten aber evangelische Kinder und Jugendliche aus der Naturschutzgruppe „Aktion Ameise“im Dresdner Stadtteil Briesnitz, die bei einem Austausch in Děčín auf die Tafel stießen. Demnach schilderte Schweitzer in seinem Vortrag über das Krankenhaus nicht nur die Situation in Lambarene, sondern er übte auch harte Kritik an der damaligen Kolonialpolitik. Nach dem Vortrag spielte Schweitzer auf der Orgel Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Charles-Marie Widor. Dieses Konzert wird diesmal von dem Dresdner Kirchenmusikdirektor Sandro Weigert wiederholt.
„Zum Konzert wird eine Ausstellung über den Besuch Schweitzers, die Gemeinde und die Zollbeamten gezeigt. Außerdem drehen wir einen Film, den wir nächstes Jahr zeigen möchten“, sagt René Herrmann, Bezirkskatechet des evangelischen Kirchenbezirks Dresden-Mitte, der die Naturschutzgruppe leitet. Die vielfältigen Verbindungen nach Děčín bestehen bereits seit 17 Jahren.
Der Austausch wird durch das Programm „Spurensuche“der Sächsischen Jugendstiftung ermöglicht und geht auch in Zukunft weiter. „Wir möchten mit der Kirchgemeinde in Děčín gern einen jährlichen Albert-Schweitzer-Tag etablieren“, skizziert Herrmann die weiteren Pläne.
Der Eintritt zum Konzert in der Teplická-Straße ist frei. Es wird aber um Spenden zur Sanierung der Orgel gebeten.